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Wadephul „bedauert“ US-Angriff auf Iran: CDU-Führung widerspricht Einschätzung ihres Außenministers
Deutschlands Außenminister Wadephul bezeichnete den US-Angriff am Sonntag als „bedauerlich“. CDU-Generalsekretär Linnemann gefällt das nicht – und nicht nur ihm.
Stand:
Die CDU-Führung hat einer Einschätzung von Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) zum Angriff der USA auf Irans Atomanlagen widersprochen. Wadephul hatte den Angriff am Sonntagabend als „bedauerlich“ bezeichnet.
Darüber sei in den Sitzungen der CDU-Parteigremien am Montag gesprochen worden, sagte Generalsekretär Carsten Linnemann in Berlin – und betonte, dass die Bundesregierung und er selbst das Vorgehen der USA unterstützten. Linnemann machte nach den Sitzungen von Vorstand und Präsidium klar, dass die CDU-Führung dieses Bedauern nicht teile.
CDU-Generalsekretär stellt sich hinter USA
„Das widerspricht sich nicht: Auf der einen Seite, sich für eine diplomatische Lösung einzusetzen und auf der anderen Seite diese Militärschläge der USA und Israels zu unterstützen – und nichts anderes macht diese Bundesregierung“, sagte Linnemann. „Deswegen halte ich das Vorgehen der Amerikaner in diesem Zusammenhang für richtig.“
Der CDU-Generalsekretär sagte: „Man muss einfach wissen, dass 40 Jahre lang das Mullah-Regime diese Welt mit Terror überzogen hat.“
Wadephul hatte am Sonntagabend in der ZDF-Sendung „Berlin Direkt“ gesagt: „Bedauerlicherweise hat es jetzt diese militärische Aktion gegeben, die wohl notwendig war aus Sicht der USA.“
„Niemand findet es gut, wenn eine kriegerische Auseinandersetzung fortgeführt wird“, deshalb werde Deutschland zusammen mit Großbritannien und Frankreich „weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, dass wir jetzt ernsthaft verhandeln“, betonte der Minister in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. „Jeder weiß, es muss eine Verhandlungslösung geben. Ich denke, alle sind dazu bereit“.
Wadephul verurteilt iranisches Vorgehen
„Was jetzt entscheidend ist, ist dass der Iran endlich versteht, er muss in direkte Gespräche mit den USA gehen“, sagte Wadephul in der ARD. „Jetzt muss eine neue Chance genutzt werden. Und ich hoffe, dass es jetzt keine weitere Eskalation gibt, sondern dass jetzt wirklich gesprochen wird.“ Wadephul betonte, dass der Iran eine rote Linie überschritten habe, indem er Uran weit über den für die zivile Nutzung nötigen Wert angereichert habe.
Im ZDF betonte der Außenminister, dass es auch im deutschen Interesse sei, dass „Iran niemals in den Besitz dieser gefährlichen Waffe“ komme. Das iranische Regime sei „verabscheuungswürdig“. Dass er dennoch bereit sei, mit dessen Vertretern am Verhandlungstisch zu sitzen, sei Teil seiner staatspolitischen Verantwortung.
Auf die Frage, ob er die Bedeutung der Diplomatie in diesem Konflikt falsch eingeschätzt habe, versicherte Wadephul, dass er „zu keinem Zeitpunkt naiv“ gewesen sei.
Auch US-Außenminister Marco Rubio habe mehrfach öffentlich gesagt, dass die USA sich nicht an dem Krieg beteiligen würden. Genau wie sein britischer Amtskollege David Lammy sei er unmittelbar nach den US-Schlägen über den Angriff informiert worden. Deutschland sei ein „verlässlicher Partner“ der USA und mit seinem Partner auf Augenhöhe, betonte Wadephul. (AFP, dpa, Tsp)
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