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Nach Angaben der US-Regierung will der Iran die Drohnen möglichst schnell an Russland liefern.

© AFP

Iranische Drohnen für Moskau?: Welchen Vorteil sich Russland für den Krieg gegen die Ukraine verschaffen will

Der Iran und Russland bauen ihre Kooperation aus. Dass es dabei um Drohnen geht, dementieren beide.

Wie wirksam iranische Kampfdrohnen sein können, erfuhren Freunde und Feinde der Islamischen Republik am 17. Januar dieses Jahres. Drohnen aus iranischer Produktion griffen den Flughafen und Tanklastwagen in Abu Dhabi an, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate.

Gelenkt wurden die Drohnen, die drei Menschen töteten, von Iran-treuen Huthi-Rebellen im tausend Kilometer entfernten Bürgerkriegsland Jemen. Nun werfen die USA dem Iran vor, Russland Hunderte Drohnen für den Ukraine-Krieg liefern zu wollen. Die US-Anschuldigung ist teilweise wohl Kriegspropaganda, hat aber einen wahren Kern: Russland und der Iran bauen ihre Zusammenarbeit aus.

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Nach Angaben von Jake Sullivan, Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, will der Iran die Drohnen möglichst schnell an Russland liefern. Noch in diesem Monat solle die Ausbildung russischer Soldaten an den iranischen Waffen beginnen.

Sullivan sprach kurz vor Bidens derzeitiger Nahost-Reise, bei der es um die Bedrohung der Region durch den Iran gehen soll, und kurz vor einem Treffen des russischen Staatschefs Wladimir Putin mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am kommenden Dienstag in Teheran.

Die angeblich geplanten Drohnen-Lieferungen belegen aus amerikanischer Sicht die These, dass Russland nach fast fünf Monaten Krieg allmählich die Waffen ausgehen.

Teheran dementierte, ließ aber Fragen offen. Der Iran weise Sullivans Worte zurück, meldete die Nachrichtenagentur Tasnim, die der iranischen Revolutionsgarde nahesteht. Die iranisch-russische Zusammenarbeit bei moderner Technologie habe bereits vor dem Ukraine-Krieg begonnen, fügte die Agentur hinzu. Auch der Kreml bestritt inzwischen, dass Putin während seines Besuches in Teheran iranische Drohnen ordern werden.

Im Drohnen-Krieg hat Russland bisher das Nachsehen

Sullivan jedoch erneuerte am Mittwoch seine Vorwürfe. Wenn Russland eine Allianz mit dem Iran mit dem Ziel anstrebe, „Ukrainer zu töten“, dann sei das eine Bedrohung für die ganze Welt, sagte er.

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Schon im April waren Berichte über eine angebliche iranische Waffenhilfe für Moskau aufgetaucht. Vertreter pro-iranischer Milizen im Irak sagten damals dem britischen „Guardian“, sie hätten Panzerfäuste und anderes Kriegsgerät aus dem Irak in den Iran gebracht, von wo aus die Waffen über das Kaspische Meer nach Russland transportiert worden seien. Der Iran selbst soll damals Luftabwehr-Batterien aus russischer Fertigung an Moskau zurückgegeben haben.

Wenn Sullivans Drohnen-Vorwurf zutrifft, wäre dies eine neue Dimension. Die iranischen Lieferungen umfassen demnach so genannte Kamikaze-Drohnen, die sich ins Ziel stürzen und explodieren. Bisher hat die Ukraine im Drohnen-Krieg gegen Russland die Oberhand, weil sie sich auf moderne Drohnen aus der Türkei stützen kann.

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Experten bezweifeln jedoch, dass der Iran innerhalb kurzer Zeit mehrere hundert Drohnen an Russland liefern könnte. Zwar hat Teheran in den vergangenen Jahren die Huthis und andere Verbündete wie die libanesische Hisbollah mit Drohnen versorgt. Nach Angaben der saudisch geführten Kriegsallianz im Jemen setzten die Huthis in sechs Jahren Krieg zwischen 2015 und Ende vergangenen Jahres insgesamt 851 Drohnen aus iranischer Produktion bei Angriffen ein.

Teheran soll bereits seit Monaten Waffen für Moskau liefern

Doch aus dem Stand mehrere hundert Drohnen nach Russland zu exportieren, übersteigt die iranischen Kapazitäten. „Soviel ich weiß, hat der Iran nicht Hunderte Drohnen herumliegen“, schrieb die Drohnen-Expertin Ulrike Franke von der Denkfabrik ECFR auf Twitter. Auch Esfandyar Batmanghelidj von der Denkfabrik Bourse Bazar kommentierte, es sei unwahrscheinlich, dass Iran mehrere hundert einsatzfähige Drohnen im Arsenal habe.

Außerdem dürfte der Iran darauf achten, seine Lieferungen an die Huthis nicht durch neue Exporte nach Russland zu gefährden. Die Unterstützung für die Huthis gibt dem Iran die Möglichkeit, arabische Staaten unter Druck zu setzen.

Im iranisch-russischen Verhältnis geht es nicht nur um Drohnen. Schon vor Sullivans Vorwürfen war zu erkennen, dass die beiden Staaten eine engere Zusammenarbeit anstreben. Beide unterstützen den syrischen Staatschef Baschar al Assad, beide sind westlichen Sanktionen ausgesetzt, und beide sind auf der Suche nach alternativen Partnern.

Putin und Raisi trafen sich vor wenigen Wochen in Turkmenistan bei der ersten Auslandsreise des russischen Präsidenten seit Beginn des Ukraine-Krieges. Putin sagte in dem Gespräch, Russland habe „wahrhaft tiefe, strategische Beziehungen“ mit dem Iran.

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