Brandenburg: 5000 Bäume pro Jahr
SPD-Verkehrsminister Dellmann will Brandenburger Alleen durch Neupflanzungen langfristig sichern
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Potsdam - Schon Fontane schwärmte von den märkischen Alleen: Um dieses Wahrzeichen des Landes langfristig vom Aussterben zu bewahren, will Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD) jährlich 5000 Alleebäume neu pflanzen lassen. So soll gesichert werden, dass der Alleenbestand dauerhaft bei 2500 Kilometern, 100 Kilometer mehr als heute, gesichert werden kann. Das kündigte Dellmann gestern bei der Vorstellung der neuen „Strategie 21“ der Regierung zur Zukunft der Alleen an.
Es geht um 2340 Kilometer Landes- und Bundesstraßen, das entspricht 36,7 Prozent des Gesamtnetzes, die im alleenreichsten Bundesland von den typischen Baumreihen gesäumt sind. Zum Vergleich: In Mecklenburg-Vorpommern sind es 1482 Kilometer, in Sachsen-Anhalt 850 Kilometer, in Bayern 320 Kilometer, in Hessen 190 Kilometer.
Ohne Nachpflanzungen würden die Alleen aber auch in Brandenburg langfristig dennoch verschwinden, betonte Dellmann, der jährlich rund acht Millionen Euro dafür veranschlagt. Denn 35 Prozent aller Brandenburger Alleebäume sind momentan 70 bis 90 Jahre alt. Da somit ein großer Teil innerhalb der nächsten 20 Jahre gefällt werden müsse, gehe deren Gesamtzahl erst einmal auf 230 000 zurück und steige danach bis zum Jahr 2080 wieder auf knapp 400 000 an, sagte Dellmann. „Nicht der einzelne Baum steht im Mittelpunkt, sondern der Erhalt des Systems Allee“. So sollen weniger Lücken bepflanzt, dafür aber neue Alleenabschnitte gebildet werden. Ein Grundsatz sei auch, „Alleen in Auflösung komplett zu ersetzen.“
Die Zeiten, wo jährlich mehr Alleebäume der Kettensäge zum Opfer fielen als Neupflanzungen, sollen demnach endgültig vorbei sein. So wurden laut Dellmann im Jahr 2006 insgesamt 6850 Alleebäume neu gepflanzt, gefällt wurden 6300, was teilweise auch auf Schäden durch den Orkan „Kyrill“ zurückzuführen war. Doch nach der Alleenstrategie gelte der eherne Grundsatz, dass für jeden gefällten Baum ein neuer gepflanzt wird.
Wie Dellmann sagte, werde das gesamte Landes- und Bundesstraßennetz auf Alleentauglichkeit untersucht. So werde man an hoch frequentierten Trassen, auch wegen der Unfallgefahr, sicher keine Bäume nachpflanzen, so der Verkehrsminister. „Es wird aber neue Alleen geben, wo es noch nie welche gab.“
Umweltverbänden, den Grünen und der PDS-Opposition geht die „Strategie 21“ nicht weit genug. Sie befürchten, dass es trotz der vollmundigen Ankündigungen längerfristig zu einem Kahlschlag an Brandenburgs Alleen kommen wird. So beklagte die umweltpolitische Sprecherin der Linkspartei.PDS-Fraktion im Landtag, Carolin Steinmetzer-Mann, dass ein gesichertes Finanzierungsinstrument und die verbindliche Einbeziehung des Sachverstands der Umweltverbände fehle. Das Konzept gehe in die richtige Richtung, sei bislang aber nur eine Willensbekundung. Dagegen nannte die bündnisgrüne brandenburgische Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm das Konzept ungeeignet, um die Alleen dauerhaft zu erhalten: Jeder zweiten Allee in Brandenburg drohe langfristig das Aus, befürchtet Behm.
Zustimmung kam vom verkehrspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Jens Klocksin. Er wies darauf hin, dass auch ein Alleen-Konzept für die Kreis- und Ortsstraßen erarbeitet werden müsse. Thorsten Metzner
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