Flughafengesellschaft sieht Schadenersatz gelassen: BER: Bahn will Geld
Berlin - Der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) droht eine späte Millionenklage wegen der vor drei Jahren ausgefallenen Eröffnung des neuen BER-Airports. Und zwar diesmal von der bundeseigenen Deutschen Bahn AG, obwohl der Bund selbst Miteigentümer der FBB ist.
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Berlin - Der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) droht eine späte Millionenklage wegen der vor drei Jahren ausgefallenen Eröffnung des neuen BER-Airports. Und zwar diesmal von der bundeseigenen Deutschen Bahn AG, obwohl der Bund selbst Miteigentümer der FBB ist. Die Erfolgsaussichten sind nach PNN-Recherchen allerdings nicht gut, wofür auch die bisherige Schadenersatzbilanz um die abgesagte BER-Eröffnung vor rund drei Jahren ein Beleg ist. Dem Vernehmen nach hat der Flughafen bis heute nicht einmal fünf Millionen Euro als Entschädigungen ausgezahlt – aber selbst über die Haftpflichtversicherung der früheren Flughafenchefs wegen des Debakels zwölf Millionen Euro eingenommen.
Die höchste Summe, die ausgezahlt wurde, waren im Vergleichswege knapp zwei Millionen Euro an Air Berlin. Die Fluggesellschaft hatte den Flughafen ursprünglich auf 48 Millionen Euro verklagt. Sie gilt als Hauptleidtragender des BER-Fiaskos, da für sie der neue Hauptstadtflughafen in Schönefeld das wichtigste Drehkreuz ihres Netzes werden sollte. Im Verfahren vor dem Potsdamer Landgericht zeichnete sich nach Hinweisen der Richter aber ab, dass Forderungen der Airline in dieser Dimension keine Chance hatten. Die Deutsche Bahn AG will nun zwar sogar bis zu 70 Millionen Euro einklagen, wie die „Bild am Sonntag“ berichtete, und zwar für Einnahmeausfälle und Instandsetzungskosten. Denn solange der Flughafen nicht eröffnet, kann auch der unterirdische Bahnhof unter dem Terminal nicht in Betrieb gehen. Dadurch entgehen dem Unternehmen Entgelte. Außerdem müssen regelmäßig zur Belüftung Züge durch den Tunnel fahren, damit sich kein Schimmel bildet. Eine Kanzlei sei mit der Vorbereitung einer Klage beauftragt, hieß es. Eine Bestätigung der Deutschen Bahn AG gibt es bislang aber noch nicht.
Und die Flughafengesellschaft beunruhigt eine weitere Klage angesichts der bisherigen Bilanz der Prozesse um die abgesagte Eröffnung auch nicht. „Wir sehen einer möglichen juristischen Auseinandersetzung gelassen entgegen“, heißt es.
Denn bislang kam man trotz der kurzfristig angekündigten BER-Eröffnung am 8.Mai 2012 – nur wenige Wochen vor dem geplanten Start am 3. Juni – glimpflich davon. Unmittelbar nach der abgesagten Eröffnung 2012 hatte der Flughafen noch mit bis zu 250 Millionen Euro Schadenersatzzahlungen kalkuliert, die Bestandteil der damals von Berlin, Brandenburg und dem Bund als Eigentümern bewilligten Kapitalspritze von 1,2 Milliarden Euro sind.
Etwa 60 Firmen, darunter Einzelhändler und Gastronomen, haben ihre Forderungen inzwischen geltend gemacht. Nach dem Geschäftsbericht 2014 hat der Flughafen wegen der verschobenen Eröffnungen aktuell noch Rückstellungen über 30 Millionen Euro. Intern geht man in den Risikoberichten für den Aufsichtsrat des BER davon aus, dass es im schlimmsten Fall bis zu 60 Millionen Euro werden könnten, womit aber niemand ernsthaft rechnet. Thorsten Metzner
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