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Amt und Hürden. Horst Amann hat seinen Job als Technikchef auf der BER-Baustelle angetreten. Vorgänger Manfred Körtgen musste wegen der verpatzten Eröffnung gehen.

© dapd

Brandenburg: BER-Eröffnung wackelt schon wieder

Neuer Technikchef tritt den Dienst an – begleitet von einer Diskussion, ob am 16. August der Beschluss zum Termin fällt

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Schönefeld - Horst Amann (59), der neue Technikchef der Flughafengesellschaft, war gerade erst in Schönefeld angekommen, da wurde er schon wieder gebremst. Am Mittwochmorgen bezog er das Büro seines Vorgängers Manfred Körtgen, der wegen des Debakels um die geplatzte Eröffnung des BER-Flughafens gehen mussten. Der Raum liegt im zweiten Geschoss des Verwaltungstrakts am alten Flughafen in Schönefeld, es ist ein alter Backsteinbau, einst errichtet für die Henschel-Flugzeugwerke. In der DDR residierte dann die staatliche Interflug hier. Gleich gegenüber von Amanns Büro auf demselben Flur sitzt Rainer Schwarz, der kaufmännische Geschäftsführer. Er durfte bleiben, gilt aber als angeschlagen. An seine Seite wurde Amann als durchsetzungsstarker Manager geholt, einer, der die Sprache der Bauleute spricht, keinen Konflikt scheut, kein umstrittenes Projekt meidet. Wie in Frankfurt/Main, wo er als Chefplaner der Flughafengesellschaft Fraport die politisch umstrittenen neue Landebahn Nordwest baute und den Bau des dritten Terminals anschob.

Bereits bei der nächsten Sitzung des BER-Aufsichtsrats sollte Amann eigentlich klar sagen, ob der neue, von vielen Seiten in Zweifel gezogene Eröffnungstermin am 17. März 2013 überhaupt zu halten ist. Dazu dienten in der vergangenen Woche die Tests der Brandschutzanlage, die „nach erstem Augenschein erfolgreich“ waren. Der Zeitplan hängt maßgeblich vom Ergebnis ab, das kurz vor der Aufsichtsratssitzung vorliegen soll. Mit der hochkomplexen Anlage steht und fällt das Projekt. Schon die geplante Eröffnung im Juni scheiterte daran. Selbst die Flughafengesellschaft hält nicht mehr viel von der Anlage, viel zu kompliziert, schwer zu steuern, zu sehr auf die schlanke Architektur statt auf Tauglichkeit ausgerichtet.

Fast schon wurde Amann zum Heilsbringer für den neuen Hauptstadtflughafen, der alle Probleme in den Griff bekommt. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, der Aufsichtsratschef ist, und sein Vize, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), hatten nur Lob übrig für Amann. Der pflegt einen ganz eigenen Stil. Es soll noch Resturlaubstage bei Fraport genommen haben, um die Baustelle des BER zu inspizieren, Akten durchzuarbeiten oder den Landrat von Dahme-Spreewald, Stephan Loge, zu treffen. Das ist der Chef der Baubehörde, die immer wieder Mängel auf der Baustelle beklagt, die der Brandschutzanlage die Genehmigung verweigerte und im Dezember die Abnahme machen muss. Amann betreibt schon mal Kontaktpflege. Und vermeidet jede Festlegung. Den Zeitplan nannte er „überaus ambitioniert“.

Zu seinem Amtsantritt wollte sich der Baumanager, auf dem die ganze Verantwortung lastet, nicht äußern. Darum habe er gebeten, er müsse sich jetzt auf seine neue Aufgabe konzentrieren, sagte ein BER-Sprecher. Dafür redeten andere, während Amann am Morgen an die Arbeit ging – und bremsten die zuvor geschürten Erwartungen. Tenor: Amann soll sich ruhig Zeit lassen. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) warnte im Frühstückfernsehen davor, auf Biegen und Brechen am Termin festzuhalten, wenn eine reibungslose Inbetriebnahme nicht absolut sicher ist. Der 17. März 2013 sei ein Wunsch Wowereits gewesen. Der erklärte, das Datum sei keine politische Entscheidung, sondern richte sich nach den Bauabläufen. Jetzt gehe es um einen verlässlichen Termin und eine belastbare Einschätzung. „Es darf nie wieder zu einer Situation kommen, dass man vier Wochen vor Eröffnung sagen muss, es klappt wieder nicht“, so Wowereit. „Das wäre fatal.“

Über Amanns Rolle sagte Platzeck: „Ich gehe davon aus, dass er dem Aufsichtsrat in den nächsten Wochen ein seriöses Konzept vorlegen wird.“ Wowereit dagegen meinte: „Wir werden sehen, ob er zur Aufsichtsratssitzung in der Lage ist, dies abschließend zu sagen oder ob er länger Zeit braucht.“ Amann habe alle Freiheit, die Pläne zu prüfen. „Wir sind hier gut beraten, keinen Druck zu machen.“ Die Entscheidung über den Eröffnungstermin wird also möglicherweise aufgeschoben: Wenn Amann mehr Zeit als bis zur Aufsichtsratssitzung am 16. August brauche, so ließ Wowereit mitteilen, werde man ihm diese nicht verweigern.

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