
© Harf Zimmermann
Hauptstadtflughafen BER: Die alten BER-Planer könnten die neuen sein
Flughafenchef Hartmut Mehdorn will das gekündigte Architekturbüro GMP offenbar zurückholen und legt einen „Sprint“ ein. Brandenburgs Opposition sieht den Aufsichtsrat balmiert.
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Berlin - Die Flughafen-Gesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) will mit einem Programm mit dem Namen „Sprint“ für eine zügige Eröffnung des Großflughafens sorgen. Dafür solle eine Arbeitsgruppe aus internen und externen Experten gebildet werden. Dem Team soll auch der ehemalige Bauleiter des Berliner Hauptbahnhofs, Hany Azer, angehören. Das berichtet die „Bild“-Zeitung in ihrer Dienstagausgabe. Via „Sprint“ soll auch das als Generalplaner gekündigte Architekturbüro GMP zurückkehren. Zumindest einige Mitarbeiter des Architektur-Büros „Gerkan, Marg und Partner“ sollen dabei sein.
Am Wochenende war bekannt gewordenen, dass es Gespräche des Flughafenchefs Hartmut Mehdorn mit dem Büro GMP gibt. Sie wurden in Brandenburg weitgehend positiv bewertet. Die SPD im Berliner Abgeordnetenhaus äußerte allerdings wegen „Fehlleistungen“ der Architekten große Bedenken. Es ist bereits der zweite überraschende Vorstoß Mehdorns im neuen Job. Zu seinem Dienstantritt Anfang März hatte er einen Weiterbetrieb des Flughafens Tegel angeregt.
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Das Architekturbüro hatte den Flughafen geplant und die gesamte Bauüberwachung übernommen. Doch im Mai 2012 machte der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft die Architekten für das Chaos auf der Baustelle und die geplatzten Eröffnungstermine verantwortlich. Über Nacht wurde dem Büro gekündigt.
Ein Sprecher der Gesellschaft, der Berliner Senat und die Brandenburger Staatskanzlei wollten Mehdorns Vorstoß nicht bestätigen. Übereinstimmend hieß es aber, im Interesse eines „beschleunigten Baufortschritts“ sei es notwendig, mit allen Beteiligten zu reden. Dazu gehöre „natürlich auch das Büro Gerkan“. Es dürfe keine Denkverbote geben. Laut „Bild am Sonntag“ soll der Inhaber des Büros, Stararchitekt Meinhard von Gerkan, gesagt haben, es habe bereits zwei geheime Gespräche mit Mehdorn gegeben. Zum Inhalt wollte er sich nicht äußern. GMP war am Ostermontag nicht erreichbar.
Die Opposition im Brandenburger Landtag begrüßte Mehdorns Vorgehen. Zugleich hieß es, Mehdorns Entscheidung, GMP wieder in das BER-Projekt zu holen, werfe ein negatives Licht auf den Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft. Der neue Flughafenchef korrigiere eine Fehlentscheidung. „Damit ist der Aufsichtsrat vollständig desavouiert und blamiert“, sagte Grünen-Fraktionschef Axel Vogel den PNN. „Erst das Agieren und Lavieren von Geschäftsführung und Aufsichtsrat hat mit dem Rausschmiss von GMP am BER eine Situation der monatelangen Selbstblockade und Stillstand auf der Baustelle verursacht.“ Vogel erinnerte daran, dass bereits Flughafen-Technikchef Horst Amann in einer Auflistung der Fehler am BER auch die Kündigung des Architektenbüros aufgeführt hatte. Wie schon bei der Debatte um eine Offenhaltung Tegels zeige Mehdorn und nicht Aufder sichtsratschef, Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck (SPD), wohin der Weg geht.
Auch CDU-Fraktionschef Dieter Dombrowski begrüßte Mehdorns Bemühungen, GMP zurückzuholen: „Mehdorn ist ein erfahrener Mann und im Gegensatz zum Aufsichtsrat offensichtlich in der Lage, wichtige Entscheidung zu treffen.“ Den PNN sagte er: „Der Aufsichtsrat lebte nur vom Bremsen und Verschieben.“ GMP habe im Frühjahr 2012 die Unterschrift für den Ersatz der fehlerhaften Brandschutzanlage durch Hunderte Zeitarbeiter als Türöffner verweigert. GMP habe in seinen Berichten vor den Gefahren auf der Baustelle gewarnt. „Bei GMP standen die Ampeln auf Rot, beim Aufsichtsrat waren sie nur noch Gelb“, sagte Dombrowski.
Der Verkehrsexperte der Berliner SPD, Ole Kreins, reagierte ablehnend: „Das ist wohl ein Aprilscherz.“ Bei den Sitzungen des Untersuchungsausschusses habe sich eindeutig herausgestellt, dass die GMP-Architekten den Überblick verloren hätten.
Die Inbetriebnahme des BER wurde viermal verschoben. Einen Eröffnungstermin gibt es derzeit nicht. (mit pet)
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