Von Marion van der Kraats: Die Mark wird zur Schmuggelregion
Die Rauschgiftkriminalität in Brandenburg wächst. Auch „Indoor-Plantagen“ boomen
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Eberswalde - In Havelsee stoßen die Ermittler auf knapp 2800 Cannabispflanzen in einer sogenannten Indoor-Profiplantage. Auf einer Segeljacht werden 13,8 Kilogramm Kokain sichergestellt, das mutmaßliche Drogendealer aus Brandenburg an der Havel nach Deutschland geschmuggelt haben. Brandenburgs Ermittler haben es immer häufiger mit Rauschgiftkriminalität zu tun. In der Statistik ist die Zahl der Fälle seit 2009 laut Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg gestiegen. Allein im ersten Halbjahr 2010 registrierte die Behörde 2387 Fälle, 285 mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit dürfte sich deren Zahl gegenüber 2009 erneut erhöhen, als insgesamt 4653 Taten (2008: 4527) festgestellt wurden.
Zunehmend gewinne Brandenburg an Bedeutung für den Rauschgiftschmuggel zwischen West- und Osteuropa, sagte LKA-Sprecher Toralf Reinhardt. „Dabei stellen die Niederlande und Polen unverändert die wichtigsten Herkunftsländer für die hier gehandelten und konsumierten Betäubungsmittel dar.“ Vermehrt gebe es Bezüge zu anderen Bundesländern wie Sachsen, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg.
Darüber hinaus beobachteten die Ermittler, dass Kokain aus Südamerika häufig über die Mark in den Berliner Raum gelangt. So flogen im vergangenen Jahr sechs Männer und eine Frau im Alter von 32 bis 50 Jahren aus dem Raum Brandenburg an der Havel auf: Laut LKA gab es seit September 2009 Hinweise, dass sie Kokain aus Südamerika nach Deutschland schmuggeln und in Brandenburg auf den Markt bringen wollten. Zwischen Dezember 2009 und Mai 2010 schleuste die Bande laut Ermittler etwa 2,3 Kilogramm Kokain jeweils am Körper ein.
„Aus den Gewinnen kaufte sich ein 50-jähriger Deutscher in Miami eine hochseetüchtige Segeljacht“, so Reinhardt. Diese sei dann Mitte Juli 2010 für den Schmuggel von 13,8 Kilo Kokain von Aruba (niederländische Antillen) nach Cuxhaven genutzt worden. Obwohl der Stoff sich gut versteckt in einem Hohlraum in der Seitenwand der Kajüte befand, flog der Schmuggel auf. Damit gelang den Brandenburger Ermittlern der größte Fund von Kokain in den vergangenen zehn Jahren.
Cannabis und Marihuana werden zunehmend auf professionellen Indoor-Plantagen gezüchtet – auch in Brandenburg. Dabei registrierten die Ermittler laut LKA 2010 erstmals einen Trend, der bundesweit seit längerem beobachtet wird: Meist illegal eingereiste vietnamesische Staatsangehörige entpuppen sich als „Cannabisbauern“ oder Organisatoren und Dealer. 17 Plantagen wurden laut LKA bislang in Brandenburg entdeckt, drei in den Nachbarländern Berlin, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Der überwiegende Teil der Tatverdächtigen (12) seien Vietnamesen.
Die Konsumenten besorgen sich ihre Drogen und Drogenersatzstoffe häufig in Berlin. Trotz zunehmender Drogendelikte ging die Menge des sichergestellten Rauschgiftes zurück. Hintergrund ist laut LKA, dass eher Konsumenten und Dealer geschnappt werden. Die Aufklärungsquote lag im ersten Halbjahr 2010 bei 93,8 Prozent, im Vorjahreszeitraum bei 96,4 Prozent. Meist handelte es sich um Männer: In den ersten sechs Monaten 2010 wurden 1920 dingfest gemacht (2009 insgesamt 3438); dazu kommen 276 Frauen (2009 insgesamt: 430).
Am häufigsten werden Cannabisprodukte, Amphetamin und Kokain sichergestellt – sowohl bei den Konsumenten als auch den Händlern. Eine deutliche Zunahme gab es laut LKA beim Konsum von Amphetamin und Methamphetamin (Crystal). Laut Behörde wurden 2009 mehr als 77 Kilogramm Marihuana, rund 15 Kilogramm Haschisch sowie knapp 47 Kilogramm Amphetamin und über 4,9 Kilogramm Kokain aus dem Verkehr gezogen. Im ersten Halbjahr 2010 kassierten die Sicherheitsbehörden deutlich weniger Marihuana (11,2 Kilogramm) und Haschisch (2,1) ein. Dafür wurden aber 5100 Cannabispflanzen entdeckt; im gesamten Jahr 2009 waren es 6968. Auch beim Kokain fiel die Menge in den ersten sechs Monaten deutlich geringer aus, was sich im zweiten Halbjahr durch den Fund im Juli mit 13,8 Kilogramm geändert hat.
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