Brandenburg: Die Polen kommen als Gäste nach Brandenburg Märkische Touristiker setzen auf Neugierde. Sie werben gezielt in den Medien und auf Facebook
Potsdam - Polen gewinnt für Brandenburgs Tourismus zunehmend an Bedeutung. Aus dem Nachbarland kommen inzwischen die meisten ausländischen Gäste.
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Potsdam - Polen gewinnt für Brandenburgs Tourismus zunehmend an Bedeutung. Aus dem Nachbarland kommen inzwischen die meisten ausländischen Gäste. Rund 123 000 Übernachtungen buchten die Polen laut Wirtschaftsministerium 2012 – rund sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Der positive Trend setzt sich fort: Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden 45 Prozent mehr Übernachtungsgäste verzeichnet als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Damit hätten die Polen Besucher aus den Niederlanden und Skandinavien überholt, teilte Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) am Freitag in Potsdam mit. „Die Zahlen machen deutlich, welchen großen Stellenwert Polen für den Tourismus hat“, sagte Christoffers.
Dieses Potenzial soll weiter ausgebaut werden: Die Tourismus Marketing Brandenburg GmbH (TMB) hat ihre Zusammenarbeit mit dem Nachbarland ausgebaut und wirbt gezielt vor Ort, beispielsweise in Zeitungen und im Fernsehen. Gut 100 000 Euro investiert das Auslandsmarketing der TMB nach Angaben von Abteilungsleiter Martin Fennemann jährlich dafür. Die sei etwa ein Fünftel des Gesamtbudgets. Das Geld ist aus Sicht der Branche gut angelegt: Nach ihren Beobachtungen sind polnische Touristen ausgabefreudiger als andere.
22 bis 23 Euro geben Tagestouristen laut Ministerium in der Mark aus, bei Übernachtungsgästen seien es etwa 110 Euro. Eine Befragung im Freizeitbad „Tropical Island“ (Dahme-Spreewald) habe ergeben, dass polnische Gäste etwa 20 Prozent mehr Geld ausgeben als andere internationale Gäste.
Laut Ministerium gab es 2012 insgesamt mehr als 11 Millionen Übernachtungen in Brandenburg – rund 800 000 davon von ausländischen Gästen. Die sei ein Plus im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent, hieß es. Christoffers will in absehbarer Zeit auf eine Million kommen. Er wertete die bisherige Entwicklung als Erfolg des gezielten Auslandsmarketings seit 2006. Damals gab es laut Ministerium rund 8,8 Millionen Übernachtungsgäste.
Schon im Vorjahr hatte die TMB erkannt, dass bei den Polen neben Tropical Island vor allem die Themen Wellness, Shopping und Kultur in Brandenburg ziehen – Bereiche, die es so in Polen in der Qualität noch nicht gebe. Zuwächse polnischer Besucher meldeten etwa die Uckermärkischen Bühnen Schwedt, die Spreewaldtherme in Burg oder die Einkaufscenter entlang der Grenze. Bis zu ihrer vorübergehenden Schließung wegen Sanierungsmaßnahmen hatte auch die Therme in Bad Saarow deutlich mehr Gäste aus dem nahen Polen verzeichnet. TMB-Chef Dieter Hütte hatte schon vor einem Jahr, als noch die Niederländer die besten Brandenburg-Touristen waren, auf den polnischen Markt hingewiesen: „Die Erfahrung zeigt, dass es sich auch wirtschaftlich auszahlt, Angebote in Polnisch zu präsentieren. Dort wo etwa Speisekarten auch in polnischer Sprache angeboten werden, steigen sofort die Umsätze, weil die polnischen Gäste plötzlich auch hochpreisigere Gerichte bestellen.“ Dieses Potenzial werde von einem wachsenden Teil der Tourismusanbieter im Land erkannt – aber noch immer von zu wenigen.
Konkrete Angaben dazu, wie viele Brandenburger in Polen Urlaub machen, liegen laut Ministerium nicht vor.
Seit etwa einem halben Jahr setzen Brandenburgs Touristiker auch auf das soziale Netzwerk Facebook. „Empfehlungen von Verwandten und Freunden kommen auch in Polen bei der Reiseentscheidung eine sehr hohe Bedeutung zu“, meinte Touristiker Fennemann. Die Resonanz bei Facebook sei gut, vor allem bekomme die Branche in Brandenburg aber auch eine gute Rückmeldung zum Angebot.
Brandenburg wirbt gezielt in den europäischen Ländern Niederlande, Großbritannien, Schweden, Dänemark, Österreich, der Schweiz und Polen für sich. Hinzugekommen ist nun Tschechien. Hier sieht die Branche ebenfalls Potenzial. In Tschechien selbst wird nach Erfahrungen von dortigen Touristikern besonders auf die Entwicklung des Lausitzer Seenlandes geschaut. Die ehemaligen Braunkohletagebaue, die geflutet und zu einer Seenlandschaft verbunden werden, wären für Tschechen das nächstgelegene größere Wassersportrevier.
(mit mat und pet)
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