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Bundesminister Dobrindt will nicht nachgeben - Flughafenchef Hartmut Mehdorn aber vermutlich auch nicht.

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Wieder Streit um den Flughafen BER: Dobrindt präsentiert neue Namen für Mehdorn-Nachfolge

Erst hat er den Flughafen Leipzig-Halle als Alternative für den BER ins Spiel gebracht, nun schießt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt auch noch bei der Suche nach dem Nachfolger für Hartmut Mehdorn quer. Und wie reagieren Berlin und Brandenburg?

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Berlin - Um die Nachfolge des scheidenden BER-Chefs Hartmut Mehdorn droht eine Machtprobe zwischen den BER-Eignern. Und zwar zwischen Berlin und Brandenburg auf der einen und dem Bund auf der anderen Seite. Nach Informationen dieser Zeitung wollen Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) auf der Sondersitzung des Flughafenaufsichtsrates am Freitag die Entscheidung fällen lassen, wer neuer Chef des Airports wird. Für Berlin und Brandenburg ist es dabei dem Vernehmen nach gesetzt, dass entweder der langjährige Rolls-Royce-Manager Karsten Mühlenfeld, inzwischen bei Bombardier, oder der frühere Bombardier-Manager Michael Clausecker auf Mehdorn folgen soll. „Einer der beiden wird es“, heißt es. Doch nun bremst Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) – und sorgt für Irritationen und Verärgerung.

Fest steht, dass es mit Dobrindt, wenige Tage vorher, immer noch keine Einigkeit gibt. Stattdessen gibt sein Agieren Berlin und Brandenburg Rätsel auf, ja lässt den Verdacht aufkommen, dass er eine zügige Mehdorn-Nachfolge torpediert. Dobrindt lässt nicht durchblicken, was er will. Nach Tagesspiegel-Informationen haben sich Bundesverkehrsministerium und Bundesfinanzministerium intern inzwischen aber festgelegt, dass es Clausecker nicht werden soll. Ihm werden die roten Zahlen bei Bombardier angelastet, wegen der er das Unternehmen verließ. Mit Mühlenfeld – der Bund hat sich mit der Personalie inzwischen dem Vernehmen nach vertraut gemacht – könnte der Bund leben, heißt es.

Dobrindt sieht offenbar keinen Grund zur Eile

Umso mehr schreckte Dobrindt jetzt Berlin und Brandenburg auf, als er Anfang voriger Woche plötzlich neue eigene Vorschläge für potenzielle Mehdorn-Nachfolger übermittelte. Nach Informationen dieser Zeitung brachte Dobrindt ausgerechnet Wilhelm Bender, 70 Jahre alt, den früheren Vorstandschef des Flughafens Frankfurt/Main Fraport ins Spiel. Bender allerdings hatte den BER-Chefposten bereits 2013 abgelehnt. Auf der Dobrindt-Liste stehen außerdem dem Vernehmen nach der Düsseldorfer Flughafenchef Thomas Schnalke und Karl-Rudolf Rupprecht, Vorstand für Operations beim Lufthansa-Unternehmen Cargo. Unklar ist, ob die beiden überhaupt zur Verfügung stünden, heißt es dazu. Keiner komme an Mühlenfeld und Clausecker heran.

Auffällig ist, dass Dobrindt bei der Personalie keinen Grund zur Eile sieht. „Es gibt da keinen übertriebenen Zeitdruck“, erklärte er am Wochenende der „Welt“. „Ob wir am 20. Februar einen Nachfolger bestimmen werden, ist offen.“ Und er irritierte gleich noch damit, dass er langfristig Leipzig als Berliner Zweitairport für denkbar hält, was Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) vorschlägt. „Der Flughafen Leipzig wäre mit der Bahn in 55 Minuten Fahrzeit aus der Berliner Stadtmitte zu erreichen“, sagte Dobrindt. Ein Szenario, das in der Flughafengesellschaft nur Kopfschütteln auslöst.

Bis vor kurrzem lieft es gut zwischen Woidke, Müller und Dobrindt

Dabei hatten Woidke, Müller und Dobrindt bei der Nachfolge Mehdorns zunächst ganz gut zusammengearbeitet. Kurz vor Weihnachten hatten sich die drei verständigt, bis Mitte Januar jeweils Kandidaten zu präsentieren. Beim Treffen im Roten Rathaus lagen dann lediglich Vorschläge Woidkes vor, nämlich Mühlenfeld, Clausecker und der Kölner Flughafenchef Garvens, der aber für Berlin nicht akzeptabel ist, weil er 2006 den Posten ausschlug.  Seitdem warteten Brandenburg und Berlin lange vergeblich auf Rückmeldungen Dobrindts.

Mittlerweile nährt dessen Agieren bei den anderen BER-Eignern die Vermutung, dass Dobrindt aus durchsichtigem Kalkül auf Zeit spielt. So wächst das Risiko, dass Mühlenfeld und Clausecker abspringen könnten – und man in der Not auf Dobrindts Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU) zurückgreifen müsste. Dem wird schon lange Interesse an dem Posten nachgesagt. Und Dobrindt würde Bomba auch gern loswerden, durch einen CSU-Parteifreund ersetzen, heißt es in Kreisen der Bundesregierung. „Es kann sein, dass er übrigbleibt.“ Bomba selbst war nach Mehdorns Ankündigung von den Arbeitnehmertretern im BER-Aufsichtsrat als Nachfolger vorgeschlagen worden. Er ist aber für Berlin und Brandenburg dem Vernehmen nach „nicht diskutabel“, zumal er als mittlerweile dienstältester Aufsichtsrat bereits vor den mehrfach verschobenen BER-Eröffnungen im Gremium saß. Noch wird gepokert, noch ist alles möglich – auch eine Einigung mit Dobrindt in letzter Minute.

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