Brandenburg: Endlich P-Day
Heute landet das Panda-Paar in Schönefeld. Das Publikum muss warten – und der Zoo hofft auf Nachwuchs
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Ihr neues Zuhause in allerbester Citylage hat zehn Millionen Euro gekostet, den Flug von Chengdu via Nowosibirsk nach Berlin absolvieren sie in der First Class von Lufthansa Cargo, wo sie von drei Stewards mit Bambussnacks und Getränken umsorgt werden. Solche Gäste empfängt Berlin nicht alle Tage. Genau genommen empfängt sie der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) – nach ihrer Landung gegen 14 Uhr im Frachtterminal des BER (Ist das überhaupt schon fertig?), gemeinsam mit dem chinesischen Botschafter Shi Mingde.
An diesem Samstag ist also P-Day; Meng Meng und Jiao Qing sind die ersten Pandabären in Berlin seit dem Tod von Yan Yan und Bao Bao 2007 und 2012 – und die einzigen in einem deutschen Tierpark. Mindestens 15 Jahre leiht der Zoo die beiden, für die er jährlich eine Million Dollar zahlt. Die Friedrichshain-Kreuzberger Bürgermeisterin Monika Herrmann rechnete diesen Betrag schon mal in „4 Familienzentren“ um und merkte an: „DIE haben wir in Berlin bitter nötig!“ Sie tat es auf Twitter, wo ihr von heute an auch die Senatskanzlei antworten kann, die anlässlich der Pandalandung mit ihrem Account @Senatskanzlei_B starten will. Da versprechen die Pandas schöne Schwarz-Weiß-Bilder zum Auftakt.
Bis zur feierlichen Übergabe mit der Bundeskanzlerin und dem chinesischen Ministerpräsidenten am 5. Juli werden die Bären im Innengehege des Zoos in Quarantäne sein, erst danach bekommen die Besucher sie zu Gesicht. Einen Teil der regulär 30-tägigen Quarantäne haben die Bären bereits in China verbracht.
Die größte Hoffnung des Zoos ist natürlich, eines Tages die Ankunft eines Pandababys melden zu können. In Europa haben sechs weitere Zoos Pandabären, in Wien hat es sogar Nachwuchs gegeben. Das ist Berlin noch nie gelungen. Yan Yan und Bao Bao kriegten einfach kein Baby. Bao Bao starb 2012 als damals ältester Panda weltweit mit 34 Jahren. 32 davon hatte er in Berlin verbracht: Ende 1980 war er in den (West-)Zoo der geteilten Stadt gebracht worden – auf Initiative des Bundeskanzlers Helmut Schmidt (SPD), der ihn als Staatsgeschenk vom chinesischen Ministerpräsident erhalten hatte. Dem (Ost-)Tierpark in Friedrichsfelde war ein kurzes Panda-Glück schon 1958 zuteil, als er drei Wochen lang die Bärin Chi Chi beherbergte. 400 000 Menschen kamen, um das seltene Tier zu sehen.
Für die Neuen wurde im Zoo ein „Panda Garden“ errichtet, das Paar lebt in einer 5500-Quadratmeter-Luxus-WG mit Kletterwald samt Rutschen und Schaukeln – alles doppelt, da jeder seinen eigenen Trakt hat. Immerhin gibt es Stellen, an denen die zwei sich treffen können, sowohl hinter den Kulissen als auch im Tunnel. Besucher können von der Plaza aus sowohl in die Innengehege schauen als auch in die Außengehege.
Pandas sind träge, strengen sich nicht gern an und haben wenig Lust auf Sex. Außerdem ist das Weibchen nur 72 Stunden im Jahr fruchtbar, meist im März/April. Dafür reisen die chinesischen Experten sogar an, um zu schauen, wie man die Bären zusammenführen kann. Essfaul sind die Pandas aber nicht – 40 Kilo Bambus werden am Tag verputzt. Bekämen sie ein Baby, dürfte Berlin es nicht behalten: Alle Pandas gehören China.
Die Neuen stammen aus einer Zuchtstation nahe der Metropole Chengdu. Meng Meng („Träumchen“) ist knapp vier Jahre alt, Jiao Quing („Schätzchen“) knapp sieben. Laut vorab veröffentlichter Bordkarte fliegen sie zwar First Class – was in diesem Fall trotzdem einen Käfig im Frachtraum des Flugzeuges meint. Begleitet werden die beiden von zwei Tierpflegern aus Chengdu und dem Leitenden Zoo-Tierarzt Andreas Ochs. Tierfreunde verfolgen seit Monaten den Panda-Blog des Zoos, in dem der Baufortschritt beschrieben und bebildert wird. Die Expertise der Lufthansa, die auch Nashörner oder Elefanten durch die Welt fliegt, wird dort ebenfalls erklärt.
Die Kosten rund um das Pandapaar stemmt der Zoo mithilfe von Spenden und Sponsoren – und voraussichtlich auch mit absehbar weiter wachsenden Einnahmen, wenn zehn Jahre nach der Premiere von Eisbär Knut wieder zwei Weltklasse-Promis gezeigt werden. Wem Ruhe bei der Tierbetrachtung wichtiger ist, der wird im weitläufigen Tierpark Friedrichsfelde besser aufgehoben sein.
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