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Brandenburg: Hundertschaften vor der Grenze

Brandenburg meldet erste Erfolge nach der Verstärkung der Polizei im Grenzraum zu Polen

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Potsdam – Bereits einen Monat nach Beginn des Großeinsatzes gegen die Grenzkriminalität hat Brandenburgs Polizei eine positive Bilanz gezogen. Die drei in die Grenzregion abkommandierten Hundertschaften konnten bei der Kontrolle von 8200 Fahrzeugen und knapp 11 000 Personen im Januar 31 Tatverdächtige festnehmen und Diebesgut sicherstellen. 23 gestohlene Fahrzeuge, aber auch hochwertige Werkzeuge, Autoteile und Fahrräder fanden die Beamten.

Inzwischen arbeiten die Experten im Polizeipräsidium an einer Strategie für die Zeit nach dem Großeinsatz, an dem nicht nur die drei der insgesamt vier Hundertschaften drei Monate lang beteiligt sind, sondern für den auch die Sondereinheit „Grenze“ von 80 auf 90 Beamte aufgestockt wurde. Polizeigewerkschaften, aber auch die oppositionellen Fraktionen von CDU und FDP im Landtag hatten zwar gelobt, dass Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) erstmals überhaupt seit dem Beitritt Polens zum Schengenraum und dem Wegfall der Grenzkontrollen einen Anstieg der Grenzkriminalität offiziell eingeräumt hat und die Polizeikräfte verstärkt hat. Dennoch forderten sie, dass es nicht bei dieser einmaligen Aktion bleiben dürfe, die nach dem Abschluss zu verpuffen drohe.

Bereits jetzt zeichnen sich aber Details der neuen Strategie ab, um die Grenzkriminalität in den Griff zu bekommen, von der Brandenburg wegen seiner Lage und den Ost-West-Transitstrecken besonders betroffen ist. Nach dem Krisentreffen von Polens Botschafter Marek Prawda mit Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck Mitte Januar in Berlin haben die polnischen Sicherheitsbehörden die Zusammenarbeit mit der hiesigen Polizei intensiviert. Wie am gestrigen Donnerstag bei einer Kontrolle in Frankfurt (Oder) arbeiten deutsche und polnische Beamte bei Einsätzen künftig in gemischten Teams zusammen. Es gibt inzwichen ein gemeinsames Funknetz. Zudem soll die Ermittlungsarbeit vertieft werden, um die Hintermänner der Autoschieberbanden dingfest zu machen.

Der aktuelle Großeinsatz zeigt aus Sicht der Polizeiführung jedenfalls Wirkung. Täglich sind seither 150 Beamte in fünf Einsatzzügen zusätzlich an verschiedenen Orten aktiv. Besonders in den Abend- und Nachtstunden errichten die Einsatzkräfte Kontrollstellen in der Grenzregion. Und die Ergebnisse bestätigen das differenzierte Bild, dass die Ermittler bislang gezeichnet haben: Im Visier haben sie internationale agierende Autoschleuserbanden aus Osteuropa, die in ganz Deutschland und Europa hochwertige Wagen stehlen lassen und diese über Brandenburgs Transitstrecken nach Osten schaffen lassen. Daneben gibt es Diebesbanden, die es auch auf Werkzeuge, Agrar- und Baumaschinen abgesehen haben.

Die Fälle sind teils recht spektakulär. So fassten die Beamten Ende Januar auf der A 24 kurz vor dem Berliner Ring zwei Litauer, die in Dänemark zwei Lastzüge gestohlen hatten. Die Lkw waren bereits mit litauischen Kennzeichen und gefälschten Papieren versehen. Doch die dänischen Behörden hatte die Polizei in Deutschland gewarnt. Die beiden 60 und 33 Jahre alten Litauer sitzen in Haft, über ein Auslieferungsersuchen Dänemarks ist noch nicht entschieden. Die Männer hatten angegeben, dass sie die Lastzüge nur nach Osteuropa fahren sollten. Offenbar waren es nur sogenannte Kuriere, die für wenig Geld gestohlene Wagen über die Grenze fahren. Die tatsächlichen Hintermänner, die regelrecht Auftragslisten für hochwertige deutsche Wagen wie BMW, Audi und Mercedes erstellen, aber bleiben unerkannt, gefasst werden nur die Helfer.

So war es auch, als Beamte auf der A 12 einen in Gütersloh (Nordrhein-Westfalen) gestohlenen BMW stoppten. Der 29 Jahre alter Litauer hinter dem Steuer wurde verhaftet. In Eberswalde misslang den Fahrern eines VW Touran und eines VW Polo die Flucht vor der Polizeikontrolle. Der Touran war in Hamburg als gestohlen gemeldet, die Kennzeichen gefälscht. Im Polo fanden die Beamten Kanister mit Diesel und Utensilien zum Dieseldiebstahl. Die polnischen Insassen beider Wagen wurden vorläufig festgenommen.

Erfolgsreich war auch die Fahndung nach einem am 13. Januar in Potsdam gestohlenen Audi. Beamte stoppten den Wagen nahe Fürstenwalde. Der zu Fuß in einen Wald geflüchtete Fahrer, ein 19-Jähriger Pole, wurde aber vom Polizeihubschrauber aus gesichtet und gefasst. Überdies konnten bei Kontrollen auch Diebe gefasst werden, die es nicht auf Autos abgesehen haben. So stellte die Polizei hochwertige, aus brandenburgischen Betrieben entwendete Werkzeuge sicher, fassten Dieseldiebe und Fahrradhehler auf frischer Tat oder verhinderten, dass Traktoren uckermärkischer Agrarbetriebe über die Grenze geschafft werden. Alexander Fröhlich

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