Brandenburg: Malaria statt Ebola
Berliner Verdachtsfall hat sich nicht bestätigt. Laut Charité geht es der Patientin schon deutlich besser
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Berlin - Die Gesundheitsbehörden sind mit dem Ablauf des ersten Ebola-Alarms in Berlin zufrieden. Der Fall habe gezeigt, „dass die Behörden und Einrichtungen in einem solchen Fall einer biologischen Gefahrenlage gut zusammenarbeiten“, sagte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU). Am Dienstag war eine Frau im Jobcenter Pankow zusammengebrochen; da sie vorher in einem westafrikanischen Land war, wurde sie als „Ebola-Verdachtsfall“ eingestuft. Das Jobcenter wurde abgesperrt, 600 Besucher und Mitarbeiter durften die Behörde zunächst nicht verlassen. Ein Ebola-Verdacht bestätigte sich nicht, die Frau ist an Malaria erkrankt.
Um den Ebola-Erreger nachzuweisen, nutzen Forscher in Deutschland derzeit häufig einen Test, der erst Anfang des Jahres von der Hamburger Firma „Altona Diagnostics“ auf den Markt gebracht wurde. Das Hamburger Testkit wurde am Dienstag auch im RKI in Berlin eingesetzt. Wirklich nötig war das zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr. „Haben wir überreagiert? Nein“, sagte Regina Kneiding, Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, am Mittwoch. Es sei auch absolut richtig gewesen, dass die Vorsorgemechanismen griffen, auch wenn in diesem Fall nicht alle Kriterien für einen berechtigten Ebola-Verdachtsfall erfüllt waren. Dazu gehört, dass ein Patient Fieber über 38,5 Grad hat, innerhalb der vergangenen drei Wochen aus einem Ebola-Gebiet gekommen sein muss und Kontakt zu Erkrankten, ihren Körperflüssigkeiten oder erkrankten Tieren hatte. „Nachdem die Frau zusammengebrochen war und sich doch schnell eine starke Unruhe ausbreitete, sind die getroffenen Vorsichtsmaßnahmen nachvollziehbar“, sagte die Verwaltungsprecherin. Sobald der Verdacht auf eine hochinfektiöse, lebensbedrohliche Erkrankung besteht, muss der bezirkliche Amtsarzt kontaktiert werden, der dann alle notwendigen Schritte einleitet. Dazu gibt es eine 24-Stunden-Rufbereitschaft in den Berliner Bezirken.
Wichtig ist in diesen Fällen immer, die Kontaktpersonen zu ermitteln und zu isolieren. Da Ebola nur durch Körperflüssigkeiten übertragen werden kann, reicht ein bloßes gemeinsames Verweilen in einem Raum zur Übertragung nicht aus. Auch kann die Krankheit nicht schon vom Zeitpunkt der Ansteckung weiter übertragen werden, sondern erst bei Ausbruch. Der Ebola-Verdacht in Berlin stand in diesem Fall beim ersten Anruf noch nicht im Raum. Auf dem Feuerwehrprotokoll des gestrigen Anrufs um 10.46 Uhr wurde als mögliche Krankheit Malaria vermerkt, versehen mit mehreren Ausrufezeichen. Es ist sogar möglich, dass die Frau noch selber angegeben hat, an Malaria erkrankt zu sein. Aus diesem Grund kam auch ein normaler Rettungswagen zum Einsatz und nicht das Spezialfahrzeug für hochinfektiöse Patienten, das quasi schon als fahrende Isolierstation gilt. Erst als es von den Sanitätern hieß, dass die Frau zuvor in Afrika war, habe der Notarzt die Möglichkeit einer Ebola-Infektion nicht mehr ausgeschlossen. Daraufhin liefen sämtliche Maßnahmen an. Anders als zunächst berichtet, kam der Hinweis auf die hochinfektiöse Krankheit demnach nicht von einer Mitarbeiterin des Jobcenters.
Der betroffenen Patientin geht es nach Angaben der Charité inzwischen deutlich besser. Die Therapie habe gut angeschlagen. Jörn Hasselmann/Sigrid Kneist
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