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Achtung: Interessenskonflikt! Als Verwaltungsratmitglied bei Air Berlin klagte er gegen die Flughafen-Gesellschaft Berlin-Brandenburg - dann wechselte er die Seiten. Jetzt muss Hartmut Mehdorn die Interessen des BER-Flughafens vertreten.

© dpa

Die BER-Frage: Mehdorn scheidet bei Air Berlin aus

Als Verwaltungsratmitglied bei Air Berlin verklagte er die BER-Betreiber auf Schadensersatz. Dann wechselte er die Seiten. Um einen Interessenskonflikt zu vermeiden, hat Hartmut Mehdorn jetzt die Fluggesellschaft verlassen. Gleich am ersten Arbeitstag des neuen BER-Chefs war es allerdings schon zum Eklat mit Aufsichtsrat Matthias Platzeck gekommen.

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Berlin -  Der neue Chef der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB), Hartmut Mehdorn, hat seinen Sitz im Verwaltungsrat von Air Berlin mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Das habe er auf einer Sitzung des Gremiums bekanntgegeben, wie die Fluggesellschaft am Dienstag in Berlin mitteilte. Wegen der geplatzten Eröffnung des neuen Flughafens hatte er die Betreiber auf Schadenersatz verklagt. Nun hat Mehdorn die Seiten gewechselt und will mit dem Rückzug bei Air Berlin Interessenkonflikte meiden.

Im Verwaltungsrat der Air Berlin PLC war Mehdorn seit Juli 2009 Mitglied. Von September 2011 bis 7. Januar 2013 leitete er übergangsweise Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft als Konzernchef. Seit Montag ist er FBB-Geschäftsführer und damit verantwortlich für den Hauptstadtflughafen in Schönefeld.

Doch schon an seinem ersten Arbeitstag als BER-Ches kam es zu Eklat: Da nämlich plädierte Hartmut Mehdorn für eine Öffnung des Airports in Tegel auch nach Inbetriebnahme des neuen Großflughafens in Schönefeld. Mit diesem Paukenschlag überraschte der 70-jährige Manager nur wenige Stunden nach Amtsantritt als Vorstand der Flughafengesellschaft am Montag auf einer Sitzung des BER-Sonderausschusses im brandenburgischen Landtag. „Muss man Tegel wirklich schließen, oder kann man nicht die Last ein bisschen gleich auf die Stadt verteilen?“, sagte Mehdorn. „Charterflüge in Tegel – was wäre so schlimm daran? Ist nicht so viel, die fliegen auch nicht nachts.“ Es sei nicht verboten, schlauer zu werden.

Nach Intervention von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), zugleich BER-Aufsichtsratschef, relativierte Mehdorn seine Aussagen später: Er sei dafür, Tegel so lange offen zu lassen, wie die Nordbahn des BER saniert werde. Ein dauerhaftes Öffnen sei nicht möglich, die Frage der Charterflüge jetzt kein Thema. Platzeck war zuvor dem Manager in die Parade gefahren, hatte ein Offenhalten des Berliner Airports kategorisch ausgeschlossen. „Sie können davon ausgehen, dass der Planfeststellungsbeschluss so gut wie in Eisen gegossen ist.“ Dies sei rechtlich in keiner Weise durchführbar. „Das sehen wir Herrn Mehdorn, der jetzt genau sieben Stunden im Amt ist, nach, dass er das noch nicht ganz übersehen kann.“

Auch bei der Frage des Nachtflugverbotes bleiben Differenzen unübersehbar. Mehdorn wandte sich gegen eine Ausweitung: „Als Flughafenchef kann ich nicht dafür sein.“ Es sei nicht so, dass er eine „tote Maus“ zurückschieben wolle, aber das erfolgreiche Volksbegehren sei eine Angelegenheit der Politik.

Auf der Sitzung wurde ein weiterer überraschender Umstand bekannt. Nach Aussagen von Platzeck wird neben Vorstandschef Mehdorn und Technikchef Horst Amann weiterhin ein dritter Mann gesucht, ein Finanzgeschäftsführer.

Mehdorn, so viel steht seit Freitag fest, hat einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Unklar ist aber, wie hoch sein Gehalt ausfällt. „Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen“, sagte ein Flughafensprecher. Allerdings kündigte er an, dass die Flughafengesellschaft sein Gehalt 2014 veröffentlichen will. Sein Vorgänger, Rainer Schwarz, kam auf ein Jahresgehalt von etwa 550 000 Euro. Mehdorns Einnahmen dürften höher ausfallen, auch weil er nicht wie Schwarz bloß Sprecher der Geschäftsführung ist, sondern Vorsitzender.

Der Ex-Bahn-Chef muss sich gleich zu Amtsbeginn mit einer weiteren BER- Skurrilität auseinandersetzen. Die Geschäftsführung des BER soll vor Besuchen von Politikern auf der Baustelle Sonderreinigungen in Höhe von je mindestens 40 000 Euro in Auftrag gegeben haben. Das geht aus einer WDR-Dokumentation hervor. Ein ehemaliger Planungsstabmitarbeiter kommt darin zu Wort. Demnach sei vor solchen Besuchen stets überlegt worden, welchen Weg die Besucher gehen könnten. „Wir haben das immer Walt-Disney- Pfad genannt.“ Der Flughafen-Sprecher wies die Vorwürfe zurück.

Easyjet, nach Air Berlin und Lufthansa größte Airline am Standort, warnte derweil vor Konsequenzen einer Ausweitung des Nachtflugverbots. „Das hätte enorm große Auswirkungen auf unsere Profitabilität“, sagte Easyjet-Deutschlandchef Thomas Haagensen. Als Grund nannte er, dass die acht Flieger, die Easyjet in Berlin stationiert hat, täglich mindestens eine Tour weniger fliegen würden. Als der Flughafen Dortmund eine ähnliche Regelung einführte, habe man sich dort teilweise zurückgezogen.

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