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Brandenburg: Mibrag berät „Transaktionsprozess“
Seit Wochen ist ein Käufer für die Lausitzer Braunkohle im Gespräch. Nun verdichten sich die Anzeichen
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Potsdam/Halle - Die Anzeichen für eine Übernahme der Lausitz-Sparte des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall durch den Braunkohleförderer Mibrag verdichten sich. Das Unternehmen aus Sachsen-Anhalt prüft ein Gebot für die Übernahme des gesamten Braunkohlegeschäfts von Vattenfall in der Lausitz. Mibrag habe „mit großem Interesse“ zur Kenntnis genommen, dass Vattenfall den Verkauf seiner Braunkohle-Sparte angekündigt habe, sagte eine Sprecherin am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP. Aktuell berate das Unternehmen mit seinen Gesellschaftern das weitere Vorgehen „im potenziellen Transaktionsprozess“, hieß es.
Der schwedische Staatskonzern hatte auf Druck der neuen rot-grünen Regierung in Stockholm Ende Oktober angekündigt, den kompletten oder teilweisen Verkauf der Lausitzer Braunkohle-Sparte mit Kraftwerken, Tagebauen und rund 8000 Beschäftigten zu prüfen. Hintergrund ist ein politisch gewollter Kurswechsel nach dem jüngsten Machtwechsel in Schweden. Die neue rot-grüne Regierung in Schweden will den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) drastisch reduzieren.Der schwedische Staatskonzern betreibt in Brandenburg und Sachsen fünf Braunkohlegruben und mehrere Kraftwerke.
Zumindest dürfte die Übernahme der Lausitzer Vattenfall-Tochter durch die Mibrag genau den Vorstellungen der brandenburgischen Landesregierung, aber auch der Bergbau-Gewerkschaft IG BCE entsprechen. Die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtete am Dienstag unter Berufung auf Unternehmenskreise, die Mibrag würde bei einem Kauf die Tagebaue und Kraftwerke in eigenständigen Gesellschaften fortführen. Auch die von der Gewerkschaft geforderte Arbeitsplatzgarantie wolle die Mibrag geben. Der Eigner der Mitteldeutschen Braunkohlenwerke AG (Mibrag), EPH aus Tschechien, würde die Übernahme dem Bericht zufolge finanzieren.
Erst kürzlich hatte Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber erklärt, dass es demnächst einen neuen Eigentümer geben werden. Schon binnen sechs bis neun Monaten werde ein Käufer gefunden sein. Bis Frühjahr 2015 herrsche Klarheit. „Das ist der Plan“, so Gerber. Vattenfalls Rückzug bedeute aber nicht das Ende für die Braunkohle.
Für Verunsicherung in Lausitz sorgen jedoch die Pläne von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, die Kraftwerksbetreiber RWE, Eon, EnBW und Vattenfall zu einer Senkung des CO2-Ausstoßes bis 2020 zu verpflichten, wobei er keinen Ausstiegsplan für Kohlemeiler anstrebe. Der CO2-Ausstoß soll von derzeit 341 Millionen Tonnen um 22 Millionen Tonnen bis 2020 gesenkt werden. Die Unternehmen sollen flexibel entscheiden dürfen, wie sie das erreichen. Unklar ist bislang, welche Folgen Gabriels Pläne für Vattenfalls Verkauf der Braunkohle-Sparte haben – ob Vattenfall Tagebaue und Kraftwerke überhaupt noch zu einem vertretbaren Preis loswird, wenn über Drosselungen debattiert wird.
Den Rückzug bereitet der Konzern jedenfalls schon Schritt für Schritt vor. Seine deutsche Dienstleistungssparte hat er schon verkauft. Dazu zählen die Lübbenauer VSG GmbH (Oberspreewald-Lausitz), ihre Tochtergesellschaft Tegema GmbH sowie eine Hamburger Firma. Die Unternehmen sind für mehrere Vattenfall-Standorte zum Beispiel im Kantinenbetrieb oder Wachdienst tätig. Insgesamt sind rund 500 Mitarbeiter von dem Verkauf betroffen, davon etwa 400 in der Lausitz und Berlin. Käufer ist eine Tochter des dänischen Service-Unternehmens ISS mit Sitz in Düsseldorf. Die ISS Facility Services GmbH sicherte zu, dass alle Mitarbeiter der Firmen übernommen werden. Vattenfall traf gleichzeitig mit ISS eine Fünf-Jahres-Vereinbarung über den Bezug von Dienstleistungen im Gebäudemanagement. Ein Vattenfall-Sprecher sagte in Berlin: „Für die Mitarbeiter ändert sich das Firmenschild.“ Der Verkauf soll am 1. Januar 2015 abgeschlossen sein.
Der Geschäftsführer der ISS Facility Services GmbH, Alexander Granderath, betonte: „Alle bisherigen Aufträge der Firmen werden fortgesetzt und wir halten uns an die Tarifverträge und den Kündigungsschutz.“ Granderath verspricht sich von dem Kauf der Firmen weitere Aufträge von Vattenfall und von externen Firmen. „Wir haben bereits Aufträge von anderen Unternehmen“, sagte der Geschäftsführer. Bislang sei die ISS Facility Services GmbH vor allem im Westen Deutschlands aktiv gewesen.
Laut dem Energiekonzern ist der Deal Teil der Konsolidierungsstrategie des staatlichen Unternehmens. „Kantinenbetrieb und Fuhrparkmanagement sind nicht Kerngeschäft eines Energieunternehmens“, sagte der Vattenfall-Sprecher.
(mit AFP, dpa)
VSG GMBH]
nbsp;Alexander Fröhlich
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