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Blick auf das Zentrum der deutsch-polnischen Grenzstadt Guben

© dpa/Patrick Pleul

Mit neuem Träger und Telemedizin: Krankenhaus Guben hat Insolvenz überstanden

Der zweite Grundversorger für Gesundheit in Brandenburg hat es erfolgreich aus der Insolvenz geschafft. Doch mit der Krankenhausreform droht neues Ungemach.

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Als Brandenburgs Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos, für BSW) zu den Mitarbeitern des Gubener Naemi-Wilke-Stifts spricht, brandet spontaner Applaus auf. „Ihr Engagement, Ihr Zusammenhalt und Ihre Fachlichkeit sind ein Fundament für eine gute Zukunft“, ruft die Ministerin den Ärzten und Pflegekräften zu. „Und auch die Landesregierung atmet auf.“

Lange haben die 350 Mitarbeiter des diakonischen Krankenhauses in der Stadt an der Neiße auf diesen Moment warten müssen. Im September hatte das von einer Stiftung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) getragene Krankenhaus ein Sanierungsverfahren beim Amtsgericht beantragen müssen: Das 1878 von einem Fabrikanten gegründete Krankenhaus mit 161 Betten war nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben.

Doch es gab einen Retter in der Not: Das Diakonissenhaus Teltow-Lehnin übernahm die Gubener Klinik, die nach dem Krankenhaus in Spremberg nun der zweite Brandenburger Grundversorger wurde, der es erfolgreich aus einer Insolvenz geschafft hatte.

Am Freitag waren deswegen Vertreter des neuen Eigentümers und die Ministerin zu Besuch in Guben. Sie erlebten ein Krankenhaus, in dem ein tiefgreifender Wandel eingesetzt hat. „Das klassische ärztliche Arbeiten ist heute nicht mehr möglich“, sagt Geschäftsführer Andreas Mogwitz. „Wir können nicht mehr rund um die Uhr Ärzte aller Fachrichtungen vorhalten.“

Krankenhaus-Ärzte arbeiten auch ambulant

Das Krankenhaus in Guben setzt deswegen auf Telemedizin: Herztöne, Röntgenbilder, CT-Aufnahmen oder EKGs sollen perspektivisch in andere Kliniken der diakonischen Unternehmensgruppe übertragen werden, wo dann der spezialisierte Facharzt sitzt. Zudem wird die von Gesundheitsministerin Müller betonte, stationär-ambulante – oder „stambulante“, wie Müller sagt – Versorgung vorangetrieben: Alle Ärzte des Gubener Krankenhauses übernehmen auch Aufgaben in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) des Trägers. „Wir finanzieren 50 Prozent unserer Chirurgen über ambulante Tätigkeiten“, sagt Mogwitz.

Das allerdings kann für das Gubener Krankenhaus perspektivisch zu einer neuen Baustelle werden: Denn wenn im Rahmen der Krankenhausreform für jedes Krankenhaus die Leistungsgruppen festgelegt werden, die vor Ort erbracht werden, können ambulant im MVZ tätige Mediziner darauf nicht angerechnet werden. Müller sicherte zu, dieses Thema in die Gesundheitsministerkonferenz der Länder mitzunehmen.

Aber was motivierte den neuen Träger, sich in Guben zu engagieren? „Wir sind aus derselben Familie“, sagt der Geschäftsführer des Diakonissenhauses, Lutz Außerfeld. Man habe als diakonische Einrichtung und Mitglied im Kaiserswerther Verband der Deutschen Diakonissenmutterhäuser dasselbe Wertefundament – auch wenn die letzte Gubener Diakonisse 2017 verstorben ist. „Und wir haben bereits mehrere Krankenhäuser der Grundversorgung in unserem Verbund.“

Ob sich der Träger aus dem Berliner Speckgürtel auch noch anderswo in Brandenburg engagieren könnte, will Außerfeld allerdings so konkret nicht sagen. „Aber im Grundsatz werden wir besser, wenn wir weiter wachsen.“

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