Brandenburg: Mr. President in Berlin
Barack Obama kommt – und in der Hauptstadt gelten schärfste Sicherheitsvorkehren. Es soll auch Zeit für Privates sein, nämlich für ein Treffen mit seiner Halbschwester
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Berlin - Viereinhalb Jahre nach Beginn seiner Amtszeit besucht Barack Obama zum ersten Mal als US-Präsident Berlin. Nach der Ankunft war für den gestrigen Dienstag nichts als offizielles Programm geplant. Nach Abflug des Präsidentenflugzeugs Air Force One vom internationalen Flughafen Belfast nach dem G8-Gipfel sollte Obama gegen 20.25 Uhr auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel landen. Am Mittwoch wird Obama Bundespräsident Joachim Gauck, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück treffen. Vor dem Brandenburger Tor will er eine Grundsatzrede halten. Am Mittwochabend reist Obama zurück nach Washington.
Am Mittwoch will Obama vor dem Brandenburger Tor eine Grundsatzrede halten. Auf dem Programm stehen Treffen mit Bundespräsident Joachim Gauck, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Aus Sorge vor einem Anschlag gilt Sicherheitsstufe 1+. Im Einsatz sind bis zu 8000 Polizisten.
Begleitet wird der US-Präsident von seiner Frau Michelle und den beiden Töchtern Malia und Sasha, die noch nie in Berlin waren. Für Obama selbst ist es der zweite Besuch. Im Sommer 2008 war er noch nicht Staatsoberhaupt, sondern Kandidat der Demokratischen Partei. Merkel verhinderte damals, dass er vor dem Brandenburger Tor Wahlkampf machen konnte. Obama wich schließlich an die Siegessäule aus, wo er von 200 000 Menschen bejubelt wurde.
Als Präsident darf er nun auch vor dem Berliner Wahrzeichen reden - fast auf den Tag genau 50 Jahre nach dem legendären „Ich bin ein Berliner“-Auftritt von John F. Kennedy. Erwartet wird, dass Obama auf die neuen Machtverhältnisse in der internationalen Politik eingehen wird. Die Veranstaltung findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Erwartet werden mehr als 4000 geladene Gäste, nach Medienberichten sind es 6000. Die Rede wird in vielen Ländern live übertragen.
Erwartet wird, dass während des Besuchs auch kontroverse Themen zur Sprache kommen, zum Beispiel das amerikanische Internet-Spähprogramm „Prism“. Gegen dieses Programm wurde am Dienstag in der Hauptstadt demonstriert. Auch für Mittwoch wurden einige Protestkundgebungen angemeldet.
Wegen des insgesamt 25-stündigen Besuchs sind viele Straßen und Plätze in der Hauptstadt gesperrt. Die Polizei hat zahlreiche Scharfschützen im Einsatz.
Die Obamas wollen auch die ältere Halbschwester des Präsidenten, Auma Obama, treffen, die in Deutschland studiert hat. Die 53-Jährige wird am Mittwoch bei der Rede vor dem Brandenburger Tor dabei sein, wie am Dienstag in Berlin verlautete. Offiziell gab es dafür keine Bestätigung. Vielleicht kann Auma Obama ihrem Halbbruder die Deutschen erklären, wie sie ticken. Denn die Begeisterung der Deutschen für Obama ist merklich abgekühlt. Und Obamas Begeisterung für Europa ist auch nicht glühend, strategisch richtet er seine Politik nach Asien aus.
Im Jahr 1980 kam Auma Obama zum Studium nach Heidelberg, lebte später in Bayreuth und studierte auch in Berlin. Insgesamt blieb die Kenianerin 16 Jahre lang in Deutschland und erlebte in Berlin auch den Fall der Mauer. Sie spricht ausgezeichnet Deutsch. „Heimat wäre zu viel gesagt“, erzählte sie bei der Vorstellung ihrer Autobiografie – „aber Deutschland ist schon ein Zuhause für mich, ein Zuhause unter vielen“.
Der erste Brief ihres berühmten Halbbruders hat Auma Obama einen gehörigen Schrecken eingejagt. „Er war ein Fremder für mich“, schreibt sie in ihrer Autobiografie. Der erste Kontakt ist fast 30 Jahre her. Inzwischen ist der fremde Bruder als US-Präsident einer der mächtigsten Männer der Welt – und für Auma längst kein Fremder mehr. Sie habe ihn als „starken Charakter mit viel Durchsetzungskraft“ kennengelernt, sagt die Kenianerin.
Ein starker Charakter – das beschreibt auch Auma Obama selbst. „Ich habe einen starken Willen und wusste schon mit acht Jahren, was ich wollte“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“. Mit ihrem berühmten Namen setzt sie sich für benachteiligte afrikanische Kinder ein. Ende 2011 gründete sie die Entwicklungshilfe-Stiftung „Sauti Kuu“ („Starke Stimmen“). Zuvor arbeitete sie fast fünf Jahre lang für die Hilfsorganisation Care in Kenia. Auma Obama wuchs bei ihrer Mutter in Kenia auf, Halbbruder Barack bei seiner amerikanischen Mutter in Hawaii und Indonesien. Wie wichtig ihr Engagement für die afrikanische Heimat ist, hat die promovierte Germanistin nach eigener Aussage unter anderem in Deutschland gelernt. dpa
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