Brandenburg: Nach mildem Winter mehr Schädlinge
Mittlerweile fühlen sich auch immer mehr Exoten aus wärmeren Gefilden in Brandenburg wohl
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Potsdam - Mit dem weltweiten Güterverkehr gelangen vermehrt Schädlinge aus südlichen Gefilden wie Buchsbaumzünsler oder Zitrusbockkäfer auch nach Brandenburg. Der vergangene milde Winter ermöglichte ihr Überleben, aber auch das heimischer Artgenossen. „Der Temperaturanstieg begünstigt Insekten, die normalerweise in Südeuropa, in Spanien, Italien, zu Hause sind“, bestätigte der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Gartenfreunde, Thomas Wagner. Dazu gehörten auch einige Holzbohrkäfer oder Prachtkäfer, die in den Kleingärten allerdings kaum eine Rolle spielten.
Für den Kleingarten könne die Temperaturerhöhung im Jahresdurchschnitt aber dennoch Folgen haben, erklärte Wagner. So könne eine Steigerung von nur einem Grad zu einer weiteren Generation von Blattläusen führen. „Die Birne litt in vielen Regionen unter dem Birnengitterrost, einem Pilzerreger mit auffälligem Schadbild“, berichtete Wagner. Viele Bäume hätten schlechte Ernten gebracht. Inzwischen sei die Krankheit aber auf dem Rückzug.
Die milden Winter sind Wagner zufolge nur eine Ursache für mehr Schädlinge. Entscheidend sei, dass Schädlinge wie der Zitrusbockkäfer mit dem weltweiten Güterverkehr nach Brandenburg gelangten. Der Sprecher nennt weiterhin den eigentlich in Ostasien beheimateten Buchsbaumzünsler, der sich, wie Wagner vermutet, in Folge des internationalen Handels mit Waren für Baumschulen als neue Art in Brandenburg etabliert. Dieser Kleinschmetterling fresse ganze Büsche kahl. Schädlinge wie die spanische Wegschnecke hätten in Brandenburg kaum natürliche Feinde, da sie den meisten Schneckenfressern aufgrund ihres bitteren Sekrets nicht schmecke.
„Durch den Klimawandel kommt das Ökosystem in Unordnung und die Stellglieder müssen neu justiert werden“, monierte Werner Kratz vom Naturschutzbund (Nabu) Brandenburg. Wenn sich langfristig Klimadaten wie Jahresmitteltemperatur, Maxima und Minima, Niederschläge und deren Verteilung ändern, werde das weitreichende Folgen auf die Lebensgemeinschaft haben, so Kratz.
Weiterhin verweist Kratz auf die Hypothese, dass das häufige Auftreten des Eichenprozessionsspinners neben forstwirtschaftlichen Fehlern klimabedingt ist. „Inzwischen sind Insektenarten wie die Gottesanbeterin oder Vogelarten aus dem mediterranen Bereich nach Brandenburg gekommen“, sagte er. Zudem konnten erste tropische Mückenarten in der Mark gefunden werden.
„Heimische saisonale Insektenarten werden künftig früher auftreten“, erklärte der Vorstand des Verbandes der Schädlingsbekämpfer Berlin-Brandenburg, Mario Heising. Wenn die Tiere bekannt sind, könnten ihnen die Schädlingsbekämpfer aber gut zu Leibe rücken. Der Eichenprozessionsspinner habe viele Jahre von Südeuropa bis nach Brandenburg gebraucht, sagt Heising. Nun sei er verstärkt vor drei Jahren im Land aufgetreten. „Jetzt kann man schon fast behaupten, die Lage sehr gut im Griff zu haben“, sagt Heising.
Doch die milden Temperaturen haben Wagner zufolge auch ihre Vorteile. Einige Pflanzenarten könnten so künftig bessere Überlebenschancen haben. „Ein Beispiel war die üppige Hortensienblüte im ganzen Land.“ Der milde Winter 2013/14 habe kaum Erfrierungsschäden nach sich gezogen. Auch der Rosmarin, der in Brandenburg sonst regelmäßig im Winter absterbe, habe es in diesem Jahr geschafft. Christian Bark
Christian Bark
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