
© Anne Heinlein/ Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung
Klimawandel in Brandenburg : Ausstellung in Potsdam stellt lokale Klimaretter vor
Eine Ausstellung zeigt die Klimafolgen in Brandenburg und lokale Projekte, die etwas dagegen setzen. Zu sehen in der Landeszentrale für politische Bildung in Potsdam.
Stand:
In der Uckermark baut Landwirt Stefan Bernickel Erbsen an. Eine Kultur, die mit trockenen Böden und wenig Wasser gut zurechtkommt, kaum künstlichen Dünger benötigt und somit eine Antwort auf die Klimafolgen, die auch in Brandenburg bereits spürbar sind, sein könnte.
Ein paar Kilometer weiter in der Gemeinde Uckerland bringt ein Elektroauto Menschen von den Dörfern zum Arzt oder zum nächstgelegenen Supermarkt. Der Strom für den Mitfahrdienst stammt aus den örtlichen Windkraftanlagen. Von der Energiewende profitiert hier die Bevölkerung vor Ort.

© Andreas Klaer
Es sind Beispiele wie diese, die in Zeiten der drohenden Klimakrise, spürbarer Extremwetterereignisse und notwendiger Transformation zu Brandenburgs Klimaneutralität bis 2045, Mut machen. Auf großen Plakaten hängen sieben Initiativen aus dem ganzen Bundesland in der Landeszentrale für politische Bildung in Potsdam. Sie sind ein Teil der Ausstellung „Stadt, Land, Klima. Klimawandel und Nachhaltigkeit in Brandenburg“, die kürzlich eröffnet wurde. Sie soll informieren, sensibilisieren und ermutigen.
Klimafolgen in Brandenburg leicht erklärt
Mit Experten vom Deutschen Wetterdienst, dem Landesumweltamt, dem Helmholtz-Zentrum für Nachhaltigkeit und weiteren Instituten hat Sebastian Stude, Mitarbeiter der Landeszentrale, wissenschaftliche Fakten in verständliche Sprache übersetzt. Der Kurator steht im Foyer vor einer Grafik mit roten und blauen Streifen, sogenannten Warming Strips. Jedes Jahr, das in Brandenburg im Vergleich zu 1961 bis 1990 zu warm war, ist rot bis dunkelrot markiert. „Es wird immer wärmer. Das sind Fakten“, sagt Sebastian Stude.

© Andreas Klaer
219 Hitzetote habe das Bundesland 2022 verzeichnet, berichtet er. Das seien mehr Menschen als Verkehrstote. Auf dem Nachbarplakat, das sich mit Gewässern und Grundwasser beschäftigt, leuchtet Brandenburg auf dem Dürremonitor in roten Flecken. „Brandenburg ist besonders betroffen vom Klimawandel“, sagt Stude und verweist auf die Waldbrandstatistik, Ertragsverluste in der Landwirtschaft und kranke Kiefernwälder. Die Fakten, die die Ausstellung aufzeigt, sind nicht neu, doch erstmals in dem Umfang für Brandenburg zusammengetragen – und leicht erklärt.
„Unser Prinzip ist es, in verständlicher Sprache zu erklären, was passiert und Mut zu machen, mitzumachen. Vom Grübeln und schlechten Gewissen ins Handeln kommen“, sagt Martina Weyrauch, Leiterin der Landeszentrale. Sie weiß um die Ängste, Vorbehalte und manches Unverständnis zu Klimafragen. „Das Wichtigste ist, den Menschen die Angst zu nehmen“, sagt sie.

© Andreas Klaer
Lokale Projekte, die Mut machen
Sebastian Stude führt in den Nachbarraum. Hier hängen die Hoffnungsträger, die Mutmacher, die Brandenburger, die sich im Kleinen für Umwelt- und Klimaschutz engagieren. Eine Upcycling-Designerin aus Woltersdorf, die aus Textilresten Neues näht. Die Baugemeinschaft aus der Prignitz, die mit nachhaltigen Technologien bauen und auf Wärmepumpe und Solar setzen will. Ein Bio-Landwirt im Spreewald, der solidarische Landwirtschaft betreibt. „Alles keine Leuchtturmprojekte, sondern Projekte auf Augenhöhe“, sagt Martina Weyrauch. Projekte, die zum Mitmachen und Nachahmen motivieren.

© Anne Heinlein/ Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung
Parallel dazu laufen fünf kurze Filme, unter anderem über Potsdams Plastik-Piraten, Essensretter aus Brandenburg/ Havel und den Eberswalder Verein Miya, der Miniwälder pflanzt. Durch digitale Medien und Youtube-Videos sollen auch Schul- und Azubi-Klassen Zugang zu dem Thema finden. Zudem soll es ein 100-seitiges Buch zur Ausstellung geben – samt Interviews und Bildungsmaterial.
„Ich finde es bemerkenswert, wie klar die Wissenschaft zum menschengemachten Klimawandel und zu den Prognosen ist. Als Gesellschaft haben wir viel Nachholpotenzial“, sagt Sebastian Stude und resümiert zugleich, dass Umwelt- und Klimaschutz nicht automatisch Wohlstandsverzicht bedeute.
Bewusst hatte sich das Team der Landeszentrale dem Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit gewidmet. „Das ist nicht mehr aufschiebbar“, war das Resümee vor eineinhalb Jahren, als Sebastian Stude gemeinsam mit Filmemachern mit der Konzeption begann. Bis zum 26. Juni 2024 ist die Ausstellung zu sehen. Anschließend soll die Ausstellung in den Orten der vorgestellten Projekte ausgestellt werden. Und danach? Die Plakate sind auf einem Textilmaterial gedruckt, das sich für Upcycling eignet. So könnten Brandenburgs Klimafakten irgendwann als recycelte Tragetasche bei der Landeszentrale bestellt werden.
- Ausstellungen in Potsdam
- Brandenburg
- Energiewende
- Klimawandel
- Nachhaltigkeit
- Schule
- Schule und Kita in Potsdam
- Uckermark
- Werder (Havel)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: