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Landessportbund begrüßt Berliner Olympiaplan: Wo in Brandenburg Medaillen vergeben werden könnten
Berlin will sich wieder um Olympische Spiele bewerben – mit Brandenburg und drei weiteren Ländern. Welche Wettkampfstätten in der Mark vorgesehen sind.
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Brandenburgs Landessportbund (LSB) begrüßt den Anlauf Berlins, sich gemeinsam mit Brandenburg und drei weiteren Bundesländern für die Olympischen Spiele zu bewerben. „Wir unterstützen das, wo wir es können“, sagte LSB-Hauptgeschäftsführer Andreas Gerlach am Dienstag dem Tagesspiegel.
Auch aus dem Landtag - und zwar über Parteigrenzen hinweg - sowie aus der Wirtschaft kamen durchweg zustimmende Reaktionen. Brandenburg soll laut Bewerbung vor allem mit der olympiatauglichen Regattastrecke in Brandenburg an der Havel als Austragungsort teilzunehmen. Bad Saarow ist nach Angaben von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) für Golf-Wettbewerbe und Frankfurt (Oder) fürs Sportschießen vorgesehen. In Potsdam sollen Straßenradrennen und Triathlon stattfinden. Die Stadt sei dafür mit dem Jungfernsee und dem Tiefen See hervorragend geeignet, sagte Woidke.
Das Olympia-Vorhaben „Berlin+“ war am frühen Nachmittag vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zusammen mit Woidke sowie den Länderchefs Manuela Schwesig (SPD, Mecklenburg-Vorpommern), Daniel Günther (CDU, Schleswig-Holstein) sowie Sachsens Sport- und Innenminister Armin Schuster im Olympiastadion präsentiert worden. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will im Herbst 2026 entscheiden, ob und mit wem Deutschland ins Rennen geht.
Es darf nicht passieren, dass das IOC hohe Gewinne einfährt, während die Austragungsorte am Ende auf den Kosten sitzen bleiben
Clemens Rostock, Landesvorsitzender der Grünen in Brandenburg
„Ich freue mich auf Olympische Spiele in Deutschland“, sagte Robert Crumbach (BSW), Finanzminister und Vize-Ministerpräsident Brandenburgs dieser Zeitung. Wenn Berlin zum Zuge käme und damit auch Brandenburg dabei wäre, würde er das begrüßen.
Vorhandene Infrastruktur genutzt
„Der Fokus Brandenburgs liegt dabei klar auf bereits vorhandener Infrastruktur und einer nachhaltigen Ausrichtung“, betonte Sportminister Steffen Freiberg (SPD). „Mit der Regattastrecke Beetzsee in Brandenburg an der Havel bringen wir eine traditionsreiche, international anerkannte und moderne Natur-Sportstätte in die Bewerbung ein.“ Diese Absicht sei bereits im Koalitionsvertrag von SPD und BSW verankert. „Die Sportanlage ist geradezu prädestiniert für den olympischen Kanu-Rennsport, für Parakanu sowie für das olympische und paralympische Rudern.“

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Darüber ist laut Freiberg Bad Saarow als Gastgeber für die Golf-Wettbewerbe – bereits erprobt als Austragungsort der Special Olympics – und Frankfurt (Oder) fürs Sportschießen eingeplant. „In Potsdam sollen Straßenradrennen und Triathlon stattfinden.“ Alle potenziellen Austragungsorte im Land setzen nach seinen Worten „auf bestehende, bewährte Sportstätten.“
Olympia-Regatta auf dem Beetzsee
Brandenburgs Landessportbund steht uneingeschränkt hinter dem Olympiavorstoß, für den die Jahre 2036, 2040 oder 2044 infrage kommen. „Es ist wichtig und richtig, dass sich Berlin mit Brandenburg um Olympische Spiele und Paralympische Spiele bewirbt“, sagte Gerlach. „Wir reden seit zwei Jahren darüber, wie Brandenburg sich einbringen kann.“
Die Mitgliederversammlung des LSB, der 400.000 Sportlerinnen und Sportler vertritt, habe bereits vor zwei Jahren einen entsprechenden Beschluss zur generellen Unterstützung gefasst. Brandenburg habe geeignete Austragungsstätten, um sich zu beteiligen, sagte Gerlach. „Es wäre möglich, Kanu- und Ruderwettkämpfe auf dem Beetzsee in Brandenburg an der Havel auszutragen“, so der LSB-Hauptgeschäftsführer. Auf dem Beetzsee war 2016 bereits die Kanusprint-Europameisterschaft ausgetragen worden.
Triathlon in Potsdam
Brandenburgs Parlament hatte sich bereits letzte Woche in einem einstimmigen Beschluss für eine Bewerbung Deutschlands mit Berlin und weiteren Ländern sowie der Regattastrecke in Brandenburg als Austragungsort ausgesprochen. „Im Bewerbungskonzept „Berlin+“ spielt Brandenburg eine zentrale Rolle“, heißt es schon da. „Mit seiner hervorragenden Verkehrsanbindung, dem Flughafen BER und dem gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr sorgt Brandenburg für die Mobilität der Teilnehmenden und Gäste. Öffentliche Räume und Unterkünfte machen das Land Brandenburg zu einem unverzichtbaren Partner für die Austragung der Olympischen Spiele in Berlin.“
Die Regattastrecke in der Stadt Brandenburg sei eine internationale anerkannte Wettkampfstätte für Kanu-Rennsport, Parakanu und Rudern, die mit etwa 50 km Luftlinie zum Berliner Olympiastadion eine ausgezeichnete Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr bietet, so die Idee. Sie würde sich in unmittelbarer Nähe zum Olympischen Dorf befinden. Dort seien bereits zahlreiche Wettkämpfe wie Europameisterschaften, Weltcups und Weltmeisterschaften ausgerichtet worden.
Wirtschaft erwartet Schub
Und für Brandenburgs Wirtschaft erklärte Ina Hänsel, die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Potsdams: „Olympische Spiele garantieren immer einen wirtschaftlichen Schub für die Ausrichterregion“, sagte sie. „Insbesondere zur Weiterentwicklung der gesamten Infrastruktur würden zusätzlich immense Mittel zur Verfügung stehen.“ Ob Baubranche, Tourismus, Handel, Gastgewerbe oder Stadtentwicklung – Olympia bietee die Chance, Berlin und die Partnerländer als modernen, innovativen und nachhaltigen Standort zu präsentieren.
Der Landessportbund verspricht sich von Olympia einen weiteren Push für den Sport im Land, aber auch für die Infrastruktur, was zur besseren Erreichbarkeit von Sportstätten beitragen könne. „Brandenburg ist ein Sportland“, so Gerlach weiter. Man sehe das auch an den seit Jahren stark steigenden Mitgliederzahlen des Landessportbundes. „Wir versprechen uns da einen weiteren Aufschwung“, sagte Gerlach.
CDU will Transparenz bei den Kosten
Im Brandenburger Landtag begrüßten am Dienstag alle Fraktionen die Berliner Bewerbung und die Beteiligung des Landes, von SPD, BSW, CDU bis zur AfD. Die oppositionelle CDU-Fraktion mahnte die Landesregierung, Transparenz herzustellen und nötige Investitionen auf den Weg zu bringen. „Um die Chancen von Olympia für unsere Region nutzen zu können, muss die Landesregierung jetzt die Karten auf den Tisch legen, wie dieses Großereignis seitens des Landes finanziell unterstützt werden soll“, sagte Kristy Augustin, die sportpolitische CDU-Sprecherin.
Nötig sei Klarheit, welche Investitionen in die Infrastruktur – etwa im öffentlichen Nahverkehr – geplant sind. „Auch hier bleibt die Landesregierung noch vage und muss dringend nachliefern“, sagte Augustin. „Brandenburg muss hier seine Hausaufgaben machen.“ Olympia könne neue Impulse für die Infrastruktur bringen und für die Wiederbelebung des vernachlässigten Leistungsprinzips an den Schulen, sagte AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt.
Die nicht mehr im Landtag vertretenen oppositionellen Grünen sehen zwar Chancen, wiesen aber deutlich auf Risiken hin. „Es darf nicht passieren, dass das IOC hohe Gewinne einfährt, während die Austragungsorte am Ende auf den Kosten sitzen bleiben“, sagte Parteichef Clemens Rostock. „Wir blicken kritisch auf die strukturellen Probleme, die mit Olympischen Spielen verbunden sind, und fordern eine offene Debatte sowie eine transparente Kosten-Nutzen-Abwägung, bevor Brandenburg sich verbindlich positioniert.“ Auch müsse klar sein, „dass Olympia nicht zu Lasten der Sportstätten des Breitensports finanziert wird, wo ein großer Sanierungsstau zu beklagen ist.“
Der letzte Anlauf Berlins, bei dem auch Brandenburger Sportstätten als Austragungsorte vorgesehen waren, war 1993 gescheitert. Den Zuschlag für das Jahr 2000 bekam Sydney. Einen weiteren Versuch, aus dem nichts wurde, gab es 2016. Damals waren Teile des Schlossparks Sanssouci am Neuen Palais für Dressurreitwettbewerbe im Gespräch, was für Proteste bei Denkmalschützern sorgte. Dressurreiten im Park Sanssouci ist diesmal nicht geplant.
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