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Brandenburg: Polizei twittert

Die Sicherheitsbehörden weiten Einsatz auf soziale Netzwerke auf – erst Berlin, später in Brandenburg

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Berlin/Potsdam - Die Vögel zwitschern es schon lange von den Dächern – nun geht es aber wirklich los: Die Berliner Polizei twittert, und zwar ab Donnerstag. Unter @polizeiberlin können Twitter-Nutzer dann der Behörde folgen. Bereits Ende des vorigen Jahres hatte Polizeipräsident Klaus Kandt gesagt, dass das Präsidium plane, die sozialen Medien zu nutzen, um sich der „veränderten Kommunikation“ anzupassen. Gleiches plant auch die Polizei Brandenburg. Hier steht aber ein Termin noch nicht fest. „Wir planen in absehbarer Zeit, in den sozialen Netzwerken online zu gehen“, sagte die Sprecherin des Landespolizeipräsidiums Anja Resmer den PNN. Eine Arbeitsgruppe prüft noch Detailfragen.

In Berlin hat sich eine Projektgruppe mit dem Namen „Neue Medien“ seit zwei Jahren damit befasst, wie die Behörde die Social-Media-Kanäle Facebook und Twitter zur Präsentation nutzen kann. Dazu waren Hauptkommissarin Yvonne Tamborini und Kriminalrat Oliver Klau, die sich damit befasst haben, zu ihren Kollegen nach Hannover gereist. Denn die Polizei in der niedersächsischen Hauptstadt hatte als erste deutsche Polizeibehörde vor drei Jahren ein Pilotprojekt gestartet und sich auf Facebook präsentiert. „Wir können hier mit unseren Meldungen eine Zielgruppe erreichen, die wir über die Zeitung nicht mehr bekommen und auch über unsere Internetseite nicht“, erklärt die zuständige Presse-Chefin.

Auch für Brandenburg ist Niedersachsen ein Vorbild, sagte Polizeisprecherin Resmer. Denn dort war etwa die Fahndung nach Straftätern über Facebook sogar schon erfolgreich. Bei einem Mordfall hatte ein Wachmann auf der Facebook-Seite der Polizei von der Fahndung gelesen, den mutmaßlichen Täter erkannt und wertvolle Hinweise geliefert. Der Täter wurde gefasst.

Mittlerweile sind etliche Polizeibehörden auf Facebook oder Twitter unterwegs. Die Polizei Hamburg nutzt den Kurznachrichtendienst, der nicht mehr als 140 Zeichen haben darf, jeden Tag: Ein Zeugenaufruf nach einem Überfall in Poppenbüttel findet sich da ebenso wie der Hinweis, dass die Polizeiautos nun mit dem neuen „Yelp-Ton“ als Signal aufgerüstet werden. Auch die Polizei in Kaiserslautern twittert – mesit, wenn es rund um Fußballspiele am Betzenberg geht.

Die Berliner haben sich entschieden, zunächst mit Twitter zu beginnen – und zwar als „verstärkter Nachrichtenkanal“, erklären die beiden Projektbeauftragten. Das Ziel sei vorrangig, die Bürger möglichst direkt und schnell auf allen Wegen zu erreichen. Bei Einsätzen oder aktuellen Lagen komme es häufig zu Missverständnissen oder es würden auch teilweise gezielt Legenden verbreitet. „Über Twitter können wir mehr Menschen erreichen als vor Ort über eine Durchsage per Lautsprecherwagen“, sagt Polizeisprecher Stefan Redlich.

Zu dem Dauerkanal @polizeiberlin, auf dem zunächst vier Mitarbeiter Nachrichten twittern – von Präventionsveranstaltungen bis zu Zeugenaufrufen – kommt noch ein Einsatzkanal. „Hier twittert die Behörde aus dem Einsatz heraus gezielt Nachrichten“, sagt Sprecher Redlich. Wer Follower ist, bekommt jeweils zu aktuellen Einsätzen, wie dem 1. Mai, Informationen. Premiere wird am Sonnabend die linke Demonstration unter dem Motto „Unsere Solidarität gegen ihre Repression“ ab 17 Uhr durch Moabit sein.

Mit Facebook als weiteren Informationskanal wollen die Projektbeauftragten dann ab Sommer loslegen. Hier mussten unter anderem die Berliner Datenschutzrichtlinien angepasst werden – denn die Polizeibehörde soll in Sachen Facebook als eine Art Vorreiter für die gesamte Berliner Verwaltung agieren. Facebook wird von den Verantwortlichen jedoch eher als so etwas wie ein „Abholbahnhof für die Zielgruppe“ genutzt, um sie dann auf die Homepage der Berliner Polizei zu leiten – dort wird nicht nur für den Nachwuchs geworben, sondern hier ist auch alles rund um die Polizei und Prävention zu lesen.

Auch in Brandenburg will die Polizei Facebook und Twitter ähnlich wie in Berlin nutzen – für Fahndungen oder um von aktuellen Einsätzen wie bei Fußballspielen zu berichten. Die zuständigen Beamten beider Länder stehen in engem Kontakt. Aber auch in Brandenburg werden noch rechtliche Hürden etwa beim Datenschutz geprüft. So dürften Fahndungsbilder wohl nicht direkt bei Facebook zu sehen sein, sondern nur auf der verlinkten Internetseite der Polizei selbst. „Wir müssen darauf achten, dass sensible Daten nur auf eigenen sicheren Servern sind“, sagte Sprecherin Resmer. Andere sind schneller: Nicht-Beamte veröffentlichen bereits bei Twitter unter @polizei_potsdam und bei Facebook bereits die Pressemeldungen der Potsdamer Polizei. Tanja Buntrock, Alexander Fröhlich

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