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So wie hier in Pankow sieht es in zahlreichen Edeka-Supermärkten in ganz Berlin aus.

© Alexander Fröhlich

Update

Nach linksextremistischem Tesla-Anschlag: Berliner stehen vor leeren Edeka-Regalen

Auch Edeka leidet unter dem Stromausfall in Grünheide. Zwar liefert das Logistikzentrum Freienbrink wieder frische Lebensmittel aus. Doch die Folgen des Anschlags sind bis nach Berlin spürbar.

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Nach dem Stromausfall wegen eines Brandanschlags auf die Tesla-Stromversorgung stehen Supermarkt-Kunden in Berlin und Brandenburg vor leeren Regalen. Betroffen ist die Handelskette Edeka. Der Stromausfall hatte den Betrieb in einem seiner großen Logistikzentren gestört, das die Hauptstadtregion mit Frischware beliefert. Zuerst hatte der RBB berichtet.

„Aufgrund eines Stromausfalls an unserem Lagerstandort in Freienbrink kommt es leider zu Einschränkungen in der Warenverfügbarkeit“, warnte ein Edeka-Supermarkt in Berlin-Moabit laut dem Bericht seine Kunden. In den sozialen Medien kursierten am Donnerstag Bilder aus den Edeka-Läden etwa in Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow, Treptow-Köpenick und Spandau. Darauf waren unter anderem Kühltruhen sowie zahlreiche Obst- und Gemüseregalen zu sehen, die allesamt leer standen.

Nach dem Stromausfall in der Region Grünheide wegen eines Brandanschlags auf Tesla ist auch der Betrieb in einem großen Logistikzentrum der Handelskette Edeka gestört.
Nach dem Stromausfall in der Region Grünheide wegen eines Brandanschlags auf Tesla ist auch der Betrieb in einem großen Logistikzentrum der Handelskette Edeka gestört.

© dpa/Lutz Deckwerth

Unter normalen Umständen beliefert die Handelskette aus dem Logistikzentrum Freienbrink, das in der Gemeinde Grünheide in Ostbrandenburg liegt, rund 500 Märkte in Berlin und Brandenburg. 100 Lastwagen stehen für die Lieferung von Obst und Gemüse sowie Milchprodukten, Feinkost, Fleisch und Tiefkühlwaren zur Verfügung. Rund 1000 Mitarbeiter arbeiten dort nach Angaben des Unternehmens.

Logistikzentrum liefert wieder aus

Unbekannte Täter hatten am Dienstag auf einem Feld Feuer an einem Strommast gelegt, der auch für die Versorgung der Tesla-Fabrik in Grünheide zuständig ist. Die Produktion des Autobauers wurde vorerst gestoppt. Tesla rechnet wie Edeka noch mit einem tagelangen Ausfall. Die linksextreme Vulkangruppe hatte erklärt, sie sei für den Anschlag verantwortlich.

Inzwischen ist der Lieferverkehr des Edeka-Logistikzentrums wieder angelaufen, doch die Stromversorgung ist weiter unterbrochen. „Aktuelle Prognosen gehen von einer Wiederherstellung Ende nächster Woche aus“, teilte eine Unternehmenssprecherin der Edeka Minden-Hannover Stiftung am Donnerstag mit.

Mit zehn Notstromaggregaten sei es am späten Mittwochabend und in der Nacht gelungen, alle notwendigen technischen Einrichtungen im Logistikzentrum Freienbrink wieder hochzufahren. Zugleich sei die Auslieferung gekühlter und tiefgekühlter Waren in die Edeka-Märkte in Berlin und Brandenburg gestartet. Die ersten Lastwagen mit frischen Lebensmitteln hätten das Logistikzentrum am Donnerstag gegen 3.00 Uhr verlassen.

Edeka hatte am Dienstag und Mittwoch die Lieferströme für Obst und Gemüse sowie Lebensmittel, die gekühlt werden müssen, nach eigenen Angaben über die Logistikzentren in Landsberg (Sachsen-Anhalt) und Lauenau (Niedersachsen) umgeleitet. Die Belieferung der Märkte mit frischer Ware sei deutlich eingeschränkt gewesen, hieß es.

Kühlung und Tiefkühlung der Lebensmittel hätten im Lager Freienbrink aber zu jeder Zeit mit Notstromaggregaten sichergestellt werden können. Nicht gekühlte Produkte würden ohnehin aus dem Logistikzentrum in Mittenwalde ausgeliefert. Dort gebe es keine Probleme. Zum Schaden machte das Unternehmen keine Angaben.

Ermittlungen wegen verfassungsfeindlicher Sabotage

Der Anschlag auf die Stromversorgung des einzigen europäischen Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin zieht Ermittlungen wegen verfassungsfeindlicher Sabotage nach sich. Das Verfahren wegen des Tesla-Brandanschlags werde auch wegen Störung öffentlicher Betriebe und Brandstiftung geführt, teilte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), Carola Ochs, am Donnerstag mit. „Die Ermittlungen werden nach wie vor in alle Richtungen gegen Unbekannt geführt und dauern an.“ Der Generalbundesanwalt sei über das Verfahren unterrichtet. „Er wird entscheiden, ob er das Ermittlungsverfahren an sich ziehen wird.“

Die Produktion in der Tesla-Fabrik bleibt noch bis voraussichtlich Ende nächster Woche unterbrochen – viel länger als bisher gedacht. Das teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Werksleiter André Thierig gab den Schaden am Dienstag mit Hunderten Millionen Euro an. Er ging darin aber von einem Ausfall nur in dieser Woche aus.

Faeser für hartes Handeln gegen Linksextremisten

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) dringt nach dem Anschlag auf ein hartes Durchgreifen gegen Linksextremisten. „Es scheint ja ein mutmaßlicher linksextremistischer Anschlag gewesen zu sein; das war ein schwerer Brandanschlag, der ja ganz, ganz viele Tausende, vor allem Haushalte auch vom Strom abgehängt hat“, sagte die Ministerin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Sie verurteile den Anschlag auch deshalb sehr scharf, weil er dazu geführt habe, dass in Kliniken und Arztpraxen der Strom ausgefallen sei, was lebensbedrohlich sein könne.

„Es ist, ehrlich gesagt, für uns ein Phänomen, was wir in den letzten Jahren schon sehen, dass der Linksradikalismus härter wird, gewaltbereiter und vor solchen Aktionen nicht zurückschreckt“, sagte Faeser in einem Videointerview. „Und da muss jetzt hart gehandelt werden.“ Die Staatsanwaltschaft müsse durchgreifen, „und man muss empfindliche Strafen auch spüren“. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hatte den Anschlag am Mittwoch verurteilt und von einem „Verbrechen“ gesprochen.

Innenminister fordert mehr Schutz

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sieht wichtige Netze und Anlagen in Deutschland nicht genug geschützt. „Alarmiert müssen wir sein, weil dieser Anschlag vorgestern früh hat gezeigt, dass wir in Deutschland viele solcher neuralgischen Infrastrukturpunkte haben, die faktisch nicht geschützt sind“, sagte Stübgen im Deutschlandfunk. Er will analysieren lassen, wo Punkte sind, an denen Täter mit einfachen Mitteln größten Schaden anrichten könnten. Am Strommast, der Ziel des Anschlags war, führe das Stromkabel aus der Luft in die Erde. Notwendig seien etwa Zäune und Kameras sowie weitere Stromleitungen.

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