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Polens Botschafter Dariusz Pawlos gemeinsam mit Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke und Minsterpräsident Dietmar Woidke (beide SPD)

© dpa/Soeren Stache

Ungewohntes Lob für Brandenburg: Polens Botschafter findet versöhnliche Worte zum Gedenktag am 8. Mai

Das Land sei ein Vorbild für die deutsch-polnische Aussöhnung, erklärte Dariusz Pawlos bei der Gedenkfeier im Landtag. Ministerpräsident Dietmar Woidke sprach ein Problem an.

Stand:

Im Innenhof des Potsdamer Landtags spielten die Posaunen und Trompeten der Potsdamer Turmbläser den Choral von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke und Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) waren gekommen, dazu die Parlamentarischen Geschäftsführer der meisten Landtagsfraktionen, nur die AfD nicht. Am 8. Mai, dem 78. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Nationalsozialismus, lauschten sie den Worten des Polnischen Botschafters Dariusz Pawlos.

„Für uns, liebe Freunde, sind Sie ein Vorbild”, würdigte Pawlos das Engagement des Landes Brandenburg für die deutsch-polnische Aussöhnung, die Jugendbegegnungen zwischen Deutschen und Polen und den Polnischunterricht an den Schulen des Landes.

Polens Ex-Botschafter kritisiert fehlende Gedenkstätte

Noch vor zwei Jahren hatte der damalige polnische Botschafter Andrzeij Przylebski für einen Eklat gesorgt, als er während einer Feierstunde zum 30-jährigen Jubiläum des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags im Landtag scharfe Kritik an der Wahrnehmung Polens in Deutschland übte und die Medien deutlich kritisierte. Pawlos hingegen hob den Stellenwert hervor, den das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus in Polen habe. Dabei ging er auch darauf ein, dass es in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück erst kürzlich Streit um einen Auftritt polnischer Nationalisten gegeben hatte.

Diplomatisch, aber bestimmt äußerte er sich zur Forderung der polnischen Regierung nach Reparationen. Die polnische Regierung sei „zu einem Dialog” bereit. Und Pawlos erinnerte an den noch immer nicht in Gang gekommenen Bau einer Gedenkstätte für die polnischen Kriegsopfer in Berlin.

Zuvor hatte bereits Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke die schleppenden Planungen kritisiert. „Das gesamtdeutsche Denkmal für die polnischen Befreier ist überfällig”, sagte Liedtke. Immerhin sei jeder 10. Teilnehmer der Schlacht um Berlin ein polnischer Soldat gewesen. „Vielleicht muss es ja gar nicht in Berlin stehen, vielleicht ja auch in Brandenburg.”

Vertreter der russischen Botschaft waren zum Gedenken nicht eingeladen. Umso deutlicher waren aber die Worte, die Liedtke, Pawlos und Woidke zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine fanden. „Die Bilder von Butscha und Mariupol gleichen auf unheimliche Weise dem Warschauer Ghetto”, sagte Liedtke. „Dieser Krieg trifft Millionen Unschuldiger, jung und alt, ganze Familien und auch Überlebende des Zweiten Weltkriegs”, sagte Woidke..

Woidke ging indes auch darauf ein, dass „Lügen, Ressentiments und Vorurteile” auch in Deutschland auf fruchtbaren Boden fielen. „So schmerzhaft und beschämend es ist, es auszusprechen: Rechtsextremismus und Hass sind ein großes Problem in unserem Land.“

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