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Weniger Züge in Brandenburg: Verkehrsminister Tabbert will Regionalbahnen in der Prignitz erhalten
Positive Signale für die Bahnlinie 73 in der Prignitz. Auf anderen Bahnstrecken in Brandenburg soll ausgedünnt werden.
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Brandenburgs Verkehrsminister Detlef Tabbert (BSW) hat sich erneut zum Erhalt der Regionalbahnen in der Prignitz bekannt. „Die Regionalbahnlinie RB73 ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil der Mobilität in unserer Region“, sagte der BSW-Minister am Dienstag auf Nachfrage dieser Zeitung.
Die aktuelle Nutzung zeige, dass sie insbesondere zwischen Neustadt (Dosse) und Kyritz den Bedarf der Menschen erfülle und die Standards des Landesnahverkehrsplans einhalte. „Wir setzen uns weiterhin für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Verbindung ein und sind dazu auch im engen Austausch mit den Kollegen aus Mecklenburg-Vorpommern.“
Die Regionalbahnen in der Prignitz stehen seit Jahren immer wieder auf Streichlisten der Landespolitik. Derzeit wird seitens des Ministeriums ein Gutachten zum Erhalt der Strecken eingeholt. Im Verkehrsausschuss hatte Tabbert, wie im Tagesspiegel zuvor berichtet, verkündet, dass mehrere Strecken in den wenig frequentierten Morgen- und Abendstunden weniger bedient werden sollen. Konkret betrifft dies:
- RE13 – Cottbus, Senftenberg, Ruhland, Elsterwerda
- RB26 – Berlin-Ostkreuz, Müncheberg, Seelow, Kostryn
- RB27 – Wensickendorf, Groß Schönebeck, Wandlitz, Basdorf, Karow (Heidekrautbahn)
- RB34 – Rathenow, Stendal
- RB36 – Königs Wusterhausen, Storkow Beeskow, Frankfurt (Oder)
- RB43, RB49 – Cottbus, Senftenberg, Ruhland, Falkenberg (Elster)
- RB66 – Stettin-Angermünde
Schnellste Strecke von Pritzwalk nach Berlin
In der Prignitz ist besonders die Zukunft des Abschnitts der RB 73 zwischen „Kyritz-Am Bürgerpark“ und Pritzwalk sowie der RB 74 zwischen Pritzwalk und Meyenburg unklar. Auf diesen Abschnitten fahren nur einzelne Züge. Im Zusammenhang mit der Sanierung der Bahnlinie zwischen Berlin und Hamburg hat die DB AG jedoch den Streckeneigentümer, die Regio Infra Nord-Ost, bei der Sanierung der Strecke zwischen Pritzwalk und Neustadt (Dosse) unterstützt. Die bislang streckenweise nur mit Tempo 30 befahrbare Strecke ist künftig durchgehend mit 80 Kilometern pro Stunde befahrbar. Damit wäre die schnellste Strecke von Pritzwalk ins Berliner Stadtzentrum künftig die Verbindung über Neustadt.
Der Verkehrsvertrag mit der Hanseatischen Eisenbahn zum Betrieb der Strecke läuft jedoch Ende des Jahres aus. „Eine Abbestellung der frisch sanierten Strecke passt für uns überhaupt nicht“, sagte der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Jan Redmann am Dienstag in der Pressekonferenz seiner Fraktion.
Etwas anders ist die Situation bei der Regionalbahnlinie RB 74 zwischen Pritzwalk und Meyenburg, die ähnlich wie die Strecke nach Neustadt nur von wenigen Zugpaaren am Tag bedient wird. Hier hoffen die Kommunen ebenso wie der Streckeneigentümer darauf, die Strecke auch in Mecklenburg-Vorpommern befahrbar zu machen, sodass ein durchgehender Zugbetrieb bis Güstrow möglich wäre. Für den Erhalt dieser Strecke setzt sich insbesondere Brandenburgs Innenministerin Katrin Lange (SPD) ein, die schon in ihrer Zeit als Amtsdirektorin für die Bahnanbindung nach Meyenburg kämpfte. Gespräche mit dem Nachbarbundesland sind jedoch noch nicht zum Abschluss gekommen.
Innenministerin Katrin Lange setzt sich ein
„An der Sachlage hat sich nichts geändert: Selbstverständlich müssen die RB 73 und 74 erhalten bleiben“, sagte Lange am Dienstagabend unserer Zeitung. „Die Machbarkeitsstudie der Landkreise von 2024 hat den verkehrlichen und wirtschaftlichen Nutzen der Verbindungen überzeugend nachgewiesen.“ Einwohner, Wirtschaft und Tourismus bräuchten diese Verbindungen.
Perspektivisch könne so auch eine zusätzliche Verkehrsachse von Berlin über die Prignitz bis nach Rostock und an die Ostsee geschaffen werden. „Das würde ich sehr begrüßen“, so Lange. „Eine Entscheidung gegen die RB 73 und 74 wäre eine politische Entscheidung gegen den ländlichen Raum Brandenburgs: Davor kann ich nur warnen.“
Der Landrat der Prignitz, Christian Müller (SPD), sagte auf Anfrage unserer Redaktion, die hohe Auslastung der RB 73 zwischen Neustadt (Dosse) und Kyritz sei erfreulich. „Das heißt aber nicht, dass die Linie im weiteren Streckenverlauf entbehrlich ist“, sagte Müller. „Auch abseits der Metropolen und des Speckgürtels brauchen wir für die Bürger verlässliche Angebote im ÖPNV.“ Deshalb sollte die RB 73 auch künftig weiter bis Pritzwalk und von dort die RB 74 bis nach Meyenburg fahren.
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