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Wenn Helfer Hilfe brauchen: „Disaster Nurses“ für die Pflege in Brandenburg?
In den Pflegeberufen gibt es bundesweit Engpässe. Die Enquete-Kommission des Brandenburger Landtags hat nun darüber beraten, wie die Pflege krisenresistenter werden kann.
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In der Corona-Pandemie wurden sie von den Balkonen beklatscht. Doch die harte Arbeit der Pflegekräfte geriet schnell in Vergessenheit. Dass zahlreiche Krankenschwestern und Altenpfleger mittlerweile ihren Dienst quittierten, wird kaum noch wahrgenommen. „Wir brauchen Reserven und einen Personalpool“, sagte der Brandenburger SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Lüttmann am Freitag. Er äußerte sich während der turnusgemäßen Sitzung der Enquete-Kommission, die der Brandenburger Landtag zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie eingerichtet hat.
In dem Gremium berichteten Experten über die Situation in der Pflege im Land Brandenburg – und über die Frage, wie man in diesem Bereich künftig krisenresistenter werden kann. Denn Pflege- und Gesundheitsberufe seien bundesweit ein Engpassberuf, sagte Anna Maria Lehmkuhl, Referentin aus dem Potsdamer Gesundheitsministerium.
Zu viel fürs Ehrenamt
„Die Einsatzdauer von Ehrenamtlichen ist begrenzt“, sagte Hubertus Diener, der Landesvorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes. „Wir können ehrenamtliche Helfer über mehrere Tage einsetzen, vielleicht auch mal zwei Wochen, aber eben nicht für mehrere Monate, wie es bei Corona nötig gewesen wäre.“ Das DRK setzt sich deswegen für die Schaffung hauptamtlicher Unterstützungsstrukturen ein: Mitarbeiter, die Schulungen durchführen oder sich um die Wartung von Technik kümmern, damit auf diese Weise mehr Menschen bereit sind, sich etwa im Katastrophenschutz zu engagieren.
Die Pflegevorständin der „Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem“, Andrea Stewig-Nitschke, betonte, dass die Erfahrungen aus der Pandemie in die Ausbildung künftiger Ärzte und Pfleger Eingang finden werden. In den Pflegeeinrichtungen sollten „Disaster Nurses“ etabliert werden, die auf die spezielle Situation eines Katastrophenfalls vorbereitet sind, und im Fall des Falles etwa die Kommunikation mit dem Rettungsdienst und dem Katastrophenschutz aufrechterhalten.
Denkbar wäre auch der Aufbau eines Registers aller verfügbarer Pflegekräfte, um im Fall des Falles zu wissen, wer als Helfer zur Verfügung stehen könnte. „So etwas gab es schon einmal in Zeiten des Kalten Krieges“, sagte Diemer. „Damals haben Einwohnermeldeämter die Angehörigen der Gesundheitsberufe erfasst – das hat man dann als Teil der Friedensdividende abgeschafft.“
Eine staatliche Reserve an Pflegekräften sei dagegen nicht vorstellbar, sagte Markus Mühe aus dem Potsdamer Gesundheitsministerium. „So etwas muss aus dem System heraus passieren“ - also von den Einrichtungen selbst organisiert werden. Denn der Staat könne nicht einfach Pflegekräfte dem Markt entziehen und für Krisensituationen vorhalten.
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