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Potsdams Fernwärme soll in den kommenden Jahren zunehmend durch Geothermie erzeugt werden.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Grünes Licht für Geothermie-Wärmewende in Potsdam: Stadt und EWP-Gesellschafter haben sich geeinigt

Interims-Rathauschef Burkhard Exner spricht von „tragfähiger Lösung“. Allerdings warnen die Stadtwerke: Finanzielle Extra-Spielräume seien nicht mehr vorhanden.

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Nach monatelangen Querelen ist der Weg frei, dass die Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP) für den Ersatz des altersschwachen Heizkraftwerks Süd durch Geothermie-Anlagen ein Kreditpaket von 375 Millionen Euro aufnehmen darf. Das hat die Stadtverwaltung am Freitag mitgeteilt.

Es handle sich um die Voraussetzung für den nächsten großen Schritt „zur klimafreundlichen Umstellung der Strom-, Wärme- und Wasserversorgung auf erneuerbare Energien“, wofür Potsdam in den kommenden Jahrzehnten rund 1,3 Milliarden Euro investieren will, wie es hieß.

Das Großvorhaben war zuletzt ins Stocken geraten, weil der Interims-Rathauschef sowie Stadtwerke- und EWP-Aufsichtsratsvorsitzender Burkhard Exner (SPD) mit dem EWP-Minderheitsgesellschafter Edis AG noch weitere Verhandlungen führen wollte. Vor allem hatte er kritisiert, dass die finanziellen Risiken bei dem Großprojekt zuungunsten der Stadt und ihrer Stadtwerke verteilt seien. Kritiker Exners hatten hingegen gewarnt, dass die Zeit immer mehr dränge, weil für Potsdam Fördermittel in dreistelliger Millionenhöhe zu verfallen drohen.

Interims-Rathauschef Burkhard Exner ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke und ihres Versorgers EWP.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Diese Verhandlungen sind aus Sicht des Rathauses offenkundig erfolgreich gewesen. „Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter haben einem umfassenden Finanzierungspaket sowie begleitenden Maßnahmen zugestimmt, die die Risiken für die [....] Einwohnerinnen und Einwohner mindern sollen“, hieß es in der Mitteilung.

Nach Informationen dieser Zeitung soll sich die Edis zum Beispiel für 15 Jahre verpflichtet haben, ihre Verträge mit der EWP und den Stadtwerken nicht einfach kündigen zu können. Offiziell teilte das Rathaus mit: „Der steuerliche Querverbund der Stadtwerke wird mindestens für die kommenden 15 Jahre gesichert.“ Dabei geht es um das Stadtwerke-System, verlustreiche Tochterfirmen wie den Verkehrsbetrieb oder die Bäderlandschaft vor allem durch die EWP zu stützen.

Das Rathaus sprach auch von „weiteren Maßnahmen, um die Wärmewende verantwortungsvoll zu gestalten“. Demnach stellen die EWP-Gesellschafter Edis und Stadtwerke „entsprechend ihrer Unternehmensanteile ausreichend Eigenkapital bereit“, hieß es. Ferner werde die EWP fortlaufend „wirtschaftliche und technische Alternativen“ zu ihrem Wärmekonzept prüfen und in die Planungen aufnehmen. Ein beratender „Steuerungskreis Wärmewende“, dem unter anderem Rathaus- und EWP-Vertreter sowie Stadtpolitiker angehören werden, soll das Vorhaben begleiten.

Exner zeigte sich zufrieden. „Der Weg für die Wärmewende ist frei.“ Angesichts der Risiken eines Vorhabens dieser Größenordnung sei es wichtig gewesen, dass beide EWP-Gesellschafter „Verantwortung übernehmen“. Schließlich sei es um die Gewährleistung der Daseinsvorsorge zu dauerhaft bezahlbaren Preisen gegangen. „Dafür haben wir nun eine tragfähige Lösung gefunden“, sagte Exner.

Zufrieden zeigte sich auch die Geschäftsführung der EWP mit Christiane Preuß und Eckard Veil. Man starte nun „mit ganzer Kraft in die Umsetzung der Projekte“. Als künftige Säulen einer nachhaltigen Wärmeversorgung nannte das Duo Tiefengeothermie, Blockheizkraftwerke und Spitzenlastkessel, dafür müssen jetzt Ausschreibungen beginnen. Preuß hatte im Zuge der Auseinandersetzungen ihren baldigen Abschied von der EWP angekündigt und in einer E-Mail an Mitarbeiter erklärt, zuletzt habe „vor allem das ,Gemeinsam’ mit zentralen Akteuren in der Stadtverwaltung gefehlt“.

Solche Misstöne gab es am Freitag nicht. Allerdings warnte zum Beispiel Stadtwerke-Chef Monty Balisch, dass nun im Stadtwerke-Verbund „zusätzliche finanzielle Spielräume nicht mehr vorhanden sind – das wird sich auf andere Entscheidungen auswirken.“ Beispiele nannte er nicht. So soll aber zum Beispiel auch der ViP eine Wende zu mehr klimaschonender Mobilität vollziehen und die millionenschwere Tramtrasse nach Krampnitz und Fahrland bauen. 

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