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Die charakteristische Villa Kampffmeyer in der Berliner Vorstadt wurde eingezwängt von den Mauersegmenten am Havelufer.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel./Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel

35 Jahre nach dem Mauerfall: Vom „Blinddarm der DDR“ bis zum Mauerfriedhof – Einblicke in die „Grenzstadt Potsdam“

Massive Grenzanlagen in Babelsberg, Blicke auf die Enklave Klein Glienicke: Kurz nach dem Mauerfall dokumentierte Matthias Kupfernagel die „Grenzstadt Potsdam“. Nun ist die beeindruckende Fotoserie zu sehen.

Stand:

Am Abend dieses 9. Novembers vor 35 Jahren geschah das zuvor nie für möglich Geglaubte: Die Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten und zwischen Westberlin und der DDR fiel. Potsdam war nach 28 Jahren keine Grenzstadt mehr.

Aus Anlass des 35. Jahrestages des Falls der Berliner Mauer hat der Förderverein des Potsdam-Museums in Kooperation mit dem Potsdam Museum ein Projekt vollendet. In der PotsdamHistory-App, einem Programm für Smartphones und Tablets, wurde unter dem Titel „Grenzstadt Potsdam“ eine Foto-Dokumentation mit 29 Bildern des Fotografen und Bühnenbildners Matthias Kupfernagel veröffentlicht.

An der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften in Griebnitzsee, einem heutigen Teil der Universität Potsdam, verlief die Mauer direkt am Haus entlang. In der Kaderschmiede wurden nur besonders treue Staatsbedienstete ausgebildet.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel/Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel

Vor allem in Babelsberg gab es viele Stellen, an denen die Außengrenze die Zaungrenzen zu West-Berliner Privatgärten bildete, wie hier bei den Grenzanlagen an der Steinstraße/Teltower Straße/Dianastraße.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel/Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel

Eingemauert. Teile von West-Berlin waren wie hier an der Stubenrauchstraße von mehreren Seiten von der Grenzmauer eingeschlossen.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel/Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel

Gezeigt werden 23 Stationen der Grenze zwischen Potsdam und dem damaligen Westberlin. Die Aufnahmen aus dem März 1990, also etwa vier Monate nach dem Mauerfall zeigen, wie massiv die Grenzanlagen Stadt und Gesellschaft zerschnitten haben, aber auch wie unglaublich nah Potsdam und Berlin an nicht wenigen Stellen waren.

Heute ein ganz normaler Bahnhof, war Griebnitzsee bis zum 9. November 1989 Grenzkontrollpunkt, den nur Interzonen-Züge durchfahren durften.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel./Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel.

Der Grenzpostenweg führte am Griebnitzsee in Höhe Karl-Marx-Straße/Virchowstraße/Domstraße oftmals durch frühere Privatgärten der Villen am Seeufer.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel/Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel

Blick auf das Dampfmaschinenhaus des Parks Babelsberg. Dieser Grenzabschnitt war besonders gut gesichert. In der Nähe der Glienicker Brücke erfolgten mehrere Fluchtversuche, einige endeten tödlich.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel/Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel

Noch im Dezember 1989 ergab sich nach längeren Verhandlungen mit den ehemaligen Grenztruppen der DDR für den Berliner Fotografen Mathias Kupfernagel die Möglichkeit, die noch weitestgehend intakten Grenzanlagen mit all ihren Facetten der Trennung von Ost und West vor ihrem Abriss zu fotografieren.

Schwerpunkt der Fotos sind die Grenzanlagen in Babelsberg, aber auch Blicke auf die Enklave Klein Glienicke, die einst als „Blinddarm der DDR“ bezeichnet wurde. Hintergrund war, dass der Stadtteil als einziger jenseits der Havel auf Berliner Gebiet lag und demzufolge besonders kontrolliert wurde. Fotograf Kupfernagel schoss beeindruckende Bilder von der Kontrollstelle an der Parkbrücke oder der vorgezogenen Wassergrenze.

Klein Glienicke war der „Blinddarm der DDR“, weil der Stadtteil als einziger Teil Potsdams auf dem gegenüberliegenden Berliner Havelufer befand. Der Ortsteil war gesondert gesichert.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel/Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel

Um nach Klein Glienicke zu kommen, benötigte man einen Passierschein, jeder der in den Ortsteil wollte, wurde an der Parkbrücke kontrolliert.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel/Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel

An der Steinstraße zwischen Potsdam und Steinstücken wurde nach dem Mauerfall der Mauerfriedhof errichtet. Dort wurden alle abgebauten Grenzanlagen gesammelt.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel/Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel

Ebenso beeindruckend sind die Blicke auf durch Grenzbauten zerschnittene historische Parks wie dem Park Babelsberg oder die eingemauerte Berliner Vorstadt, in der die historische Villa Kampffmeyer hinter Mauer-Segmenten verschwindet. All die Stellen sind dokumentiert, alle mit genauer Verortung, sodass sich auch 35 Jahre später noch ein Spaziergang zum Rekapitulieren und Erinnern ermöglichen lässt.

Die Aufnahmen des Berliner Fotografen Matthias Kupfernagel, die mittlerweile dem Potsdam Museum geschenkt worden sind, werden durch historisches Kartenmaterial des DDR-Grenztruppenregiments 44 und Texten von Hannes Wittenberg, dem stellvertretenden Leiter des Potsdam Museums, mit Informationen zu den jeweiligen Standorten ergänzt.

Das Projekt wurde von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert. Die App PotsdamHistory gibt es kostenfrei in den gängigen App-Stores zum Download.

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