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Bei der Gedenkveranstaltung in der neuen Potsdamer Synagoge.

© Andreas Klaer

„Antisemitismus vergiftet unsere Gesellschaft“: Erstes Gedenken an die Reichspogromnacht in Potsdams neuer Synagoge

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle und Oberbürgermeister Mike Schubert warnten vor Judenhass in der Gegenwart. 1938 sei nicht so weit entfernt, wie man geglaubt habe.

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Der Reichspogromnacht vor 86 Jahren ist erstmals in Potsdams neuer Synagoge gedacht worden. Bei der Veranstaltung am Samstag anwesend waren unter anderem Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle und Oberbürgermeister Mike Schubert (beide SPD). Beide richteten mahnende Worte an die Bevölkerung.

Schüle sagte, 2024 sei zwar nicht 1938. „Aber die antisemitischen Übergriffe der vergangenen Tage, Wochen und Monate zeigen verstörend, dass 1938 nicht so weit entfernt ist, wie wir glaubten.“ Jüdische Einrichtungen stünden in Brandenburg unter verstärktem Polizeischutz, seit diesem Jahr gebe es auch einen Beauftragten gegen Antisemitismus. Doch derlei reiche nicht. „Diejenigen, die an der Seite unserer jüdischen Mitbürgerinnen und -mitbürger stehen, müssen sicht- und hörbarer sein.“ Dafür könne man gemeinsam sorgen – „mit Mut, Zuversicht und Zusammenhalt“.

Auch am ehemaligen Standort der historischen Potsdamer Synagoge am Platz der Einheit wurden an die Pogrome gedacht.

© Andreas Klaer

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Schubert sagte, mehr als 80 Jahre nach der Schändung der alten Synagoge sei der im Sommer eröffnete Nachfolgebau nun der Mittelpunkt für das jüdische Leben in Potsdam. „Dafür sind wir dankbar.“ Doch könne dieser Bau weder die Vergangenheit in Vergessenheit bringen, noch „über die tiefen Spuren von Antisemitismus und Ressentiments in unserer Gesellschaft hinwegtrügen“. Allerdings zeige sich an dem Haus die besondere Verantwortung, „niemals die Opfer der Shoa zu vergessen, sondern sie zu ehren“. Jeglicher Antisemitismus müsse bekämpft werden. „Er vergiftet unsere Gesellschaft.“

In der Reichspogromnacht waren Synagogen angezündet und jüdische Einrichtungen zerstört worden. Dies markierte den Beginn der systematischen Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung der Menschen jüdischer Herkunft in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus.

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