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Der BUND Brandenburg fordert, dass die Siedlung um den See herum nicht mehr erweitert wird, um ein Absinken des Pegels zu verringern.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Bei Havel-Niveau ist Schluss: Warum der Groß Glienicker See nicht austrocknen kann

Der Pegel des Groß Glienicker Sees sinkt jährlich um zehn Zentimeter – doch irgendwann nicht weiter, sagt der BUND. Die Idee, Havelwasser in den See zu pumpen, lehnen die Umweltschützer ab.

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Wie schlecht es um Brandenburgs Seen steht, wird am Groß Glienicker See beispielhaft sichtbar: Rund 1,50 Meter ist der Pegel des Gewässers seit 2000 gesunken, seit vielen Jahren steht ein alter Steg an der Badestelle einsam auf dem Trockenen. Genau der richtige Ort, um einen Report zum Zustand der märkischen Seen vorzustellen: Carsten Preuß und Richard Jacob von der Umweltorganisation BUND Brandenburg übergaben hier am Dienstag den „BUND-Seenreport“ an Potsdams Umweltbeigeordneten Bernd Rubelt (parteilos).

„Die Leidensgeschichte des Groß Glienicker Sees deckt sich mit der vieler anderer Seen in Brandenburg, die vom Grundwasserspiegel abhängig sind“, sagt Jacob. Während der See früher noch durch Wasserzuläufe aus dem Seeburger Fenn und der Döberitzer Heide gespeist wurde, wird das Gewässer aufgrund von Klimawandel und Landschaftseingriffen nur noch durch das Grundwasser gestützt.

Die oft geforderte Auffüllung des Sees mit Fremdwasser ist aus unserer Sicht nur kostspielige und keineswegs nachhaltige Landschaftskosmetik.

Der BUND Brandenburg in seinem Seenreport

Laut dem BUND-Report haben die erhöhten Temperaturen der letzten Jahre die Verdunstung beschleunigt, gleichzeitig kommt durch verminderte Niederschläge zu wenig neues Wasser hinzu.

Insgesamt betrachtet der Seenreport 17 Gewässer. Der Groß Glienicker See sticht dabei heraus, weil er fast vollständig von Bebauung umgeben ist. Der Einwohnerzuwachs und die damit einhergegangene Flächenversiegelung habe neben dem Klimawandel zusätzlich zur Verschlechterung des Pegelstandes beigetragen, so der BUND.

„Aber auch die Trinkwasserentnahmen der benachbarten Berliner und Brandenburger Wasserwerke und die vielen Haus- und Gartenbrunnen sowie andere gewerbliche Wasserentnahmen bewirken zusätzlich, dass die Wasserbilanz der Region nicht mehr ausgeglichen ist“, heißt es im Seenreport. „Die Erweiterung von Siedlungen rund um den See muss darum gestoppt werden.“

Der See kann nicht unter die Havel sinken

Doch laut BUND gibt es einen Lichtblick: Ein komplettes Austrocknen (wie etwa beim Fresdorfer See) sei nahezu ausgeschlossen. Grund dafür sind unterirdische Verbindungen zwischen den Oberflächen- und Grundwasserkörpern von Havel und Groß Glienicker See, die sich im Laufe der Zeit immer wieder angleichen. „Die Havel wird als Bundeswasserstraße für den Schiffsverkehr durch die Stauhaltung bei Brandenburg (Havel) schon seit Jahrhunderten auf einem ziemlich gleichen Pegelstand gehalten“, so der BUND. „Dadurch wird der Groß Glienicker See nicht unter das Havel-Niveau sinken.“

Aktuell liegt der Wasserstand des Groß Glienicker Sees im Schnitt etwa 1,30 Meter über dem der Havel. Sprich: Der Pegel kann laut BUND noch maximal 1,30 Meter sinken, dann ist Schluss. Aktuell misst der See an seiner tiefsten Stelle rund elf Meter, die mittlere Tiefe beträgt sechs Meter. Am Ende bliebe also ein verkleinerter See übrig, aber immerhin.

Den Plan, den See mithilfe von Wasserzuleitungen auf seinem Pegel zu halten, lehnt der BUND ab: „Die oft geforderte Auffüllung des Sees mit Fremdwasser ist aus unserer Sicht nur kostspielige und keineswegs nachhaltige Landschaftskosmetik.“ Tatsächlich gibt es die Idee, Havelwasser in den See zu pumpen – zu den Befürwortern gehört unter anderem Spandaus Ex-Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD). Keine nachhaltige Lösung, findet der BUND: „Dann entstehen an anderer Stelle Wasserdefizite.“

Der BUND fordert stattdessen, dass Niederschläge in der Region bleiben – Versickerung vor Ort statt Ableitung in die Kanalisation. Geklärtes Abwasser sollte lieber in der Landschaft verriegelt werden, anstatt (so wie jetzt) einfach in Flüsse geleitet zu werden, wo es dann irgendwann im Meer landet.

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