
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Besser als Versailles
Europas Museumsfachleute tagen in Potsdam und loben die Schlösserstiftung
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Sanssouci - Die höchste Weihe kommt aus einem der berühmtesten Schlösser der Welt. „Man kann hier sehen“, sagt Juliette Trey, „welche Anstrengungen Versailles noch unternehmen muss, um auf dieses hohe Niveau zu kommen.“ Die 33-Jährige ist Kuratorin im Prachtschloss Ludwigs XIV. Gemeinsam mit 13 Kollegen aus den Niederlanden, Polen, Italien, Portugal und Österreich weilt sie für eine gute Woche in Potsdam, als Gast der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.
Sie alle sind Mitarbeiter in Europas großen Schlösserverwaltungen, von Schloss Schönbrunn in Wien, Haus Doorn in den Niederlanden oder Schloss Wilanow bei Warschau in Polen. Zum ersten Mal überhaupt richtet die Association of European Royal Residences (ARRE), ein Dachverband von Europas königlichen Schlösserverwaltungen, ein gemeinsames Studientreffen aus. Thema dieser „Study Days“ sind die verschiedenen „Zeitschichten“, die sich in den historischen Gebäuden im Laufe der Jahrhunderte durch Umgestaltungen und Umbauten ergeben haben. Für Stiftungskonservatorin Gabriele Horn ist das ein seltener Glücksfall. „Wir haben E-Mail-Verkehr, wir telefonieren und wir führen Tagungen durch“, sagt sie. Aber nichts könne die Erfahrung ersetzen, wenn man gemeinsam mit Fachkollegen vor einem Objekt stehe und über die Probleme bei der Restaurierung rede. So habe sie mit den Kollegen vor allem über das Berliner Schloss Charlottenburg, das Marmorpalais und Cecilienhof gesprochen und sich Anregungen geholt – etwa für Ausstattungen von Räumen, in denen das originale Mobiliar verlorengegangen ist.
Die Museumsfachleute loben dabei die Arbeit der Schlösserstiftung in den höchsten Tönen. Die Nachlassverwalter des Preußen-Erbes spielten „eine führende Rolle bei der Konservierung und Bildung in Europa“, erklärte Johan C. Bierens de Haan, Chefkurator des Paleis Het Loo, des einstigen Lustschlosses Wilhelms III. bei Apeldoorn in den Niederlanden. Die Stiftung habe sich in Berlin und Brandenburg sehr gut organisiert, die wissenschaftliche Arbeit sei vorbildlich, die Pflege der Gebäude und der Gärten „makellos“. Auch Juliette Trey lobte den „sehr fortschrittlichen Stand der Forschung“ und das generell große Interesse an Konservierung historischer Anlagen in Deutschland. In Frankreich sei das leider weniger der Fall, bedauerte Trey.
Erich Szerencsi, Bauleiter von Schloss Schönbrunn, sieht die Gärten und Schlösser der Stiftung zum ersten Mal. „Es ist viel getan worden, aber es gibt auch noch viel zu tun“, sagte er und äußerte sich anerkennend, wie „profimäßig“ die Arbeit durchgeführt werde. Von der schieren Größe des Potsdamer Welterbes sei er „beeindruckt“, sagte der Österreicher.
Eryk Brunsch, Konservator am polnischen Barockschloss Wilanow, freute sich über die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch. In den letzten 15 bis 20 Jahren hätten sich auch Restaurierungs- und Untersuchungstechniken verändert, über die man hier diskutieren könne. Oft interessiere sich das Publikum auch erst dann für ein Gebäude, wenn es restauriert werde, sagte Brunsch. Die „Study Days“ sollen fortgesetzt werden, im nächsten Jahr ist Italien Gastgeber.
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