Von Alexander Fröhlich: Beutekunst: CDU bringt Bund ins Spiel
Vorstoß für Potsdamer Schlossneubau: Außenamt und Kulturstaatsminister werden eingeschaltet
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Innenstadt - Der Vorstoß der CDU, den früheren Kunstbestand des Potsdamer Stadtschlosses zurück in den Landtagsneubau zu holen, könnte die Debatte um Beutekunst im Bund neu anschieben. Denn der Landtag soll nun das Auswärtige Amt in der Frage einschalten. Zuletzt waren die Verhandlungen des Bundes mit Russland und Polen ins Stocken geraten. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe das Thema im Gegensatz zu ihren Vorgängern, den Altkanzlern Helmut Kohl (CDU) und Gerhard Schröder (SPD), eine deutlich geringere Priorität, heißt es von verschiedenen Seiten.
Weil der Landtagsneubau für 1,1 Millionen Euro mit Kunst bestückt werden soll, hat die Chefin der CDU-Landtagsfraktion, Saskia Ludwig, gefordert, das Parlament müsse sich zunächst um die bis zum Zweiten Weltkrieg im Stadtschloss aufbewahrten Kunstwerke bemühen. Der größte Teil ist als Beutekunst in Russland, vermutlich auch in Polen. Andere Bestände sind im Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, wo der CDU–Vorschlag auf Widerstand trifft und dem Vernehmen nach mit einigem Entsetzen aufgenommen wurde.
Nun erhöht Ludwig an den entscheidenden Stellen den Druck, in dieser Frage aktiv zu werden – möglicherweise mit Folgen im Bund. In einem Schreiben fordert die Fraktionschefin Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) auf, Kontakt zum Auswärtigen Amt aufzunehmen. Dieses werde erst dann tätig, um „die Kulturgüter nach Brandenburg zurückzuholen“, heißt es in dem Schreiben, das den PNN vorliegt.
Zugleich setzt Ludwig auch die Schlösserstiftung in Zugzwang, die sich nach außen hin bislang bedeckt hält und bereits Mobiliar und die Königliche Bibliothek des Stadtschlosses in ihrem Besitz hat. Ludwig bittet nun Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) in einem Brief um Hilfe. Konkret geht es um eine Liste „aller im Potsdamer Stadtschloss bis 1945 befindlichen Gegenstände, Bilder, Bücher, Handschriften, Noten“, und was sich davon heute im Bestand der zu großen Teilen auch mit Bundesmitteln finanzieren Schlösserstiftung und der Minister Neumann unterstehenden Stiftung preußischer Kulturbesitz befindet.
Ludwig verteidigte zudem ihre Forderung, den Landtagsneubau in der Gestalt des Knobelsdorffschen Stadtschlosses mit dem originalen Kunstinventar zu bestücken. Bei den Vertretern der anderen Fraktionen im Landtagspräsidium war Ludwig damit weitgehend auf Ablehnung gestoßen. Linke-Fraktionschefin Kerstin Kaiser hatte von einem fragwürdigen, „anachronistischen Herangehen“ gesprochen. Linke und Grüne setzen stärker auf moderne Kunst. „Zukunft braucht Herkunft“, hält Ludwig entgegen – ein klarer Seitenhieb, denn denselben Titel trägt das Buch von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), in dem er von den Ostdeutschen mehr Selbstbewusstsein fordert. „Diese Kunstgegenstände machen einen Teil unserer Geschichte aus, sie sind wichtig, um unsere Herkunft, unsere Identität zu begreifen“, so Ludwig, die vom Stadtschlossverein unterstützt wird. Dessen Vizechef Hans-Joachim Kuke erklärte: „Unsere Bemühungen um historische Erinnerungsräume mit Kunst sind immer abgelehnt worden.“
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