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Potsdamer Forscher arbeiten am Institut für nachhaltige Klimaforschung (IASS) an Energielösungen für die Zukunft / Ministerin Schavan kritisiert blinden Fortschrittsglauben
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Potsdam – Der wissenschaftliche Direktor des Potsdamer Instituts für nachhaltige Klimaforschung (IASS), Nobelpreisträger Professor Carlo Rubbia, hält die Speicherung von Kohlendioxid im Untergrund (CCS) für keine Lösung mit Zukunft. Dies sei nur in geringen Mengen und für eine begrenzte Dauer eine praktikabel, sagte der Physiker im Rahmen des IASS-Sommerfestes am Dienstag den PNN. Am IASS verfolge man daher unter anderem den Ansatz der Wiedergewinnung von Kohlendioxid für die Methanol-Produktion. Ziel sei, ein fossiles flüssiges Material zu finden, welches Erdöl ersetzt. Wahrscheinlich könne Kohlendioxid bei der Energiegewinnung aus Erdgas in flüssigen Brennstoff – auch für Automotoren – umgewandelt werden. Am IASS wurde am Dienstag auch der dritte Direktor, Mark Lawrence, vorgestellt, der fortan neben Carlo Rubbia und Klaus Töpfer die Geschicke des Hauses leiten wird.
Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) bekräftigte in Potsdam die Entscheidung für das IASS: „Die vergangenen Monate mit den Ereignissen in Fukushima und der darauf folgenden Energiewende in Deutschland haben uns eindringlich gezeigt, dass nachhaltige Politik wissenschaftliche Beratung benötigt.“ Das IASS sei ein „herausragendes Institut“. Das Bundesforschungsministerium finanziert das IASS bis 2016 mit etwa 53,55 Millionen Euro (das sind 85 Prozent), 9,45 Millionen Euro (das sind 15 Prozent) gibt das Land Brandenburg. Schavan sagte, dass die Verbindung von Hochschulen mit außeruniversitärer Forschung und internationalen Arbeitsgruppen wie sie in Potsdam besteht, vorbildlich für die zukünftige Wissenschaftspolitik Deutschlands sei. "Brandenburg ist heute schon solch ein Standort, und dies wird die Quelle künftigen Wohlstands sein", sagte Schavan am Dienstagabend in Potsdam. Bei der Gelegenheit kündigte sie auch an, dass 2012 in Deutschland das Wissenschaftsjahr "Zukunftsprojekt Erde" begangen werde.
Ein Interview mit dem IASS-Direktor Carlo Rubbia lesen Sie in der Mittwochsausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten
„Der fortschreitende Klimawandel gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit“, bekräftigte Schavan im Zusammenhang mit dem IASS. Der Umgang mit immer knapper werdenden Ressourcen sei ein weiteres Thema, das auf der gesellschaftlichen und politischen Agenda ganz oben stehe. „Unser Ziel ist, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den Ausstoß klimaschädlicher Stoffe zu minimieren und gleichzeitig die Lebensqualität und den Wohlstand der Menschen zu erhalten oder sogar zu verbessern“, so Die Ministerin. Heutige Technologien und Konzepte würden noch nicht ausreichen, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Deshalb investiere das Bundesforschungsministerium massiv in Forschung und Innovation zu Klima, Umwelt, zur Ressourceneffizienz und zum gesamten System Erde, verbunden mit den ökonomischen und gesellschaftlichen Fragen.
Das Rahmenprogramm „Forschung für nachhaltige Entwicklung – FONA“ mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro zwischen 2010 und 2015 sei ein zentraler Baustein der Forschungspolitik. „Ob es sich um die anstehende Energiewende handelt oder um Wege zu nachhaltigem Wohlstand: Ich erhoffe mir vom IASS, dass die wissenschaftlichen Ergebnisse zu Empfehlungen für die Politik aufbereitet und in die Gesellschaft hineingetragen werden.“ Die angestrebten Lösungen zu finden erfordere eine weltweite Zusammenarbeit. Das IASS soll deshalb weltweit die besten Forscherinnen und Forscher für Gastaufenthalte gewinnen. Das Potsdamer Institut IASS sei gleichzeitig der Ort, um neue Wege in der interdisziplinären Forschung zu beschreiten.
Gleichzeitig übte Schavan Kritik an einem blinden Fortschrittsglauben: "Fortschritt muss stärker und neu reflektiert werden." Es gehe nicht immer weiter, schneller, höher. Die Menschen müssen eine andere Beziehung zur Verantwortung bekommen", sagte die Ministerin. Davon hänge Zukunftsfähigkeit und Generationengerechtigkeit ab. "Wir müssen klüger mit der Umwelt umgehen, als die Generationen vor uns."
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