
© Andreas Klaer
Potsdamer Filmcafé Melodie schließt: Der Vorhang fällt
Das Filmcafé Melodie in Potsdams Innenstadt schließt Ende Juli. Das frühere Kino wird ein Wohn- und Geschäftshaus. Nun verabschiedet sich das Café mit einem Konzert.
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Potsdam - Das Filmcafé Melodie in der Friedrich-Ebert-Straße wird zum Wohn- und Geschäftshaus. Für das Projekt gebe es bereits seit Dezember 2014 eine Baugenehmigung, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN auf Anfrage. Wie berichtet war der Mietvertrag mit dem Cafébetreiber im Juni nicht verlängert worden – zum Ende Juli muss das Café damit schließen.
Der frühere Kinosaal auf der hinteren Grundstückshälfte soll zu Laden- und Büroräumen umgebaut werden, erklärte Stadtsprecher Brunzlow. Die Außenwände zu den Nachbargrundstücken sollen demnach nicht verändert werden. Auf der linken Grundstücksseite wird laut Baugenehmigung ein ein- bis zweigeschossiger Verbindungsbau zwischen dem Vorderhaus und dem früheren Kinosaal errichtet. Ins Erdgeschoss des als barockes Typenhaus denkmalgeschützten Gebäudes sollen drei Läden einziehen. In den Obergeschossen des Vorderhauses sind Wohnungen vorgesehen. Die Besitzer der Immobilie, die Erben der Berlin-Legende Ingeborg von Streletzky, gelten als öffentlichkeitsscheu.
Kino Melodie eins der ältesten Kinos in Potsdam
Die Pläne bedeuten das endgültige Aus für eine traditionsreiche Adresse in der Innenstadt. Das Kino Melodie gilt als eines der ältesten Kinos der Stadt und trug seit 1918 zunächst den Namen „Residenz-Lichtspiele“, wie im 2006 erschienenen Potsdam-Lexikon nachzulesen ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus unter dem neuen Namen „Melodie“ wiedereröffnet. Eine Besonderheit des Kinos waren der nach vorne zur Leinwand hin ansteigende Zuschauerraum, der Zuschauer nach oben schauen ließ, und ein Rang mit Sesseln. Der Kinobetrieb war Anfang der 2000er-Jahre wegen ausbleibender Gäste und neuer Brandschutzanforderungen aufgegeben worden – als entscheidend galt die Einrichtung eines zweiten Fluchtweges für das Kinopublikum, was aber unter anderem am Widerstand der Nachbarn und am fehlenden Geld scheiterte.
Das Filmcafé Melodie hatte vor drei Jahren an dem Standort eröffnet. Nicht nur die Einrichtung erinnert an die Tradition als Filmtheater. Es gab auch ein Kulturprogramm unter anderem mit Stummfilmen, für das das Café mit dem Michendorfer Wanderkino-Macher Jakob Damms und seinem „cinema mobile“ zusammenarbeitete. Auch Film-Konzerte standen ab und an auf dem Programm. Moderate Preise machten das Café auch für ein jüngeres Publikum zum beliebten Anlaufpunkt in der Innenstadt.
Bedauern bei vielen Café-Gästen
Die Ankündigung für die Schließung des Cafés hatte im Juni Bestürzung und Bedauern bei vielen Café-Gästen ausgelöst. Unter anderem vom Ende einer Ära war die Rede. „Und wieder geht ein Stück Potsdam kaputt“, kommentierte beispielsweise ein Gast auf dem Facebook-Auftritt des Cafés. Ein anderer beklagte, dass so wieder ein Stück Leben in der Innenstadt verloren gehe: „Weil alles nur konsumorientierte Durchgangsgeschäfte sind, nichts zum Verweilen, nichts an lebendiger Kultur.“ Insgesamt mehr als 50 Potsdamer meldeten sich bei Facebook verärgert oder betroffen zu Wort. Der Cafébetreiber hatte gegenüber den PNN eine Neuauflage und Fortführung des „Melodie“ an anderer Stelle bereits ausgeschlossen: „Das Melodie ist das Melodie.“ Die zuletzt vier Mitarbeiter müssten entlassen werden.
Bis wenige Tage vor Monatsende soll der Cafébetrieb nun noch fortgeführt werden, kündigten die Betreiber auf ihrer Facebook-Seite an. Einer der letzten Termine vor Schließung dürfte ein Konzert zur diesjährigen Potsdamer Erlebnisnacht am 25. Juli werden: Dann steht ab 20 Uhr der Musiker Jonas Markowsky auf der Bühne des „Melodie“, wie die Betreiber ankündigten. Der Student und Wahlpotsdamer sei seit vier Jahren mit seiner Gitarre unterwegs, er schreibe Songs im Singer-Songwriter-Stil und covert Songs, meist auf Deutsch.
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„Ich freu mich riesig, dort noch ein mal spielen zu dürfen, bevor dieses Café leider schließen muss“, schreibt Markowsky auf seiner Facebook-Seite. Der Eintritt ist frei.
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