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Von Klaus Büstrin: Die Chefin vom Bücherparadies

Heidelore Bellin vom „Internationalen Buch“ ist seit 50 Jahren Buchhändlerin

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Vor der Urania-Fahrt zu einem Konzert mit dem Star-Pianisten Lang Lang im Leipziger Gewandhaus macht Ingelore Bellin auf dessen Autobiografie aufmerksam. Sie habe sie mit großem Interesse gelesen, erzählte die Buchhändlerin. Neben dem musikalischen Erleben habe sie durch das geschriebene Wort einen tieferen Einblick in die Persönlichkeit des Chinesen bekommen. Ähnlich erging es ihr mit der französischen Pianistin Heléne Grimaud, die ebenfalls sich in Büchern vorstellte. Heidelore Bellin lebt mit Büchern, beruflich und privat. Eine große Liebe hat sie zu dem gedruckten Wort, das zwischen zwei Klappdeckeln steht, gefunden. Und sie mag alle, die sich für Bücher interessieren, denn oftmals erzählen sie etwas über die Persönlichkeit des jeweiligen Lesers.

Darum ist sie wohl Buchhändlerin geworden. Und diesen Beruf übt sie heute auf den Tag genau 50 Jahre aus. In der DDR-Zeit begann die Schul- und Lehrzeit pünktlich genau am 1. September. Ihre Lehre begann im August-Bebel-Haus in der Brandenburger Straße, der damals größten Buchhandlung Potsdams, später absolvierte Heidelore Bellin ein Fachschulfernstudium in Leipzig. Von Belletristik, über Kinderbücher, Reiseliteratur bis zu Büchern mit wissenschaftlichen Themen, alles sollte in den Regalen stehen. Sollte, doch die Titel waren in der DDR sehr übersichtlich. Manche Bücher kamen, besonders die von international wichtigen westdeutschen Schriftstellern geschrieben wurden, kaum über den Ladentisch. Oder sie waren in kürzester Zeit aus den Regalen verschwunden. Ehe eine neue Auflage erschien, gingen manchmal Jahre ins Land. 1974 wechselte sie in die neu eröffnete Humboldt-Volksbuchhandlung am Platz der Einheit und acht Jahre später in das „Internationale Buch“ in der Friedrich- Ebert-Straße.

Schon bald nach der Wende, im Jahre 1991, erwarb Heidelore Bellin die Räume des „Internationalen Buchs“ und eröffnete ihre eigene Buchhandlung mit selben Namen. Das Sortiment mit fremdsprachigen Büchern, Wörterbüchern, Lexika und Reiseliteratur blieb erhalten. Natürlich hat auch die Belletristik bei Heidelore Bellin einen wichtigen Platz gefunden, aber auch die Regionalliteratur aus Potsdam, Brandenburg und Berlin. Hierbei ist die Facette von Büchern oder Broschüren ebenfalls sehr groß. Da sind weniger die renommierten und großen Verlage mit von der Partie. Oftmals gibt es Autoren, Einrichtungen oder Vereine, die im Eigenverlag ihre Manuskripte veröffentlichen. Für Literatur und Bildbände über Kunst, Gärten und Musik eröffnete die Buchhändlerin vor wenigen Jahren einen Laden um die Ecke in der Brandenburger Straße.

Die Titel sind heutzutage kaum übersehbar. Doch glücklicherweise gibt es den Computer, der immer wieder Auskunft gibt und eine Bestellung „notiert“. So ist es möglich, dass innerhalb von 24 Stunden der Kunde das Buch in den Händen halten kann, falls es nicht vorrätig ist. Eigentlich kann man fast jeden Buchtitel erhalten. Und wenn er mal nicht in aktueller Auflage erhältlich ist, wird der antiquarische Suchdienst eingeschaltet. Natürlich kann Heidelore Bellin die umfangreiche Arbeit nicht allein bewältigen. Und so stehen ihr die beiden Söhne Stefan und Jens sowie vier Mitarbeiterinnen bestens zur Seite.

Heidelore Bellins Bücherparadies wird von den Potsdamern hoch geschätzt, weil sie eine Buchhändlerin „von altem Schlag“ ist, die Bücher nicht als etwas Dekoratives ansieht. Sie ist davon überzeugt, dass sie ein Eigenleben besitzen und etwas über unser vielfältiges Leben erzählen. Das ist für Heidelore Bellin immer wieder spannend. Weil man das als Kunde spürt, ist man gern bei ihr Kunde.

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