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Homepage: Die Sterne zeigen

Ein Uni-Projekt mit Cottbus und Frankfurt (Oder) ebnet Studentinnen den Weg in die Karriere

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In erster Linie geht es um eine Sensibilisierung. Eine Sensibilisierung der in der Region ansässigen Firmen für den weiblichen Nachwuchs von den Hochschulen. Aber auch eine Sensibilisierung der jungen Studentinnen für den hiesigen Arbeitsmarkt. Mentoring für Frauen heißt ein Projekt der Uni Potsdam, dessen erste Runde kürzlich, nach Ansicht der Initiatoren, äußerst erfolgreich abgeschlossen wurde. Als Mentoren fungierten dabei 48 Führungskräfte aus der Region Berlin-Brandenburg. Jedem von ihnen wurde eine Studentin, eine so genannte Mentee, für ein Jahr zur Seite gestellt. So sollten die Studentinnen Berufsfelder kennen lernen, Einblicke in die Führungsetagen bekommen, Zugänge zu Netzwerken erhalten und Ideen für die eigene Berufs- und Karriereplanung sammeln.

Warum das Projekt erfolgreich war? Projektleiterin Heike Surrey misst den Erfolg vor allem an der Euphorie, der Kreativität und den Ideen, die im vergangenen Jahr in den 48 „Tandems“ entstanden sind. Zusammen mit der BTU Cottbus und der Viadrina in Frankfurt (Oder) hatte man die 48 Studentinnen bei namhaften Firmen wie Siemens, Vattenfall der Deutschen Bahn, bei Bundestagsabgeordneten, Kulturschaffenden, vor allem aber auch bei kleinen und mittelständigen Betrieben untergebracht.

Der Erfolg lässt sich auch daran messen, dass es Entwicklungen gab, die über die Laufzeit des Projektes hinausgehen. So fand eine der Studentinnen im Betrieb ihres Mentors bereits einen Arbeitsplatz. Manuela Wolf von der Viadrina arbeitet heute bei der Firme Euronorm, deren Geschäftsführerin Claudia Herrmann-Koitz im vergangenen Jahr ihre Mentorin war. Die ehemalige Studentin macht dort nun eine Ausbildung zur Marketingassistentin für Polen.

Auch eine andere Mentee hat nun mit Osteuropa zu tun. Bettina Klammt von der Uni Potsdam ist über die Kontakte ihrer Mentorin, der Grünen-Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm, Anfang April zu einem dreimonatigen Praktikum bei der Consultingfirma Bearing Point in Moskau aufgebrochen. Für sie kam der Start des Mentoring-Programms genau zum richtigen Zeitpunkt, befand sie sich doch gerade in der Phase des Übergangs vom Studium der Politikwissenschaft, Russistik und des Öffentlichen Rechts in die Berufstätigkeit.

Das Praktikum in Russland ist zwar unbezahlt, doch erwartet sich die Absolventin durch neue Kontakte weitere Berufsperspektiven. Da in Russland persönliche Beziehungen nach wie vor eine sehr wichtige Rolle spielen würden, sei das Praktikum für sie genau die richtige Entscheidung gewesen. Zumal sie hier auch Einblicke in die Tücken und Schwierigkeiten des „doing businness with Russia“ erhalte. Daneben sammelt sie nun Erfahrungen in der russischen 10-Millionen Metropole, die zwischen hypermodern und längst überholt, zwischen neureich und sichtbarer Armut pendelt.

Dem Projekt geht es einerseits um die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft: auch in Führungspositionen sollen mehr Frauen tätig werden. Zum anderen verbindet man an der Uni Potsdam – von deren Wirtschaftswissenschaften das Programm initiiert wurde – auch die Hoffnung, mit dem Vorhaben etwas gegen die Abwanderung in Brandenburg unternehmen zu können. Sind es doch gerade die jungen, gut ausgebildeten Frauen, die aus beruflichen Gründen das Land verlassen.

Man wolle mit dem Programm die Studentinnen darauf aufmerksam machen, welche beruflichen Möglichkeiten es in Brandenburg und Berlin gibt, erklärt Nicole Körner. Viele der Studentinnen würden einen Berufseinstieg außerhalb von Brandenburg planen, hätten aber trotzdem den Wunsch, später wieder in die Region zurückzukehren. Eine Umfrage unter Projekt-Teilnehmern habe ergeben, dass über die Hälfte von ihnen sich bevorzugt in Brandenburg bewerben wollen. Fast 80 Prozent hätten Firmen in der Region kennen gelernt, die sie vorher nicht kannten.

„Wir versuchen, den Mentees die Sterne zu zeigen, nach denen sie schnappen können“, sagt Heike Surrey. Bei den Studentinnen habe man eine „enorme Entwicklung“ verzeichnen können. Durch „positive Konkurrenz“ untereinander seien sie sensibel für das Thema Berufseinstieg geworden. Ihre Einstellung habe sich zum Positiven gewandt, ihr Auftreten an Sicherheit gewonnen. „Sie gehen jetzt mit offenen Augen an die Jobsuche heran“, so Surrey. Auch von den Mentoren, die zu zwei Dritteln weiblich waren, habe man ein positives Feedback erhalten. Fast die Hälfte will weiter machen, auch hätten sie neue Mentoren vorgeschlagen. „Wir haben in einem Jahr ein enges Netzwerk zu den Unternehmen aufbauen können“, fasst die Diplom-Kauffrau Heike Surrey zusammen. Auch die Mentoren hätten das Gefühl, etwas von den Studentinnen zurück zu bekommen. Zum Beispiel die Möglichkeit der Selbstreflexion, eine Erweiterung der eigenen Beratungskompetenz oder auch Einsichten in die Perspektiven der jüngeren Generation. Im Sommer wird das Mentoring-Programm fortgesetzt, die nächste Runde beginnt im Juni. Ein Antrag auf Weiterführung des Projektes sei gestellt. Langfristiges Ziel soll es laut Surrey sein, das Mentoring-Projekt an der Universität Potsdam fest zu verankern.

Nicht nur Karriere, Netzwerke und Ideenfindung waren Themen in den Tandems. Auch das schwierige Feld Beruf und Familie interessierte die Studentinnen. „Die Mentees konnten gerade bei ihren weiblichen Mentorinnen erfahren, wie und ob sich Beruf und Familie vereinbaren lassen“, sagt Nicole Körner. Aber auch praktische Ratschläge wurden ausgetauscht. So bekam etwa die Potsdamer Studentin Ute Degel von ihrer Mentorin, der Filmmuseums-Chefin Bärbel Dalichow, den Rat mit auf den Weg, eher Kontakte mit sympathischen Personen zu pflegen, als mit Menschen, die einem nur nützlich sein könnten.

Infos im Internet:

www.mentoring-brandenburg.de

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