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Landeshauptstadt: Hollywood an der Havel

Das Jüdische Filmfestival Berlin & Potsdam wurde am gestrigen Sonntag mit viel Prominenz eröffnet: US-Schauspieler John Turturro kam zur Deutschlandpremiere von „Fading Gigolo“

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Er war der Star, der die Hollywood-Quote erfüllte: John Turturro kam zur Eröffnung des 20. Jüdischen Filmfestivals Berlin & Potsdam. Am gestrigen Sonntagabend lief der Schauspieler und Regisseur als Letzter über den roten Teppich vor dem Hans Otto Theater und lieferte den drei Dutzend lauernden Fotografen und vielen Zuschauern eine professionelle Show, Brille auf oder lässig in der Hand und immer lächelnd.

Nach den Eröffnungsreden wurde im Neuen Theater der Film „Fading Gigolo“ gezeigt, die Deutschlandpremiere der Geschichte über den alleinstehenden Blumenhändler, gespielt von Turturro, der auf Anraten seines Freundes, gespielt von Woody Allen, in das Geschäft der Prostitution einsteigt und dort sein Talent als Gigolo entdeckt. Turturro führte dabei auch Regie. „Ich bin froh, hier zu sein und hoffe, den Zuschauern gefällt der Film“, sagt der US-Schauspieler. Vor allem hoffe er, der Streifen werde so verstanden, wie er gemeint sei. „Woody Allen und ich, wir verkörpern einfach ein ungleiches Paar“, so Turturro.

Schon immer spielte das Festival mit den vorherrschenden Klischees über Religion und Herkunft. „Achtung gläubig, Achtung reich!“ ist das Motto der diesjährigen Jubiläumsausgabe. „Das soll provozieren“, sagte Radioeins-Filmexperte Knut Elstermann. Es sei ein wunderbares Festival ohne Grenzen. Dabei werde in jüdische Lebenswelten eingetaucht, auf einer Bandbreite von säkular-liberal bis ultra-orthodox.

Zum vierten Mal wurde das Fest in Potsdam eröffnet, wie gehabt vor der romantischen Kulisse des Tiefen Sees. „Es ist doch wunderbar hier“, schwärmte Festivalleiterin Nicola Galliner. Am gegenüberliegenden Babelsberger Ufer lagerten noch Sonntagsausflügler, in der Schiffbauergasse erschienen die Stars zur festlichen Gala. Darunter war auch der Sänger und Entertainer Max Raabe, seit vielen Jahren ein treuer Freund des Festivals.

Schauspieler Armin Rohde war zum ersten Mal dabei: „Ich freue mich auf den Film mit Turturro, aus ,The Big Lebowski’ hab ich ihn noch in guter Erinnerung, da war er großartig“, sagt Rhode. Zu den Gästen zählte weiterhin der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman, der wie Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) mit reichlich Sicherheitspersonal anreiste. Außerdem auf dem roten Teppich: Regisseur Leander Haußmann und Schauspieler Hans Jürgen Schatz sowie die Festivalpaten, die Schauspieler Annika Kuhl und Christoph Letkowski. „Ich freue mich auf den Film heute Abend, ich hab ihn selbst noch nicht gesehen“, sagte Annika Kuhl. Sie wünschte sich mehr Aufmerksamkeit für solch kleinere Filmevents. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) kam ebenfalls traditionell zum Eröffnungsabend: „Für mehr Filme bleibt leider meist keine Zeit.“

Ministerpräsident Woidke hoffte auf weitere enge Zusammenarbeit zwischen der israelischen und Berlin-Brandenburgischen Filmindustrie und auf kulturellen Austausch. Das Festival baue Brücken – eine großartige Sache angesichts der Tatsache, dass in der Nähe der Schiffbauergasse noch vor 25 Jahren die Mauer stand. Er begrüßte John Turturro in der Landeshauptstadt Brandenburgs, vor allem aber in der Deutschen Filmhauptstadt.

Mehr als 30 Filme zum Thema Judentum und Israel werden bis zum 13. April in Potsdam und Berlin gezeigt, darunter eine Weltpremiere, sieben Europa- und 14 Deutschlandpremieren. In Potsdam ist das Babelsberger Kino Thalia dabei.

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