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OB-Stichwahl in Potsdam: Noosha Aubel (parteilos) gewinnt – Severin Fischer (SPD) chancenlos
Aubel gewinnt alle Wahlgebiete + SPD verliert nach 35 Jahren das Potsdamer Rathaus + Der Newsblog.
Noosha Aubel wird Potsdams neues Stadtoberhaupt. Die parteilose Kandidatin feierte bei der Stichwahl einen klaren Sieg. SPD-Kandidat Severin Fischer war chancenlos – der Newsblog zur OB-Wahl.
Für Hans-Jürgen Scharfenberg (BfW) geht es jetzt darum, die Zusammenarbeit aufzubauen. Die Siegerin Noosha Aubel (parteilos) stehe vor der Aufgabe, mit der zersplitterten Stadtverordnetensammlung zu kooperieren und die großen Themen anzugehen. Mehr Wohnungsbau und die Wärmewende seien zwei solche Themen. "Dass sie gut ist, wusste ich. Das sie so gut ist, wusste ich vorher noch nicht", so Scharfenberg.

Potsdams Grüne hocherfreut über Aubel-Wahlsieg
Der Kreisverband der Potsdamer Grünen gratuliert Noosha Aubel zu ihrem Wahlsieg und spricht von einem „klaren Signal für eine moderne, handlungsfähige Verwaltung, ein soziales Potsdam und den konsequenten ökologischen Stadtumbau“, so Kreisvorsitzender Jonas Höhne.
Seine Co-Vorsitzende Rebecca Lea Freudl lobt Aubels Stil: „in der Sache klar, im Ton respektvoll, in der Zusammenarbeit offen.“ Der gemeinsame Weg mit der Wählergruppe Die Andere und dem überparteilichen Bündnis habe sich als richtig erwiesen. „Dieser historische Wahlsieg ist ihrer großen kommunalen Erfahrung und einnehmenden Persönlichkeit geschuldet.“
Zugleich kritisiert Freudl die SPD: „Der verzweifelte Versuch eines Anti-Grün-Wahlkampfs ist krachend gescheitert – das war populistisch und polarisierend.“ Für die Zeit nach der Wahl appelliert sie an Kooperation: „Ab morgen startet die konstruktive Zusammenarbeit – entlang der Sachfragen, gemeinsam mit allen demokratischen Fraktionen.“ (HK)
Für Lutz Boede ist insbesondere interessant, wie sich die anderen Fraktionen jetzt positionieren. "Die Hand ist ausgestreckt, das hat Noosha Aubel gesagt", so Boede. Es gelte nun bald, den Haushalt aufzustellen und dabei die richtigen Prioritäten zu setzen.
Im Nikolaisaal sprechen CDU-Fraktionschef Willo Göpel und Stadtpräsident Hagen Wegewitz (SPD) miteinander. Auf Anfrage erklärt Wegewitz, das Ergebnis sei eindeutig: "Beide haben gut gekämpft."
"Was für ein Abend, was für ein Weg", sagt Noosha Aubel (parteilos) in ihrer Rede. Sie habe nicht mit diesem Ergebnis gerechnet. "Wir schon", ruft jemand aus dem Saal. "Wir haben die Überzeugung, dass wir Politik anders machen können. Dass wir eine Stadt für alle machen können", ruft Aubel. Sie freue sich, dass sie und ihre Unterstützer nicht nur die Blase erreicht haben. "Wir haben das geschafft, mit Haltung."
Sie dankt auch dafür, dass "wir Parität nicht nur fordern, sondern sie uns holen".
"Ich widerspreche, wo moralische Überlegenheit daraus abgeleitet wird, sich nicht in einer Partei zu engagieren", erklärte Teuteberg. "Wir können nicht in jeder Sonntagsrede über Demokratie und das Grundgesetz reden und dann montags bis freitags auf den Leuten rumtreten, die sich in Parteien engagieren. Es darf kein Makel sein, sich in einer Partei zu engagieren", so Teuteberg. (kdg)
Enttäuschung bei Severin Fischer
Severin Fischer (SPD) gesteht die deutliche Niederlage ein. Er wolle Noosha Aubel zu dem deutlichen Sieg nun gratulieren, sagte der SPD-Kandidat im Regine-Hildebrandt-Haus. Es sei ein Erfolg gewesen, die SPD nach der Abwahl von Mike Schubert als SPD-Oberbürgermeister noch in die Stichwahl zu bringen. „Darauf bin ich stolz.“ Die SPD habe aber nicht aufholen und das Ergebnis drehen können.
„Ich bin persönlich auch enttäuscht, dass wir keinen Wechsel hinbekommen haben“, sagt Fischer. „Wir sind gestartet nach dem Abwahlverfahren. Es war schwierig für die SPD, hier aufzuholen.“
"Potsdam hat einen großen Platz in meinem Herzen. Das wird auch in Zukunft so sein“, sagte Fischer unter lautem Applaus. Bevor er sich verabschiedet, erklärt er. „Das war eine tolle Möglichkeit. Potsdam ist eine wundervolle Stadt mit vielen tollen Menschen“, sagt Fischer.
Ob die SPD Fehler im Wahlkampf gemacht habe, vermag Fischer nicht zu sagen. Die Unterschiede zu Noosha Aubel aufzuzeigen, sei wichtig gewesen.
Ab 15. Oktober arbeitet Fischer wieder als Wirtschaftsstaatssekretär in Berlin. Immerhin muss er sich nicht auf schwierige Wohnungssuche in Potsdam machen. Aber sie habe sich auf den Wechsel nach Potsdam eingestellt, sagte Fischers Ehefrau Lilian Tschau. Zusammen mit einem kleinen Kind wohnt das Paar in Neukölln.
Fischer hatte sich für den Wahlkampf beurlauben lassen und in Potsdam eine Wohnung genommen – zur Untermiete bei einer Parteigenossin. (kdg)

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