
© Ottmar Winter / PNN/Ottmar Winter
OB-Wahl in Potsdam: Parteilose Aubel landet vorn – nun Stichwahl gegen SPD-Kandidaten
Noosha Aubel hat bei der Oberbürgermeisterwahl in Potsdam die meisten Stimmen bekommen. Auf Platz zwei landete der Berliner Wirtschaftsstaatssekretär Severin Fischer. Am 12. Oktober kommt es zu einer Stichwahl.
Stand:
Noosha Aubel (parteilos) ist bei der Oberbürgermeisterwahl in Potsdam auf dem ersten Platz gelandet. Sie kam laut vorläufigem Endergebnis auf 34,0 Prozent der Stimmen – und verpasste damit die absolute Mehrheit. Daher kommt es am 12. Oktober zu einer Stichwahl zwischen Aubel und Severin Fischer (SPD), der 16,9 Prozent der Stimmen erhielt und auf Platz zwei landete. Aubel wird von den Grünen, Die Andere, Volt und dem Wagenknecht-Ableger BfW unterstützt.
Clemens Viehrig (CDU) landete mit 16,5 Prozent der Stimmen knapp hinter Fischer auf Platz drei. Vierter wurde Dirk Harder (parteilos, für Die Linke/16,0 Prozent) vor Chaled-Uwe Said (AfD/13,0 Prozent), Michael Reichert (BVB/Freie Wähler/ 2,8) und Alexander Wietschel (Die Partei/0,8).
„Das Ergebnis freut mich sehr. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so viel wird. Die letzten Tage waren ein Auf und Ab der Gefühle. Heute Morgen habe ich mich gefragt, ob es überhaupt reicht“, sagte Aubel den Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN). Für die Stichwahl werde es wichtig, die Menschen, die sie gewählt haben, wieder zu mobilisieren. „Niemand sollte denken, der Abstand ist so groß, auf mich kommt es nicht mehr an“, sagte Aubel.
Aubel erklärte im Alten Rathaus, wie viel Spaß ihr der Wahlkampf gemacht habe. Sie lobte den Wahlkampf als sehr sachlich und von Argumenten geprägt. Fischer sprach von einem Abend voller Spannung. „Das Wahlziel ist erreicht“, so Fischer. „Ich bin sehr zuversichtlich.“ Signale der Unterstützung von anderen Parteien gebe es noch nicht.
Fischer wolle in den kommenden drei Wochen die Unterschiede zwischen ihm und Aubel herausstellen. Um den Abstand zu ihr aufzuholen, wolle er mit allen sprechen, die ihn am Sonntag nicht gewählt haben, sagte Fischer.
Nach der Abwahl von Mike Schubert (SPD) per Bürgerentscheid im Mai kam es zu der vorgezogenen Neuwahl. Die bisher einzige Frau an der Spitze der Stadt war die im Vorjahr verstorbene Brunhilde Hanke, die den Posten der Oberbürgermeisterin von 1961 bis 1984 innehatte.

© Landeswahlleiter Brandenburg, Grafik: PNN/Rita Boettcher
Aubel legte 2023 legte ihren Posten als Potsdamer Bildungsbeigeordnete nieder – auch aus Unzufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit Ex-Oberbürgermeister Schubert. Den Posten trat sie 2017 an. Derzeit ist die diplomierte Pädagogin als Stadträtin für Bildung, Integration, öffentliche Dienste und Sicherheit in Flensburg (Schleswig-Holstein) tätig. Ehe sie nach Flensburg ging, war Aubel Geschäftsführerin der Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit in Berlin. Die 49-Jährige wurde in Hannover geboren und wuchs in Düsseldorf auf.
Fischer ist seit April 2023 Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe von Berlin. Der 41-Jährige war von 2018 bis 2021 im Bundesfamilienministerium unter Franziska Giffey (SPD) unter anderem als Chef des Leitungsstabes und Unterabteilungsleiter tätig. Von 2021 bis 2023 war der gebürtige Franke Chef der Berliner Senatskanzlei unter der damaligen Regierenden Bürgermeisterin Giffey. Fischer war von 2018-2020 Kreisvorsitzender der SPD Neukölln.
Wahlbeteiligung bei 55,5 Prozent
Rund 143.000 Menschen waren wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 55,5 Prozent und damit 2,5 Prozent höher als bei der OB-Wahl 2018. Die SPD stellt seit 1990 die Potsdamer Oberbürgermeister. Auf Horst Gramlich (1990–1998) folgten der spätere Ministerpräsident Matthias Platzeck (1998–2002), Jann Jakobs (2002–2018) und Mike Schubert (2018-2025).
Schuberts Amtszeit wäre regulär im Herbst 2026 zu Ende gegangen. Im Mai wurde er nach Kritik an seiner Amtsführung in einem Bürgerentscheid abgewählt. Zudem war Schubert wegen der VIP-Ticket-Affäre unter Druck geraten. Er hatte für sich und seine Ehefrau kostenlose Eintrittskarten angenommen.
Die Staatsanwaltschaft Neuruppin stellte Ende des vergangenen Jahres ihre Korruptionsermittlungen gegen Schubert gegen eine Geldauflage von 34.000 Euro ein.
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