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Friedrich Wilhelm von Steuben - Denkmal hinter dem Filmmuseum in Potsdam

© Andreas Klaer

Update

Potsdamer Homo-Denkmal auf dem Steubenplatz: Katte-Verein fordert Umzug des Generals

Das Potsdamer Steuben-Denkmal soll auf den Platz neben dem Landtag umziehen, fordern der Katte-Verein und der frühere Oberbürgermeister Jann Jakobs.

Stand:

Der Verein Katte (Kommunale Arbeitsgemeinschaft Tolerantes Brandenburg) und Potsdams früherer Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) fordern die Umsetzung des Steuben-Denkmals aus der Schlossstraße auf den Steubenplatz neben dem Landtag. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen wollte am Dienstagabend (24. Juni) über den Standort diskutieren. Doch Debatte und Entscheidung wurden vertagt, weil zunächst auch der Kulturausschuss zum Denkmal beraten soll. Beide Gremien hatten am Dienstag gemeinsam Denkmal und Platz besichtigt.

Eine Beschlussvorlage der Stadtverwaltung sieht einen Verbleib am jetzigen Standort vor. Als Begründung wird eine mehrheitliche Entscheidung des Fachgremiums Erinnerungskultur angeführt. Dort wurde unter anderem argumentiert, dass eine Versetzung des Denkmals an seinen ursprünglichen Standort „eine neuerliche Identifikation mit den damaligen Intentionen der Denkmalsetzung im Jahr 1911 sowie der kaiserlich-preußischen Geschichts- und Erinnerungskultur im damaligen Potsdam“ suggeriere. Es sei ein „Denkmal, das die preußische Militär-Kampfkunst gegen die Kolonialmächte England und Frankreich heroisierte“.

So stellt sich die Initiative „Mitteschön“ den neugestalteten Steubenplatz vor.

© Mitteschön

Die Nähe zum Landtag könnte aus Sicht des Beirats zudem „als Versuch interpretiert werden, einen direkten Sinnbezug zwischen der historischen Person – dem Söldner-Offizier Steuben – und der obersten demokratischen Vertretung des Landes und seinen Abgeordneten herzustellen“. Es gebe außerdem keinen biografischen Bezug des in Magdeburg geborenen Steuben zu Potsdam, heißt es in der Begründung des Beirats.

Homosexuelle Identifikationsfigur

Ganz anders argumentiert der Katte-Verein. „Die Stadt Potsdam muss ihre homosexuelle Geschichte und ihre Bedeutung für die europaweite Sichtbarkeit homosexuellen Lebens in den Zeiten vor dem 2. Weltkrieg endlich anerkennen, aufarbeiten und sichtbar werden lassen“, so Katte-Vorstand Jirka Witschak. Friedrich Wilhelm von Steuben zähle wie Preußenkönig Friedrich II. zu den „homosexuellen Identifikationsfiguren der Zeitgeschichte“.

Der Stadt Potsdam scheint ihre homosexuelle Geschichte peinlich zu sein.

Jirka Witschak, Vorstand Katte e.V.

Steuben habe zu Lebzeiten offen homosexuell gelebt, zuerst in Potsdam, später in den USA. Dort werde er heute noch mit der Steuben-Parade geehrt, weil er nach seiner Flucht aus Preußen gegen Kolonialismus und für Freiheit und Demokratie gekämpft habe. „Steuben gehört auf den Steubenplatz“, fordert Witschak. Denn es gebe keine anderen, im Stadtbild sichtbaren homosexuellen Identifikationsfiguren. „Der Stadt Potsdam scheint ihre homosexuelle Geschichte peinlich zu sein“, schlussfolgert Witschak. Das Denkmal hinter dem Filmmuseum zu verstecken, sei als Ignoranz gegenüber der eigenen Stadtgeschichte und gegenüber der Geschichte der europäischen Aufklärung zu verstehen.

Die anstehende Neugestaltung des Platzes, die der Gestaltungsrat abgesegnet hatte, sieht eine Freihaltung für das Steuben-Denkmal vor. Die Initiative „Mitteschön“ hatte ihrerseits eine Platzgestaltung nach historischem Vorbild vorgeschlagen. Vor einer Entscheidung hat „Mitteschön“ einen früheren Appell des ehemaligen Oberbürgermeisters Jann Jakobs (SPD) zur Umsetzung des Denkmals veröffentlicht. Zuvor hatte unter anderem ein Steuben-Nachfahr sowie der frühere Außenminister und Vorsitzende der Atlantikbrücke, Sigmar Gabriel (SPD), die Umsetzung gefordert.

Der jetzige Standort des Denkmals hinter dem Filmmuseum sei allein der früheren Situation am Alten Markt geschuldet. Es sei ein provisorischer Standort und es sei immer klar gewesen, dass Steuben nach der Neugestaltung des nach ihm benannten Platzes dorthin zurückkehren werde, so Jakobs. „Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, wenn ein Platz, der nach Steuben benannt ist, gestaltet wird, und das dazugehörige Denkmal – gestiftet, um auf dem nach ihm benannten Platz zu stehen – nicht einmal 50 Meter entfernt möglichst unauffällig sein Dasein fristet“, so Jakobs.

Das Potsdamer Denkmal ist eine Nachbildung des Washingtoner Steuben-Denkmals und ein Geschenk der USA von 1911. Das Denkmal war in der Bombennacht vom 13. zum 14. April 1945 vom Sockel gestürzt, die Bronzeskulptur 1950 eingeschmolzen worden. 1994 wurde eine von den USA gestiftete Kopie hinter dem Filmmuseum aufgestellt.

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