
© Manfred Thomas
Von Kay Grimmer, Jana Haase und Sabine Schicketanz: Riesling oder Wodka
Traditioneller Berlinale-Empfang des Medienboards – Episoden eines Abends voller Entscheidungen
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Berlin - Es war ein Abend der Entscheidungen. Winterstiefel oder High Heels? Jeans oder Cocktailkleid? Und wenn man erstmal da war im Ballsaal des Hotels Ritz Carlton am Potsdamer Platz, wurde es nicht einfacher: Riesling oder Wodka? Kino-Lounge oder Roulette? Und schließlich war auch die Konkurrenz zum Berlinale-Empfang des Medienboards Berlin-Brandenburg an diesem Samstagabend hart: Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio präsentierten im Berlinale-Palast den Film „Shutter Island“, im Friedrichstadtpalast wurde zur Gala-Premiere von „Henri 4“ geladen.
Warum das eine tun und das andere nicht lassen, dachte sich Regisseur Dani Levy: Vom roten Teppich im Ritz wollte er direkt zu Scorsese. Das Leben ist eben zu kurz - aber nein: „Das Leben ist zu lang“ heißt sein neuer Film, der von der Babelsberger X-Filme-Produzentin Manuela Stehr betreut wird. Erzählt werden Szenen aus dem „abenteuerlichen und hektischen Leben eines Filmemachers“, wie Levy berichtete. Verkörpert wird sein Chaos-Regisseur von Markus Hering, bekannt vom Wiener Burgtheater, aber auch aus der Dresen-Tragikomödie „Whisky mit Wodka“. Der Mime schwärmte von der Arbeit mit Dresen und Levy: „Beide sind extrem kreative Menschen auf ihre spezielle Art, sie arbeiten pünktlich, genau, hartnäckig, aber haben dabei den größten Respekt vor dem Team.“ Mit Theater und Kino will Hering auch weiter „zweigleisig“ fahren.
Das tut in diesem Jahr auch Manuela Stehr: Bevor die Wahlbabelsbergerin im Sommer mit der Verfilmung des Juli-Zeh- Kriminalromans „Schilf“ fürs Kino beginnt, steht Ende Februar ein Fernseh-Tatort auf ihrer Agenda. „Das wird eine persönliche Herausforderung, ich bin schließlich mit dem Tatort großgeworden“, sagte sie. Filme stehen bei ihrem Mann und X-Filme-Mitgründer Stefan Arndt dagegen momentan hintenan: „Ich bin gerade mehr Reiseveranstalter als Produzent“, scherzte er und spielte auf die Vorbereitungen zur Oscar-Nacht an, wo das von ihm produzierte Drama „Das weisse Band“ ins Rennen geht. Beim Medienboard-Empfang stellte er sein neues Projekt vor: „Drei“ heißt der Film von Tom Tykwer. „Es geht um Liebe zwischen Menschen über 40“, verriet Arndt und versprach: „Da tut sich noch einiges.“
Entfesselte Instinkte spielen auch im Vampirfilm „Wir sind die Nacht“ eine Hauptrolle - für die deutsche Antwort auf „Twilight“ standen 2009 Karoline Herfurth und Max Riemelt in Babelsberg vor der Kamera von Regisseur Dennis Gansel – auch die Partynacht im Ritz ließen sie sich nicht nehmen. Der Genre-Film war tricktechnisch eine Herausforderung, sagte Vampir-Darstellerin Herfurth: „Im Film kann ich ja fliegen oder Wände hochklettern.“ Dafür bauten die Kulissenbauer des Art Departments spezielle Sets, etwa Teile der ehemaligen US-Abhörstation auf dem Berliner Teufelsberg, erzählte Art-Department-Chef Michael Düwel. Für Herfurth ist es „die erste richtige Berlinale“: Die 25-Jährige schreibt darüber eine Zeitungskolumne. „So viele Filme sehen zu können, ist ein Geschenk, aber es schlaucht auch“, gestand sie.
Ein anstrengendes Programm hatte auch die Babelsbergerin Cookie Ziesche. Die Produzentin des Historien-Dramas „Henri 4“ ging erst zum Medienboard-Empfang, dann zur Gala-Premiere. „Ich habe solches Herzklopfen“, gestand sie. Der Film von Regisseur Jo Baier – der am Samstag seinen 61. Geburtstag feierte – war ihr bisher größtes Projekt: 1000 Komparsen, 70 Pferde, 100 Stuntleute musste sie koordinieren. „Diese Arbeit war ein Höhepunkt in meinem beruflichen Leben“, so Ziesche, ehe sie mit ihren Hauptdarstellern Julien Boisselier und Hannelore Hoger in den Friedrichstadpalast eilte. Dort gab es nach der Premiere aber nicht nur Applaus, sondern auch Buhrufe.
Auszeit aus einer Art Selbsttherapie nahm sich Schauspielerin Marleen Lohse. Die 25-Jährige steckt mitten in der Diplomarbeit an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen und mitten in den Dreharbeiten des Horrorthrillers „Zimmer 205“ von Regie-Paar Noemi und Rainer Matsutani. „Dabei bin ich so anfällig für Gruselgeschichten“, wunderte sich die Aktrice über sich selbst.
Erstaunt sein konnten Kenner über den Potsdamer Regisseur Andreas Dresen, der in den Vorjahren nach einer Anstands-Stunde auf dem Empfang immer schnell ins Kino entschwunden war. Dieses Mal hatte er eine Mission: Er suchte Autoren für die 19 Brandenburg-Dokumentarfilme, deren Produktion er für den RBB betreut. Im Oktober will der Fernsehsender die je 15-minütigen Filme am Stück ausstrahlen – „sechs Stunden Dokumentationen, das gibt’s sonst gar nicht“, so Dresen. Mit Rosa von Praunheim hatte der Regisseur am Abend mindestens einen prominenten Filmemacher für sein Projekt erwärmt. Doch Dresen sucht auch Geld – für die Fortsetzung von „Herr Wichmann von der CDU“. Schließlich ist Henryk Wichmann mittlerweile Abgeordneter im Potsdamer Landtag.
Das Videowurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
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