
© Andreas Klaer
„Rote Linie überschritten“: Antisemitismusbeauftragter kritisiert Potsdamer Soziologie-Professor
Der Professor Jürgen Mackert soll antiisraelische Propaganda in seiner Vorlesung verbreiten. Nun fordert Brandenburgs Antisemitismusbeauftragter eine Untersuchung seiner Lerninhalte.
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Der brandenburgische Antisemitismusbeauftragte Andreas Büttner äußert deutliche Kritik am Potsdamer Soziologie-Professor Jürgen Mackert: „Die bewusste Verbreitung einseitiger, unwissenschaftlicher und teilweise antisemitischer Inhalte in einer Pflichtvorlesung ist völlig inakzeptabel“, heißt es in einem Pressestatement. „Universitäten sind Orte der wissenschaftlichen Debatte, nicht der ideologischen Indoktrination. Insbesondere die Verharmlosung der Hamas-Massaker und das Teilen von Quellen, die nachweislich israelfeindliche Narrative bedienen, überschreiten eine rote Linie.“
Mackert, der an der Universität Potsdam lehrt, wurde von einigen Studierenden vorgeworfen, seine Lehrveranstaltungen für die Verbreitung antiisraelischer Propaganda zu nutzen: Über die Lernplattform Moodle hatte der Dozent 2024 regelmäßig Links zu Online-Artikeln oder Videos geteilt, die das Vorgehen Israels in Gaza heftig kritisieren.
Wer Israel als ‚Terrorstaat‘ bezeichnet oder deutsche Unterstützung für Israel mit der Beteiligung an einem angeblichen Völkermord gleichsetzt, befeuert israelbezogenen Antisemitismus.
Der brandenburgische Antisemitismusbeauftragte Andreas Büttner über den Potsdamer Professor Jürgen Mackert
Allein im August 2024 teilte Mackert zwölf solcher Links im Moodle-Forum für seine Vorlesung „Klassische und zeitgenössische soziologische Theorie“: Neben seriösen Quellen waren dabei auch Artikel der Webseite „The Electronic Intifada“ vertreten, der die Amadeu-Antonio-Stiftung Antisemitismus vorwirft. Einige der Quellen verharmlosen die Hamas; unter anderem wurde darin angezweifelt, dass die Hamas am 7. Oktober 2023 sexuelle Gewalt ausgeübt habe.
Laut Uni Potsdam bewege sich Mackert im rechtlichen Rahmen: Man habe keine Hinweise auf verfassungsfeindliche Äußerungen des Wissenschaftlers. Andreas Büttner findet, dass sich die Hochschule hinter formalen Kriterien verstecke: „Antisemitismus zeigt sich nicht nur in strafrechtlich relevanten Aussagen. Wer Israel als ‚Terrorstaat‘ bezeichnet oder deutsche Unterstützung für Israel mit der Beteiligung an einem angeblichen Völkermord gleichsetzt, befeuert israelbezogenen Antisemitismus – eine der aktuell gefährlichsten Formen von Judenfeindlichkeit in Deutschland.“
Büttner schlägt vor, die Lerninhalte von Mackert wissenschaftlich zu untersuchen, um sicherzustellen, dass „keine einseitigen oder propagandistischen Inhalte“ verbreitet werden. Zudem fordert er von der Hochschule ein klares Bekenntnis gegen Antisemitismus in der Lehre sowie „die Schaffung niedrigschwelliger Beschwerdemechanismen, damit Studierende sich bei problematischen Lehrinhalten an eine unabhängige Stelle wenden können“.
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