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Umstrittenes Freitagsgebet in der Biosphäre Potsdam: Schubert will Dialog zum Freitagsgebet

Der ARD-Journalist Constantin Schreiber dokumentierte ein Freitagsgebet in der Potsdamer Biosphäre, das zur Missionierung und Abschottung aufrief. Das entspricht nicht den Vorstellungen der Stadt von Integration, sagt Sozialdezernent Mike Schubert - und möchte nun die Gespräche dazu vertiefen.

Potsdam - Der Sozialbeigeordnete Mike Schubert (SPD) hat nach Kritik an einer gegen die Integration gerichteten Freitagspredigt des Vereins der Muslime in Potsdam die Grenzen des Tolerierbaren für die Stadt gezogen. Einige Äußerungen aus der von dem ARD-Journalisten Constantin Schreiber in einem Buch veröffentlichten Predigt entsprächen nicht den Vorstellungen der Stadt von Integration, sagte Schubert am Montag den PNN. Dies habe er auch in einem Telefonat mit dem Imam Kamal Abdallah deutlich gemacht. Nun will Schubert die Gespräche dazu vertiefen und hat neben dem Imam auch Grimme-Preisträger Schreiber nach Potsdam eingeladen.

Schreiber fand die Potsdamer Predigt bemerkenswert, weil darin zur Missionierung aufgerufen wurde

Für das Buch „Inside Islam“ hatte Schreiber zwischen Juni und Dezember 2016 insgesamt 13 Moscheen in Deutschland besucht. Im Buch dokumentiert er die Freitagspredigten, er selbst spricht fließend Arabisch. In der Biosphäre, in deren Orangerie der Muslime-Verein seine Freitagsgebete – vor allem vor Flüchtlingen – abhalten darf, war Schreiber am 16. Dezember 2016. Die Potsdamer Predigt fand er bemerkenswert, weil darin ausdrücklich zur Missionierung von Nichtmuslimen aufgerufen und gewarnt wurde, „dass man sich nur mit rechtgläubigen Muslimen befreunden solle“, wie Schreiber im PNN-Interview sagte. Es habe keine Hetze gegen Juden und die Demokratie gegeben. „Aber diesen Missionierungsaufruf, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Stadt den Raum zur Verfügung stellt, man sich in dieser Freizeitumgebung befindet, nebenan die Familien in der Tropenhalle spielen sehen kann, fand ich bizarr“, so Schreiber.

Der Imam hatte die Vorwürfe auf PNN-Anfrage bestritten. Gegenüber Schreiber selbst hatte er sich trotz mehrere Nachfragen nicht geäußert. Auch deshalb will Sozialdezernent Schubert die beiden an einen Tisch holen. Dem rbb sagte der Imam, er sei sich sicher, dass die von Schreiber zitierten Passagen so nicht gesagt worden seien. Und: Schreiber möge fließend Arabisch sprechen, fraglich sei aber, ob er den religiösen Kontext verstehe. Der Imam selbst bezeichnete sich als integriert. Zwei rbb-Reporterinnen wollte er aus religiösen Gründen nicht die Hand geben. Schubert betonte, dass keine Hinweise auf Extremismus in der Moschee vorlägen. Das hatte vergangene Woche der Verfassungsschutz den PNN bestätigt. Ansonsten wollte der Beigeordnete die zitierte Freitagspredigt nicht bewerten – weil er nicht dabei war. 

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In einer Predigt im Dezember wurde allerdings zur Missionierung und Abgrenzung von Deutschen aufgerufen. Das sollte der Verein künftig glaubhaft unterbinden, meint PNN-Autor Henri Kramer.

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