zum Hauptinhalt
Nach der Flut in der Eifel organisierte Sebastian Frenkel einen Hilfstransport mit Bautrocknern.

© Andreas Klaer

Rückblick 2021: Juli, August, September: So lief das dritte Quartal in Potsdam

2021 liegt hinter uns - was Potsdam im zweiten Jahr der Pandemie bewegt und geprägt hat. Ein Rückblick in vier Teilen. Teil 3: Juli, August, September.

Juli. Katastrophe und Erfolge: Potsdam zeigt Herz für die Eifel und kämpft in Tokio

Die Flutkatastrophe in der Eifel löst deutschlandweit Bestürzung aus – mehr als 180 Menschen verlieren ihr Leben, viele Tausende Obdach und Arbeit. Der Potsdamer Sebastian Frenkel, Inhaber einer Werbeagentur und eigentlich kurz vor einem Urlaub in der Region, ruft eine Hilfsaktion ins Leben und macht sich wenige Tage nach den verheerenden Niederschlägen mit einem ersten Hilfstransport mit Bautrocknern auf den Weg in Richtung Westen. Er vermittelt später auch Patenschaften mit Flutopfern, bis zum Jahresende werden über die Plattform potsdam-hilft-der-eifel.de rund 140 000 Euro gespendet und viele Kontakte geknüpft.

In Potsdam beginnt am 15. Juli die anderthalbjährige Sperrung der Hauptverkehrsader Behlertstraße zunächst geräuschlos, das große Stau-Chaos bleibt wohl auch wegen der Ferien aus.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio, die am 23. Juli mit einem Jahr Verspätung starten, treten 19 Sportler:innen aus Potsdamer Vereinen an. Sie werden Anfang August mit einmal Gold (Ronald Rauhe und Max Lemke im Vierer-Kajak), zweimal Silber (Kristin Pudenz im Diskuswurf und Jacob Schopf im Zweier-Kajak über 1000 Meter) und einmal Bronze (Sebastian Brendel im Zweier-Canadier über 1000 Meter) zurückkehren.

Außerdem:

Corona-Status im Juli

Die Deltavariante ist dominierend geworden, es bleibt aber noch bei Inzidenzen im einstelligen Bereich. Das Robert Koch-Institut mahnt wegen des ansteckenderen Virustyps eine Impfquote von 85 Prozent an – die Brandenburger:innen sind aber impfmüde geworden, zum Monatsende sind erst 48 Prozent vollständig geimpft. Das Land wirbt mit Sprüchen wie „Verwandte statt Mutante“ für den Piks. Die Impfzentren wechseln in kommunale Hand. In Potsdam gibt es Streit um Luftfilter an Schulen: Die Stadt will zunächst nur auf CO2-Ampeln setzen. Experten machen die Reiserückkehrer in Verbindung mit Delta Sorge.

August. Fluchtpunkte und 3G: Sorge um Afghanistan und Synagoge im Welterbe

Die Welt blickt fassungslos nach Afghanistan, wo die radikal-islamischen Taliban Mitte des Monats nach dem bis dahin weitgehend abgeschlossenen Abzug der Nato-Truppen in kurzer Zeit die Macht ergreifen. Tausende verzweifelte Menschen flüchten zum Flughafen in Kabul, wo sich apokalyptische Szenen abspielen. Für die von der deutschen Luftwaffe bis Monatsende ausgeflogenen afghanischen Ortskräfte organisiert Brandenburg die Erstaufnahme. Auch Potsdam nimmt Geflohene auf: Ende des Monats treffen zwei Ortskräfte mit ihren Familien im Staudenhof ein, zwei weitere Familien werden noch erwartet. Afghanen in Potsdam sind in Angst um Angehörige. „Als Frau würde ich mich in Kabul nicht mehr aus dem Haus trauen“, sagt Fereshta Hussain, die Vorsitzende des Migrantenbeirats.

Unterdessen wird in Potsdam eine Synagoge eröffnet – nicht in der Schloßstraße, sondern am Neuen Palais: Mit der Einweihung des Europäischen Zentrums jüdischer Gelehrsamkeit an der Universität Potsdam gibt es 76 Jahre nach dem Ende des Nazi-Terrors erneut ein jüdisches Gotteshaus in der Stadt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigt sich bei der Eröffnung besorgt über antisemitische Tendenzen in Deutschland.

Außerdem:

Corona-Status im August

Die vierte Welle rollt an, die Inzidenzen steigen langsam – in den Kliniken bleibt die Lage aber noch ruhig. Betroffen sind insbesondere Schulkinder, rund 400 sind zu Monatsende in Potsdam in Quarantäne. Nach wochenlangen Debatten um Kinderimpfungen kommt die Stiko-Empfehlung für Ab-12-Jährige. Weil Potsdam die Inzidenz von 30 überschreitet, gilt ab 17. August eine erweiterte Testpflicht für Ungeimpfte, die nun etwa im Restaurant oder Kino einen Negativtest vorlegen müssen. Ab 23. August ist das landesweit Pflicht – die Geburtsstunde von 3G. Die Unscheinbar setzt als erste in Potsdam auf 2G – Zutritt nur für Geimpfte und Genesene.

September. Im Kanzlerwahlkreis: Olaf Scholz holt das Potsdamer Direktmandat

Potsdam steht als Promiwahlkreis vor der Bundestagswahl am 26. September bundesweit und international im Rampenlicht: Mit Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) treffen erstmals in der Geschichte Deutschlands zwei Spitzen- und Kanzlerkandidaten im selben Wahlkreis aufeinander. Dass Scholz in Potsdam gewinnen wird, hatten Prognosen schon früh ergeben – in den letzten Wochen vor der Wahl setzt die SPD dann aber auch bundesweit zum überraschenden CDU-Überholsprint an und wird tatsächlich stärkste Kraft. Scholz steht kurz vor der Kanzlerschaft. Königsmacher für das künftige Regierungsbündnis sind aber Grüne und FDP, die schnell die Initiative für Verhandlungen ergreifen.

In Potsdam haben 81,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, so viele wie noch nie seit 1990. Scholz holt 34 Prozent der Erststimmen. Konkurrentin Baerbock kommt auf 18,8 Prozent – ein historischer Bestwert für die Grünen. Die großen Verlierer sind Linke und CDU, auch die AfD holt weniger Stimmen als bei der vergangenen Bundestagswahl. Zulegen konnte die FDP mit Direktkandidatin und Ex-Generalsekretärin Linda Teuteberg.

Außerdem:

  • Hollywoodreifes Angebot: US-amerikanischer Investmentfonds will Mehrheit an Studio Babelsberg übernehmen.
  • Potsdam-Bonus: Das städtische Wohnunternehmen ProPotsdam will Potsdamer*innen bei der Vergabe günstiger Wohnungen ab 2022 bevorzugen.
  • Bauhaus der Erde: Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber stellt in Potsdam seine Initiative für eine globale Klimawende im Bausektor vor.

Corona-Status im September

Die Infektionszahlen steigen, besonders unter Schulkindern – am Monatsende liegt die Inzidenz bei Fünf- bis 14-Jährigen bei 192, deutlich über dem Potsdam-Schnitt von 66. Zwischenzeitlich sind mehr als 700 Kinder in Quarantäne. Ab 17. September gilt in Brandenburg ein 2G-Optionsmodell: Entscheiden sich Veranstalter und Gastronomen für 2G, fallen Maskenpflicht und Abstandsregeln weg. Potsdams Impfzentren schließen, weil die Finanzierung von Bund und Land ausläuft. Einige Seniorenheime beginnen, noch ohne Stiko-Empfehlung, mit Booster-Impfungen. Erstmals gibt es Impfquoten für Potsdam: 57,5 Prozent sind Mitte des Monats vollständig geimpft.

Hier finden Sie die weiteren Teile des Jahresrückblicks für Potsdam 2021: 1. Quartal, 2. Quartal, 4. Quartal.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false