Sport: Überflieger vom Persischen Golf
Hussein Assem Al-Hizam kommt als Jugend-Weltrekordler zum Potsdamer Stabhochsprungmeeting
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Die Meldung sorgte im Sommer 2012 in der Leichtathletikszene für Aufsehen: Ein 14-jähriger Stabhochspringer soll 4,90 Meter gesprungen sein. Und dabei soll es nicht um einen Jungen einer großen Sportnation mit langer Tradition in dieser Disziplin handeln wie etwa Russland, die USA oder vielleicht Deutschland. Der beste deutsche 14-jährige Junge schaffte in jenem Jahr 3,83 Meter. Nein, das Ausnahme-Talent kommt aus Saudi-Arabien und heißt Hussein Assem Al-Hizam. Den Namen kann der Sprecher des 15. Potsdamer Stabhochsprung-Meetings schon mal üben. Am kommenden Samstag springt der Überflieger vom Persischen Golf im Stern-Center.
Der nunmehr 16-jährige Stabhochspringer ist inzwischen bei 5,27 Meter angelangt – das ist der aktuell Jugend-Weltrekord. Die Höhe übersprang Hussein im vergangen Jahr bei den Saudi League Championships in Riad. Müßig zu betonen, dass dies für Saudi-Arabien Landesrekord und Hussein inzwischen als eines der größten Talente seines Sports anerkannt ist. Als er mit 14 Jahren mit 4,90 Meter und als jüngster Athlet aller Zeiten einen Landesrekord aufstellte, wurde in der Internet-Community „polevaultpower.com“ eifrig über die Glaubwürdigkeit der Leistung diskutiert. Schließlich fand ein Statistiker aus Schweden heraus, dass im Jahr 2004 ein japanischer Stabhochspringer im Alter von 14 Jahren noch einen Zentimeter höher gesprungen war als der Junge aus Saudi-Arabien.
Hussein ist ein Exot – als Stabhochspringer am Persischen Golf und als Araber in der weltweiten Stabhochspringer-Gilde. Auf der Bestenliste des Deutschen Leichtathletikverbandes der beiden vergangenen Jahre stehen allein bei den 14-Jährigen jeweils 30 Jungen. „In Saudi-Arabien wissen vielleicht 20 Athleten, wie man mit einem Stab umgeht“, erzählt Hussein. Er habe das sportliche Talent von seinem Vater geerbt, einem ehemaligen Zehnkämpfer, der Saudi-Arabien bei internationalen Meisterschaften vertreten hat. Schon als Sechsjähriger habe Hussein seinen Vater zum Training ins Stadion begleitet. „Ich war sofort fasziniert“, erzählt er. Mit acht Jahren habe er mit dem Leichtathletik-Training begonnen. Zunächst im Weitsprung – animiert von dem erfolgreichen Weitspringer seines Landes, Mohamed Salman Al Khuwalidi, der mit 8,48 Metern den aktuellen Asien-Rekord hält. Seine wirkliche Leidenschaft fand Hussein zwei Jahre später beim Stabhochsprung. „Diese Mischung aus Schnelligkeit, Kraft, Technik und Akrobatik finde ich einfach großartig“ sagt er.
Zuhause ist Hussein in der saudi-arabischen Küstenstadt Salwa, wo er zur Highschool geht. Sein Trainingsumfeld klingt wie ein Ort aus Tausendundeine Nacht: Auf der eine Seite des Stadions liegen Strand und Meer, auf der anderen Seite - nur 20 Minuten entfernt – beginnt die Wüste. Der arabische Sommer ist mit 40 bis 50 Grad so heiß, dass Hussein häufig nach Europa zum Trainieren flieht. Derzeit ist er in München, wo er mit dem amtierenden Weltmeister Raffael Holzdeppe trainiert. „Eine tolle Erfahrung“, sagt Husseins Trainer Jure Rovan, der selbst professioneller Stabhochspringer mit einer Bestleistung von 5,61 Meter war. Seit mehr als einem Jahr coacht der 39 Jahre alte Slowene das Talent aus Saudi- Arabien – offenbar eine erfolgreiche wie lustige Kombination. „Letztes Wochenende waren wir bei mir zu Hause in Slowenien, wo Hussein zum ersten Mal Schnee gesehen hat und auf Skiern stand“, erzählt Rovan.
Premiere feierte Hussein auch bei seinen beiden jüngsten Wettkämpfen – bei einem Indoormeeting vor zwei Wochen in Linz und gestern Abend in Zweibrücken: „Ich bin zuvor noch nie in einer Halle gesprungen“, sagt er. Mit seiner Sprunghöhe von 4,80 Meter in Linz ist er zwar deutlich unter seinem Leistungsvermögen geblieben und nicht ins Finale gekommen, dennoch: Es ist saudi-arabischer Hallenrekord. In der Heimat wird es aufmerksam registriert werden. Auch wenn am Persischen Golf Fußball die Sportart Nummer eins sei, „ist Leichtathletik sehr populär“, sagt Hussein.
Nach Potsdam kommt der 16-Jährige als amtierender Jugend-Asien-Meister, den Titel sicherte er sich im vergangenen Jahr bei den Spielen in China mit einer Höhe von 4,70 Meter. Und es wird wiederum eine Premiere: „In einem Shoppingcenter bin ich noch nie gesprungen“, sagt Hussein.
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