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Überraschung in Potsdam: Linke stärkste Kraft vor der SPD
Scholz erreicht knappe Mehrheit der Erststimmen in Wahlkreis 61 vor Gutschmidt und Tassis. In der Stadt Potsdam holt die Linke die meisten Zweitstimmen, die AfD gewinnt hinzu.
Stand:
Die Linke wird mit 17,6 Prozent der Zweitstimmen bei der Bundestagswahl stärkste Kraft in Potsdam. Die SPD landet mit 17,2 Prozent knapp dahinter auf Platz zwei. Auf Platz drei folgt die AfD mit 16,9 Prozent, dahinter die CDU mit 16,3 Prozent und die Grünen mit 16,1 Prozent. Nach jahrelanger Dominanz büßt die SPD damit ihre Spitzenposition in der Landeshauptstadt ein, die Linke kann diese überraschend übernehmen.
Die Veränderungen im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl 2021 sind enorm – und fünf Parteien landen in Potsdam beinahe gleichauf. Die SPD hatte damals mit 27 Prozent der Zweitstimmen deutlich vorne gelegen, sie verliert 9,4 Prozentpunkte und ist damit auch in Potsdam die große Wahlverliererin. Die Grünen haben 5,3 Prozentpunkte eingebüßt, die FDP sogar 5,7 Prozentpunkte.

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Die größten Zugewinne kann die AfD verbuchen. Sie legt um 7,7 Prozentpunkte zu und kann ihren Zweitstimmanteil fast verdoppeln. Die CDU legt um 4,5 Prozentpunkte zu, die Linke um 5,7 Prozentpunkte. Linke und AfD sind damit die Gewinnerinnen dieser Wahl in der Landeshauptstadt.
Den gesamten Wahlkreis 61 konnte die CDU für sich entscheiden: 19,2 Prozent der Zweitstimmen holte die Union, gefolgt von AfD mit 18,4 Prozent und SPD mit 17,1 Prozent. Grüne und Linke landen fast gleichauf mit 14,6 und 14,7 Prozent der Zweitstimmen.
Dreikampf um die Erststimmen
Auch bei den Zweitstimmen war das Rennen lange knapp. Zwar liegt Olaf Scholz (SPD) in der Stadt Potsdam am Ende recht deutlich vorne im Kampf um das Direktmandat, gefolgt von Annalena Baerbock (Grüne), Alexander Tassis (AfD) und Tabea Gutschmidt (CDU). Doch im gesamten Wahlkreis 61, der neben Potsdam auch Stahnsdorf, Ludwigsfelde, Teltow und Michendorf umfasst, war es enger. Dort war es bis zum Ende der Auszählung ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Scholz, Gutschmidt und Tassis. Am Ende landet Scholz bei 21,8 Prozent der Erststimmen, Gutschmidt erreicht mit 20,6 Prozent Platz zwei, Tassis mit 19 Prozent Platz drei. Baerbock kann nur den vierten Platz holen.

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Dass Scholz nicht nur sein Kanzleramt verliert, sondern auch um sein Direktmandat bangen muss, ist durchaus überraschend. Zwar gibt es lokal keine Umfragen, aber der Hamburger Wahlinformationsdienst election.de hatte die Wahrscheinlichkeit von Scholz, den Wahlkreis zu gewinnen, am Freitag vor der Wahl mit 55 Prozent beziffert. Bei Baerbock, Gutschmidt und Tassis lag die Wahrscheinlichkeit laut Prognose des Portals bei jeweils 15 Prozent.
Bei der vergangenen Bundestagswahl im Jahr 2021 hatte Scholz das Direktmandat in Wahlkreis 61 mit 34 Prozent noch mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Seine Kontrahentin um das Direktmandat und auch um das Kanzleramt, Annalena Baerbock, hatte es mit 18,8 Prozent der Stimmen auf den zweiten Platz geschafft. Saskia Ludwig (CDU) war mit 13,8 Prozent der Erststimmen an dritter Stelle gelandet, gefolgt von Tim Krause für die AfD mit 9,2 Prozent.
Die AfD kann auch in Potsdam sehr deutlich an Stimmen hinzugewinnen. Der gesamte Nordwesten der Stadt färbt sich am Wahlabend bei Erst- und Zweitstimmen hellblau, darunter Fahrland, Grube, Marquardt und Teile Golms. Auch in großen Teilen der Plattenbaugebiete im Südosten hat die AfD die Nase vorn.
In und um die Potsdamer Innenstadt zeigt sich ein buntes Bild: SPD, Grüne, CDU und Linke können Wahlbezirken für sich entscheiden. Die Linke kann bei den Zweistimmen Teile Potsdam-Wests, der Brandenburger Vorstadt und Babelsbergs für sich entscheiden. Die Grünen können in Nauener Vorstadt und Jägervorstadt punkten, die CDU in Groß Glienicke und Bornim, die SPD in der Innenstadt und Eiche.
Das Interesse an der Wahl war in Potsdam sehr hoch: Die Wahlbeteiligung lag bei 85,3 Prozent. „Das ist die höchste Wahlbeteiligung bei einer Bundestagswahl in Potsdam seit 1990“, sagte Potsdams Wahlleiter Stefan Tolkstorf, am Sonntagabend. „Das zeigt, dass der Mobilisierungswahlkampf funktioniert hat.“
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