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Potsdam-Mäzen Hasso Plattner.

© imago/STAR-MEDIA/imago/STAR-MEDIA

Hasso Plattner baut Digital-Uni massiv aus : Potsdamer Institut soll Deutschlands Souveränität bei KI und Software sichern

Der SAP-Mitgründer und Mäzen erweitert wegen Trump sein Hasso-Plattner-Institut. Er will US-Forscher nach Potsdam locken. Im Stadtzentrum errichtet Plattner zudem einen neuen Uni-Campus.

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Es ist ein erneuter großer Wurf von Hasso Plattner in Potsdam: Der SAP-Mitgründer und Potsdam-Mäzen schafft in der Landeshauptstadt einen vierten Universitätscampus. Er soll auf dem Brauhausberg entstehen und das ehemalige Landtagsgebäude, den seit Jahrzehnten leerstehenden Potsdamer „Kreml“, einbeziehen. Am Montag sollen die Pläne offiziell bei einer Pressekonferenz mit Plattner und Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) vorgestellt werden. Zunächst hatte am Sonntag „Bild“ berichtet.

Das Projekt, das über Monate geheim gehalten worden war, beinhaltet gleich zwei für Potsdam und die Metropolregion wichtige Investitionen des 81-jährigen Plattner. Nach Recherchen der Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) geht mit dem neuen Uni-Campus am Brauhausberg eine deutliche Vergrößerung des vor mehr als 20 Jahren von Plattner gegründeten, renommierten Hasso-Plattner-Instituts (HPI) am Griebnitzsee einher.

Vergrößertes HPI will digitale Souveränität sichern

Das HPI, ein von Plattner finanziertes An-Institut der Universität Potsdam, soll nach PNN-Informationen so deutlich erweitert werden, dass es den Uni-Standort Griebnitzsee komplett benötigt. Hintergrund sollen deutschland- und europaweit relevante geopolitische Überlegungen sein: Das HPI wolle dazu beitragen, die digitale Souveränität des Landes und Europas zu sichern. Dies wird insbesondere vor dem Hintergrund der Entwicklungen in den USA unter Trump als dringend angesehen.

Das Hauptgebäude des Hasso-Plattner-Instituts am Griebnitzsee.

© Andreas Klaer

Plattner will US-Wissenschaftler nach Potsdam locken

Dabei geht es nach PNN-Recherchen um die Entwicklung von Software und um Künstliche Intelligenz (KI). Das HPI hat bereits einen KI-Fokus geschaffen und wolle die Entwicklung am erweiterten Standort vorantreiben. Das Institut, das künftig wohl mehr als doppelt so groß sein wird wie heute, solle auch Wissenschaftler aus den USA anziehen, die unter Trump nicht mehr in ihrem Land forschen wollen oder können.

Am Griebnitzsee sind bislang die Juristische und die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Potsdam angesiedelt. Diese werden dann nach PNN-Informationen auf den neuen Uni-Campus im Herzen der Landeshauptstadt umziehen. Für Erhalt und Modernisierungen am Griebnitzsee hätte die öffentliche Hand aller Wahrscheinlichkeit nach genauso wenig Geld gehabt wie für die Schaffung eines neuen Standorts in der Stadtmitte. Brandenburg muss sparen und nimmt Rekordschulden auf.

Im Potsdamer Zentrum soll nach dem Willen von Hasso Plattner das ehemalige Landtagsgebäude, 1899 als preußische Reichskriegsschule von Kaiser Wilhelm II. erbaut, zusammen mit Neubauten im direkten Umfeld den vierten Potsdamer Uni-Standort neben dem Neuen Palais, Golm und Griebnitzsee bilden.

Der Uni-Standort am Griebnitzsee soll künftig das Hasso-Plattner-Institut beherbergen.

© Andreas Klaer

Mit dem Uni-Campus erhält der Brauhausberg eine öffentliche Nutzung. Zuletzt waren dort Eigentumswohnungen vorgesehen. Der neue Universitätsstandort hat zudem Anschluss an die wichtigen Wissenschaftsinstitutionen auf dem Telegrafenberg wie das Helmholtz-Zentrum für Geoforschung (GFZ) und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Stadtbild wäre mit Uni-Campus Brauhausberg vollendet

Für Plattner ist die Investition auf dem Brauhausberg zudem eine Komplettierung seines Engagements in der Potsdamer Innenstadt: Der Mäzen hatte das DDR-Bauwerk Minsk am Fuße des Brauhausbergs vor dem Verfall gerettet und in ein Museum umgebaut. Zudem hatte er zusammen mit der Stadt die Terrassen unterhalb des Minsk wiederhergestellt – samt Springbrunnen wie zur DDR-Zeit. Neben dem Minsk sind weitere Wohnbebauung und eine Erweiterung für das Museum geplant.

Die Terrassen am Brauhausberg, rechts das Schwimmbad Blu, oben das Kunsthaus Minsk und dahinter das ehemalige Landtagsgebäude auf dem Berg.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Die einstige Reichskriegsschule, in der NS-Zeit Reichsarchiv, dann Sitz der SED-Bezirksleitung und nach 1990 Sitz des Brandenburger Landtags - im Volksmund „Kreml“ genannt.

© Andreas Klaer

Nun will Plattner nach PNN-Informationen mit dem Uni-Campus Brauhausberg das Stadtbild Potsdams vollenden. Der Turm der ehemaligen Reichskriegsschule, zu DDR-Zeiten Sitz der SED-Bezirksleitung, die über der Stadt thront, ist ein Potsdamer Wahrzeichen. Zugleich ist das Brauhausberg-Areal die letzte große innerstädtische Brachfläche. Sie liegt in unmittelbarer Nähe des Potsdamer Hauptbahnhofs und prägt das Gesicht der Stadt.

Hasso Plattner hat Potsdam in den vergangenen Jahrzehnten bereits mit dem längst bundesweit bekannten Museum Barberini beschenkt. Im Museum ist Plattners große Sammlung impressionistischer Kunst beheimatet. Zudem hat Plattner die historische Fassade und das Kupferdach des in der Gestalt des ehemaligen Potsdamer Stadtschlosses errichteten Landtags am Alten Markt finanziert. Seine dritte große Investition in Potsdam ist das Hasso-Plattner-Institut. Nun kommt der Uni-Campus Brauhausberg dazu.

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