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Wolfgang Joop, deutscher Modedesigner, steht vor der Vorstellung seiner neuen Modekollektion «Wunderkind x hessnatur» in einem Hinterhof.

© dpa/Christophe Gateau

Update

Joop-Ausstellung in Potsdam ist abgesagt: „Wird zum Bedauern aller Beteiligten nicht stattfinden können“

Eine große Schau im städtischen Museum seiner Heimatstadt Potsdam sollte das Lebenswerk von Modeschöpfer Wolfgang Joop darstellen. Doch sie wird nicht stattfinden. Was die Gründe sind.

Stand:

Die große Ausstellung über das Lebenswerk des in Potsdam geborenen und international bekannten und erfolgreichen Modeschöpfers und Künstlers Wolfgang Joop ist abgesagt. Das bestätigte Joop auf Anfrage der Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN).

Die für September 2025 geplante Ausstellung über das Gesamtwerk von Wolfgang Joop werde „zum Bedauern aller Beteiligten nicht stattfinden können“, heißt es in seiner Stellungnahme.

Als Begründung werden die Umstände im Museum angeführt: „Komplexität und Umfang bei der Gesamtbetrachtung seines Werkes lassen sich aufgrund der begrenzten baulichen Gegebenheiten des Museums letztlich nicht realisieren“, so Joops Lebensgefährte Edwin Lemberg.

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Das Potsdam Museum im Alten Rathaus und seinen Anbauten bestehe aus drei Gebäuden mit verschiedensten Raumhöhen und beengten technischen Möglichkeiten. Das Konzept der Ausstellung mit dem Fokus auf eine „multimediale und immersive Darstellung des Werkes“ könne dort „unter den gegebenen Umständen nicht umgesetzt werden“. Nunmehr würden für eine Darstellung von Joops Gesamtwerk „Alternativen in Augenschein genommen“, so Lemberg. Ob dies Joops Heimatstadt Potsdam sein werde, ließ er offen. Es gehe darum, „die besseren Möglichkeiten“ zu finden.

Das Potsdamer Rathaus gab auf Anfrage bekannt, dass das „Team Joop“ die Retrospektive zu Wolfgang Joop im Potsdam Museum abgesagt habe. „Ich bedauere die Entscheidung außerordentlich“, so Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).

„Die geplante Ausstellung wäre ein Aushängeschild mit großer Strahlkraft für die Landeshauptstadt Potsdam und das städtische Museum gewesen.“ Er danke „dem Team Joop und den Verantwortlichen des Potsdam Museum für die intensiven Bemühungen“, so Schubert. 

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), Modeschöpfer Wolfgang Joop und Hendrikje Warmt vom Potsdam Museum bei der Präsentation im Museum 2023.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Die Schau war bereits zweimal vertagt worden. Sie sollte ursprünglich zum 80. Geburtstag des Designers am 18. November 2024 eröffnet werden. Über die Absage hatte zunächst die „Märkische Allgemeine Zeitung“ spekuliert.

Die Ausstellung unter dem Titel „Widerspruch!“ war bereits im Sommer 2023 der Presse in relativer Ausführlichkeit vorgestellt worden. Der 1944 in Potsdam geborene Joop und Oberbürgermeister Schubert unterzeichneten im Jahr 2023 einen Kooperationsvertrag. Die Stadt wollte 150.000 Euro für die Retrospektive in die Hand nehmen, Joop noch einmal so viel. Die Ausstellung sollte auf zwei Etagen des Potsdam Museums gezeigt werden, auf insgesamt 750 Quadratmetern Fläche.

Dass die Ausstellung zum runden Geburtstag nicht fertig werden würde, wurde im Sommer 2024 bekannt. Damals erklärte eine Sprecherin der Stadt dies mit dem „hohen zeitlichen Aufwand“ der Schau. Avisiert wurde ein Aufschub bis zum Frühjahr 2025. Dieser Termin wurde im November vergangenen Jahres abgesagt.

Erklärt wurde dies mit einer geplanten Ergänzung „um weitere Aspekte des Schaffens des Modekünstlers“. Man wolle das Projekt „noch ganzheitlicher und mit einer noch größeren Auswahl an Exponaten“ verwirklichen. Ein konkreter Ersatztermin wurde nicht mehr genannt.

Wolfgang Joop im Potsdam Museum im August 2023.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Das Potsdam Museum und dessen Direktor Thomas Steller, aber auch Potsdams Oberbürgermeister Schubert trifft die Absage zu einem besonders sensiblen Zeitpunkt. Zum einen wird sich das Haus nach einem neuen Jahresschwerpunkt umsehen müssen.

Zum anderen sollte die prestigereiche Ausstellung im Schulterschluss mit Joop als einem der einflussreichsten deutschen Modemacher der Gegenwart als Publikumsmagnet dienen. Steller ringt, seitdem er das Potsdam Museum im Oktober 2023 übernahm, damit, ihm zu einer Profilierung zu verhelfen. Zudem ist das Potsdam Museum wegen der Finanzkrise der Stadt Potsdam von Kürzungen bedroht, die sogar zu verkürzten Öffnungszeiten führen könnten.

Hinzu kommt: Oberbürgermeister Schubert steht vor einer möglichen Abwahl. Bereits Anfang April wollen die Stadtverordneten dazu abstimmen, die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit steht bislang. Ende Mai könnten die Potsdamer dann per Bürgerentscheid für oder gegen Schubert entscheiden, der bislang wenige Erfolge verbuchen kann.

Mit der Absage der Retrospektive im Potsdam Museum rückt nun eine Ausstellung in den Fokus, die lediglich als Sidekick geplant war: Vom 27. September bis 9. November sollen im Kunstraum Potsdam an der Schiffbauergasse Entwürfe junger Designer in der Ausbildung zu sehen sein, die sich an ihrem Vorbild Joop abarbeiten. Es kuratiert der Starfotograf Kristian Schuller, der derzeit eigene Arbeiten im Kunstraum ausstellt.

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