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Kultur: Gaga für alle: Jeder kann mitmachen Workshops der Tanztage Ende Mai in der „fabrik“

Früher erlebte Laura Heinicke die Tanztage aus der Perspektive der Zuschauer. Diesmal ist alles anders.

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Früher erlebte Laura Heinicke die Tanztage aus der Perspektive der Zuschauer. Diesmal ist alles anders. Anfang des Jahres inszenierte sie für das Festival „Made in Potsdam“ in der „fabrik“ ihr Stück „Calling“. Dann sei das Team der „fabrik“ an sie herangetreten und habe sie gefragt, ob sie nicht Lust hätte, das Workshopprogramm der Tanztage zu organisieren. Und das hatte sie. Vom 22. Mai bis 2. Juni finden die mittlerweile 23. Tanztage in der „fabrik“ in der Schiffbauergasse statt. Das Programm des überregional renommierten Festivals spiegelt die Vielfalt der aktuellen internationalen Tanzszene wider, dieses Jahr sind zwölf Kompanien aus den Niederlanden, Kanada, Frankreich, Finnland, Österreich, Belgien, Spanien, Deutschland und erstmals Südafrika dabei.

Als Rahmenprogramm findet neben Publikumsgesprächen mit den Künstlern das umfangreiche Workshopprogramm statt. Es ist längst mehr als eine Zugabe. 27 zumeist einwöchige intensive Kurse hat Laura Heinecke zusammengestellt. „Die Tanztage und damit deren organisatorischer Aufwand wurden mit der Zeit immer umfangreicher“, sagt Laurant Dubost von der „fabrik“, ein Grund, warum die Kuratierung des Workshopprogramms ausgelagert wurde. Heinecke als Potsdamerin und ausgebildete Tänzerin verfüge über Praxisbezug und lokale Kontakte, man schätze sowohl ihr Organisationstalent als auch ihre neuen Impulse, so Dubost.

Laura Heinecke ist selbst oft am Grübeln darüber, was modernen Tanz, Contemporary Dance, ausmacht. „Tanz, das ist für mich ein großes Forschungsfeld, Inspiration aus Leben und Schönheit, Rhythmus und Beziehungen“, sagt sie. Die Workshops in diesem Jahr, ein Mix aus bewährten und bekannten Techniken und viel Neuem, sollen genau das bieten: Inspiration und Motivation. Dafür hat sie namhafte Tänzer und Lehrer rangeholt, beispielsweise Stella Zannou, eine Frau mit einer besonderen Gabe fürs Unterrichten, besonders wenn es um die Verbindung von Grundtechniken und neuen, frischen Ansätzen geht, wie sie findet. Zannou hat in London Tanz und Chorografie studiert, in Athen eine Tanzkompanie gegründet. Europaweit präsentiert sie eigene Choreografien und arbeitet als Dozentin. Mittlerweile lebt sie in Berlin. 2010 wurde sie von der Zeitschrift „tanz“ zur besten Tänzerin des Jahres gewählt. „Ich weiß nicht, wie Laura es geschafft hat, sie für uns zu buchen,“, sagt Dubost anerkennend. Zannou wird einen Kurs Contemorary Dance and Choreografie anbieten. Grundsätzlich war es Laura Heinecke wichtig, dass sich im Programm für jeden etwas findet – für professionelle Tänzer, die eine Fortbildung suchen, aber auch für Amateure, die nur gelegentlich tanzen und über geringe oder keine Vorkenntnisse verfügen.

Jetzt kommt Laura Heineckes Handschrift dazu. Beispielsweise mit zwei Kursen, die jeweils von 8 bis 9 Uhr stattfinden. „Das gab’s noch nie, so ein zeitiges Angebot“, sagt sie. Heinecke selbst beginnt ihren Tag mit Training und kann das nur empfehlen. Der morgenliche Kurs findet in der ersten Woche als Tai Chi, in der zweiten Woche als „Gaga People“ statt. Das sei etwas ganz Neues, der Name beziehe sich allerdings nicht auf die Methapher für verrückt, sondern sei ein Wortspiel mit den ersten Silben, die ein Kind stammelt. Genau so unbefangen sollen die Teilnehmer sich in einer Art Bewegungssprache durch den Raum bewegen, losgelöst von strengen Regeln, Mustern und Vorgaben. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, der Tänzer soll jede Bewegung in einen Bezug zu sich selbst, seiner Umwelt oder bestimmten Aspekten setzen und ausführen, sich in dieser Spannung neu erleben. Gaga rege die Wahrnehmung an, heißt es. Erfunden hat Gaga der israelische Tänzer Ohad Naharin und als Erstes an den Verwaltungsmitarbeitern seiner Dance-Companie ausprobiert, die sich auch mal bewegen wollten. Ausprobiert hat das auch Laura Heinecke, vor einem Jahr war sie für zehn Tage in Israel und war begeistert: „Es beantworteten sich mir als Tänzerin all die Fragen, die ich schon lange gehabt hatte“, sagt sie. Erst seit Kurzem bildet Naharin auch Gaga-Trainer aus, Heinecke ist es gelungen, eine von ihnen, Clea Onori, für die Tanztage zu gewinnen.

Sehr rhythmisch wird der Kurs „Cie Ea Eo“ : So treten vier Belgier mit einer Show aus Akrobatik, Jonglage und Tanz auf. Wer möchte, kann selbst Jonglieren lernen. „Ich finde es wichtig, dass die Performer auch als Kursleiter in Erscheinung treten“, so Laura Heinecke. Steffi Pyanoe

Potsdamer Tanztage, 22. Mai bis 2. Juni in der „fabrik, Schiffbauergasse. Anmeldung und Tickets unter Tel.(0331) 2800314

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