Kultur: Gesellschafts- und Zeitbilder
Kunstarchiv Beeskow zeigt Landschaftsbilder aus der DDR im Kutschstall
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Kunstarchiv Beeskow zeigt Landschaftsbilder aus der DDR im Kutschstall Von Klaus Büstrin Mancher wird die Kunst, die in der Sonderausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (Kutschstall) ab heute zu sehen ist, noch immer als etwas Exotisches aus dem Osten betrachten, andere sind mit ihr aufgewachsen, sind mit Erinnerungen aus der vergangenen Lebenswelt DDR verbunden. „Diese Bilder erzählen über ein Stück deutsche Geschichte“, sagte Gert Streidt, Direktor des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte während des gestrigen Presserundgangs. Ab heute werden sie im Kutschstall am Neuen Markt in der Ausstellung „Zwischen Himmel und Erde – Landschaftsbilder aus der DDR“ zu sehen sein. Die Gemälde und grafischen Blätter kommen aus dem Kunstarchiv Beeskow, das bald nach der Wende 1989 daran ging, DDR-Kunst vor der Vernichtung zu bewahren. Der letzte DDR-Kulturminister Herbert Schirmer, der ab 1990 in Beeskow tätig wurde, hat an der Rettung großen Anteil. Heute ist Wolfgang de Bruyn Chef des Kunstarchivs. Es ist eine länderübergreifende Einrichtung. Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sind an der Finanzierung und Betreibung beteiligt. In den Zentren der Parteien, der Massenorganisationen – Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB), Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) oder Freie Deutsche Jugend (FDJ) – umgab man sich rege mit Kunstwerken. Beeskow übernahm die Kunst-Nachlässe, insgesamt 18000 Bilder. Aus dem Magistrat Ost-Berlins fanden im Kunstarche 3000 Werke Unterkunft, aus dem Kulturfonds der DDR 1800. Dazu kommen noch Gemälde, Grafiken, Plastiken, Foto- und Plakatsammlungen sowie Wandteppiche, die unter anderen aus Ferienheimen des FDGB stammen. „Die Bilder haben alle eine Entstehungs- und Gebrauchsgeschichte“, sagte Kuratorin Dr. Simone Tippach-Schneider. 1989 wurde ihr Gebrauch jedoch unterbrochen, weil sie sehr oft politiknah waren und DDR-Kunst abfällig bzw. undifferenziert behandelt wurde. Kein Gemälde ist zu sehen, bei denen sich die Künstler dem Formalismus oder der Abstraktion zuwandten. Noch in den siebziger Jahren wurden diese beiden Kunstrichtungen mit Imperialismus und Kapitalismus gleichgesetzt. Die Parteien und Massenorganisationen wollten nicht in den Ruf der Dekadenz kommen. Sie lehnten es weitgehend ab, abstrakte und formalistische Bilder in ihren Räumen aufzunehmen. Nur der sozialistische Realismus war gefragt Den bevorzugte man auch noch weitgehend bis Ende der achtziger Jahre. Installationskunst wurde ebenfalls nicht als Kunst anerkannt. Und daher findet man sie in Beeskow und somit in der Potsdamer Ausstellung nicht. Die Exposition, die anlässlich des Themenjahres des Landes Brandenburg „Landschaft und Gärten“ zu sehen ist, macht mit Bildern von Künstlern bekannt, die von Landschaften und von Menschen, die in ihr wohnten, erzählen. Da gibt es die optimistischen Übersichtsbilder, die Menschen mit Erntemaschinen auf Feldern oder Baustellen zeigen (Johannes Burkhardt, W. Prudlo, Fritz Duda), die von Pathos durchdrungenen Gemälde von Walter Womacka (Bodenreform) oder Heinrich Burkhardts „Feldbaubrigade“. Oftmals hat man aber einfach nur das einfache Leben der Menschen widergespiegelt. Da sieht man köstliche Beispiele von Barbara Müller (Naherholung), Paul Michaelis (Anlegestelle), Bernd Günther (Gartenfest) oder Rudolf Austen (Strandleben). Dass die Gleichschaltungsversuche der SED in der Kunst nicht erfolgreich waren, zeigen Bilder, die mit versteckter und offener Kritik aufwarten (Konrad Knebels Mansfelder Landschaft und Häuserfront). Uwe Pfeifer, Wolfgang Mattheuer oder Manfred Butzmann sind mit ihren hintergründigen Arbeiten auf Leinwand und Papier ebenfalls vertreten. Ansonsten gibt es viel Plakatives, aber auch einfach nur schöne Landschaften. Potsdamer Künstler sind mit einigen Beispielen ebenfalls dabei: Wolfgang Liebert, Christian Heinze und Wolfgang Wegener, der mit kunstvoller Malweise auch im Kutschstall sehr überzeugt. Gesellschafts- und Zeitbilder sind zu erleben – Werke von hoher Qualität und solche, die nur von kulturhistorischem Interesse sind. Man hat nach dem Rundgang den Eindruck, dass die weitaus wichtigeren Werke, die zur DDR-Zeit entstanden sind, in den großen Museen von Dresden, Berlin oder Frankfurt an der Oder zuhause sind. Ausstellung bis 9. Januar 2005
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