
© Nestor Bachmann dpa/lbn (zu lbn vom 13.02.2012) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Interview: "Ob ich im Kino bin, das ist denen schnuppe"
Ein Gespräch über die Wirkungen von Kamerateams, absurde Probleme der Menschen mit der Bürokratie, harte Arbeit am Bürger, verbrannte Froschfüße, wenig Lohn für viel Arbeit und auch über den Bundespräsidenten: Der uckermärkische CDU-Landtagsabgeordnete Henryk Wichmann über seine Rolle - in Andreas Dresens "Herr Wichmann aus der 3. Reihe" und im eigenen Leben.
Stand:
Herr Wichmann, Sie sind als Landtagsabgeordneter über ein Jahr lang von Regisseur Andreas Dresen, einem Kameramann und einem Tonmann begleitet worden. Wie stark hat die Anwesenheit des Filmteams die Wirklichkeit, durch die Sie da gewandert sind, verändert?
Eigentlich sehr wenig, würde ich sagen. Ich habe mich nicht auf das Kamerateam konzentriert, mich eigentlich nicht darum gekümmert. Ich bin ja kein Schauspieler, der eine Rolle spielt, und Andreas Dresen war nicht mein Regisseur, der mir von morgens bis abends irgendwelche Regieanweisungen gegeben hat. Ich habe einfach nur meine Arbeit als Abgeordneter gemacht, so wie auch jetzt, und Andreas Dresen war einfach nur dabei mit der Kamera. Da ist nichts gestellt.
Haben Sie das Gefühl, dass bei bestimmten Dingen während der Dreharbeiten die Anwesenheit des Kamerateams geholfen hat?
Absolut. Etwa die Szene mit den Naturschützern, als es um den Ausbau des Radweges Berlin-Usedom und den Schreiadler ging, wegen dem ein letztes Teilstück sieben Jahre lang nicht ausgebaut werden konnte, weil der Adler da – in der Nähe zur Autobahn übrigens – brütet. Da haben die sich natürlich viel kompromissbereiter gezeigt, als die merkten, dass Andreas Dresen mit der Kamera die ganze Zeit dabei ist. Natürlich wollen die Menschen und auch nicht die Naturschützer im Film schlecht wegkommen.
Es gibt eine Szene mit Ihnen und Ministerpräsident Matthias Platzeck, in der Sie oben in der Landtagscafeteria am Stehtisch stehen und man sieht, dass Platzeck die Kamera ganz bewusst wahrnimmt, dass er sich auch für die Kamera verhält. Hätte es das Gespräch ohne Kamera auch gegeben?
Solche Gespräche zwischen dem Ministerpräsidenten und mir gibt es immer wieder mal am Rande des Plenums, schon allein, weil er ja auch in der Uckermark seinen Wahlkreis hat und ich dort zu Hause bin. Wenn wir uns sprechen wollen, dann finden wir auch eine Gelegenheit dazu. Wie er geantwortet hätte, wenn die Kamera nicht dabei gewesen wäre, dass müssen Sie ihn selber fragen.
Es ist nach „Herr Wichmann von der CDU“ der zweite Film, der über Sie gemacht wurde. War es zu merken, dass Kollegen anders reagierten, sich anders verhielten, wenn die Kamera dabei war?
Ich habe schon gemerkt, dass manche Kollegen gern mit ins Bild wollten, wenn das Team gedreht hat – weniger Kollegen aus meiner Fraktion. Aus anderen Fraktionen kamen Kollegen auffällig auf mich zu, vielleicht in der Hoffnung, ins Kino zu kommen – aber ich weiß das nicht. Ansonsten war das alles sehr entspannt. Es war ja auch vorher geklärt, dass wenn jemand etwas nicht im Film haben wollte, dass er das sagen konnte. Wir wollten ja niemanden bloßstellen mit dem Projekt. Die Gefahr besteht ja immer. Wir unterhalten uns dort ja auch über Themen, wo man nicht unbedingt möchte, dass das Gesagte später einer größeren Öffentlichkeit bekannt wird. Da kann sich aber, glaube ich, nun niemand beschweren.
Sie hatten nach jedem Drehtag 48 Stunden Zeit, um bei Dresen ein Veto gegen das Verwenden von Filmmaterial einzulegen. Haben Sie davon Gebrauch gemacht?
Ich habe, glaube ich, einmal darum gebeten, etwas wegzulassen, weil es sich um ein sehr sensibles Bürgergespräch handelte, von dem ich nicht wollte, dass das dann hinterher im Kino zu sehen ist – auch, um den Menschen nicht bloß zu stellen.
Und eigene Szenen?
Nein. Was ich in dem Jahr gemacht habe, das war alles frei für Andreas Dresen, er konnte das alles verwenden. Da hatte ich Vertrauen. Ich finde auch, da ist auch ein ganz ausgewogener Film entstanden, in dem auch Szenen sind, die ich sicherlich hätte rausnehmen lassen sollen, wenn es rein um meine Image-Pflege gegangen wäre.
Zum Beispiel?
Meine Zwischenrufe in einer Bildungsdebatte gegen einen Kollegen von den Linken. Da hätte ich natürlich sagen können, die fliegen raus. Aber Politikerporträts und Filme, in denen die Fassade perfekt ist, gibt es genug. Die Leute wollen doch mal einen echten Blick hinter die Kulissen haben. Auch so ein Abgeordneter wie ich ist nur ein Mensch – und wenn eine Debatte nun einmal hitzig ist, dann rutscht einem auch mal etwas raus, was man hinterher bereut. Wir müssen nur gemeinsam aufpassen, dass wir das mit diesen Zwischenrufen nicht übertreiben.
Andreas Dresen ist aufgefallen, dass sich die Atmosphäre im Plenum verändert, wenn die Fernsehkameras aus sind, wenn nicht live übertragen wird. Nimmt man das als Politiker tatsächlich wahr?
Ja, das kann ich bestätigen. Es ist mir von Anfang an aufgefallen, dass vormittags, wenn die RBB-Kameras da sind, erstens die Plenarsaalreihen voller sind und die Kantine leerer ist. Die Kollegen passen auch mehr auf, was sie sagen und ob sie Zeitung lesen. Am Nachmittag ist alles etwas entspannter.
Sie haben 2002 Bundestagswahlkampf gemacht, daraus entstand „Herr Wichmann von der CDU“, jetzt sind Sie im Landtag und es gibt „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ haben Sie neben den Erfahrungen mit dem Medium Film in ihrem Alltag als Landes- und Lokalpolitiker Veränderungen im Verhältnis von Medien und Politik wahrgenommen?
Ich finde, dass die Politik insgesamt in ihren Äußerungen viel, viel schneller geworden ist – insbesondere durch die neuen Medien wie Internet, Twitter und Facebook. Nachrichten werden live verbreitet. Auch von Kollegen werden aus dem Plenarsaal heraus Nachrichten verbreitet, die sonst erst am nächsten Tag in der Zeitung gestanden hätten. Und da müssen wir aufpassen, dass wir als Politiker nicht noch mehr nur reagieren auf Trends oder Nachrichten, die gerade oben sind in den Schlagzeilen, und uns keine Zeit mehr nehmen für Analyse, für ein tieferes Einsteigen in Themen, um uns eine eigene Meinung tatsächlich bilden zu können. Wir müssen nicht immer gleich eine Antwort parat haben, nur weil alles so schnelllebig geworden ist. Da sind Politik und auch unsere Demokratie ein Stück in Gefahr, dass wir uns alle gegenseitig überfordern.
Und dann kommen Sie vom Landtag in Potsdam in die Uckermark, stehen am Wochenende in der Turnhalle am Infostand der DRK-Seniorinnen und versuchen ins Gespräch zu kommen, die sind aber maulfaul und Sie müssen immer neue Anläufe nehmen – ist das dann die totale Entschleunigung?
Das erdet mich aber total, weil sich die Menschen in der Uckermark nichts daraus machen, ob ich im Kino bin oder nicht. Das ist denen völlig schnuppe. Die wollen, dass ich die Probleme, die sie haben, mitnehme und versuche, diese zu lösen. Das ist alles total unverkrampft und entspannt und bodenständig. Und da stehe ich mit beiden Beinen auf uckermärkischem Boden und fühle mich wohl.
Das gemeine Wahlvolk gilt als politikerverdrossen – Andreas Dresen kann, wie er sagt, nach den Erlebnissen bei den Dreharbeiten mit Ihnen eine gewisse Volks- bzw. Wählerverdrossenheit bei Politikern durchaus nachvollziehen. Es gibt ja mehrere Szenen im Film, wo Sie Wählern ausgeliefert sind, wo Sie nicht mehr durchdringen, in denen die Leute wirklich nur noch Frust und Vorurteile abladen. Sind Sie ein wenig volksverdrossen nach solchen Erlebnissen, etwa mit uckermärkischen Landfrauen, die nur meckern?
Nein, ich fühle mich manchmal mehr wie ein Seelendoktor, aber verdrossen bin ich überhaupt nicht. Aber es gibt ganz viel Frust bei den Bürgern, weil ihnen – wie ich glaube – nicht zugehört wird und Politiker es sich zu oft auch zu leicht machen und mit fertigen Botschaften in die Lande fahren. Man sollte zuallererst als Abgeordneter den Leuten zuhören. Und einige laden dann eben bei einem Frust ab, andere haben dafür Ideen und machen tolle Vorschläge, die kann man dann mit nach Potsdam nehmen. Wenn wir alle unsere Arbeit mehr so verstehen würden im Landtag und mehr auch auf die Bürger hörten, dem Volk aufs Maul schauten, dann wäre der Zustand unserer Demokratie auch ein anderer.
Sie haben einen verdammt großen Wahlkreis, sie haben drei Wahlkreisbüros, die sie unterhalten, und holen sich immer mehr Arbeit ran. Sie könnten es doch auch einfacher haben.
Könnte man so sehen. Mein Kollege von den Linken im Wahlkreis, der hat kein Bürgerbüro, der steht ab und an für kurze Zeit auf Märkten mit einem Bürgermobil. Meine Büros werden sehr gut angenommen und ich habe ein gutes System mit meinen Mitarbeitern gefunden, wie das, was da an uns herangetragen wird, nicht nur aufgenommen, sondern auch abgearbeitet wird. Derzeit kümmere ich mich darum, dass in einem Ort an der Autobahn ein neues Feuerwehrauto angeschafft werden kann, weil die mit dem alten auf der Autobahn keine Leute mehr aus den Fahrzeugen retten können, oder dass in einem anderen Ort ein leerer Plattenbau endlich abgerissen wird und dies alles dann auch vom Land gefördert wird.
Wer kommt denn mit so etwas zum Landtagsabgeordneten?
Na etwa die Chefin eines kommunalen Wohnungsunternehmens, die schon verzweifelt war und von anderen zu mir geschickt wurde. Die war dann positiv überrascht und sagte mir, sie habe den Glauben an die Politik wieder gefunden, weil ihr endlich mal ein Abgeordneter zugehört hat.
Wenn man beobachtet, worum es geht, wenn Bürger zu Ihnen kommen, worum Sie sich kümmern, dann bekommt man den Eindruck, dass da gar keine wirkliche Politik stattfindet. Eigentlich vermitteln Sie doch nur zwischen Bürokratie und Bürger.
Aber genau dazwischen ist die Legislative ja auch angesiedelt. Die Exekutive, also die Verwaltung, handelt, ist aber von niemandem gewählt, muss sich dem Bürgervotum nie stellen. Ministerialbeamte sind ein Leben lang als Abteilungsleiter oder Referatsleiter tätig und Verwaltung entwickelt auch manchmal ein Eigenleben. Und da ist es gut, dass zwischen dem Bürger, der sich nicht tagtäglich um so etwas kümmern kann, und der Verwaltung noch Abgeordnete vermitteln, den Bürgerwillen aufnehmen, prüfen, Gesetzesentwürfe oder einen Antrag formulieren und damit auch immer wieder die Regierung ein Stück kontrollieren und antreiben.
Können Sie sich vorstellen, dass es noch einen dritten Teil von Herr-Wichmann-Filmen gibt?
Andreas Dresen hat ja irgendwo schon spaßig gesagt, dass der Titel für ihn schon feststeht: „Herr Wichmann im Bellevue“. Warten wir es mal ab. Man könnte ja über den Bundespräsidenten auch viel sagen in diesen Tagen – von daher passt der neue Film auch ganz gut in die Zeit, denke ich.
Warum?
Weil gezeigt wird, dass es nicht nur die Spitzenpolitiker gibt, die – warum auch immer – in negative Schlagzeilen geraten sind, sondern dass es einen großen, großen Teil von Politikern und eben auch Abgeordneten gibt, die einen sehr harten und fleißigen Job machen. Und über die wird eigentlich viel zu wenig gesprochen. Wir sehen in den Medien immer nur die Negativbeispiele und über die vielen ehrenamtlichen Stadtverordneten und Gemeindevertreter, Kreistagsabgeordneten und Bürgermeister wird viel zu wenig gesprochen. Die arbeiten auch jeden Tag bis zu 14 Stunden – genau wie Christian Wulff. Und wenn die irgendwo eine Übernachtung buchen, dann bezahlen die diese sogar selbst.
Klingt so, als wären Sie von ihrem Parteifreund und Bundespräsidenten schwer genervt. Sollte er nach all den Affären und Vorwürfen zurücktreten?
Die Entscheidung muss er für sich allein treffen, das muss er am Ende mit sich selbst ausmachen. Egal wie die Sache ausgeht, seine Glaubwürdigkeit ist schon sehr angekratzt. Wir können alle nur das bekommen, was wir uns auch leisten können: Freunde hin, Freunde her. Ich denke, wenn ich in seiner Situation wäre, würde ich schon zum Schutz der eigenen Familie einen Strich ziehen. Meine Frau würde das jedenfalls so nicht ertragen können, glaube ich.
Wenn Sie dann in Diskussionen wie bei den Landfrauen sitzen, die Sie mit ihrer Wut, ihrem Frust und ihren Vorurteilen über Politiker zuschütten, wie groß ist dann eigentlich bei Ihnen der Frust über solche Politiker, für die Sie da in Mithaftung genommen werden?
Na, das ist schon manchmal sehr ärgerlich. Vor allem, wenn man Fragen beantworten muss, die sich eigentlich an andere richten. Aber das ist mein Job, das habe ich immer so gesehen: Wenn in der CDU jemand Mist baut, dann habe ich das mit auszubaden. So geht es den Kollegen in den anderen Parteien ja auch. Wenn Sigmar Gabriel etwas verzapft, dann haben es die SPD-Kollegen im Landtag im Zweifel am Ende auch mit auszubaden. Damit müssen wir einfach leben. Dafür sind wir Volksvertreter, dass wir eben auch viel von dem Frust oder der Wut – es ist ja viel vom Wutbürger die Rede – der Bürger mit auf uns laden müssen. Wenn das alle etwas mehr machen würden und mehr zuhören würden, dann würde sich in vielen Fällen so eine große Wutwelle erst gar nicht auftürmen.
Sie haben den Landfrauen fast schon verzweifelt vorgerechnet, was bei Ihnen nach Abzug aller Kosten samt Höchstbeiträgen für Kitaplätze und Krankenversicherung am Monatsende übrig bleibt – ein Betrag knapp über dem Hartz-IV-Satz ...
... ja, schon ein bisschen drüber.
Ist Politik auf Kommunal- und Landesebene, so wie Sie die betreiben, brotlos?
Man muss schon sehr verrückt sein und Leidenschaft mitbringen, wenn man das so betreibt. Meine Büros kosten ja auch Geld und ich könnte mich ja zurücklegen und weniger Bürgerarbeit machen.
Was kosten ihre Büros?
Ich zahle für alle drei Bürgerbüros 650 Euro Miete im Monat. Mein Bürgermobil, mit dem ich in die Dörfer fahre, wird im Moment noch über den Landtag abgerechnet. Aber die Büromieten gehen von meinem verfügbaren Nettoeinkommen ab. Da kommt einiges an Kosten zusammen, denn die Büros sind auch mit Mitarbeitern besetzt und die schreiben ja auch Briefe, die telefonieren und heizen auch. Wenn man die ganzen Kosten zusammen nimmt, dann reicht die steuerfreie Wahlkreispauschale von 612,37 Euro überhaupt nicht aus. Ich will ja auch einmal im Jahr einen Brief oder einen Flyer an alle Haushalte im Wahlkreis schicken, damit die Bürger auch wissen, ich bin da und komme nicht erst im Wahlkampf wieder mit Plakaten um die Ecke. Wenn man das professionell machen will und auch auf sich und seine Arbeit aufmerksam machen will, dann kostet das alles Geld. Demokratie ist eben nicht zum Nulltarif zu haben. Und ich finde die Ausstattung, die wir haben, die Mitarbeiterpauschale und auch die steuerfreie Pauschale für die Wahlkreisarbeit, die sind zu gering, da müssen wir dringend etwas verändern. Wenn ich das mit einem Bundestagsabgeordneten vergleiche, der 4000 Euro steuerfrei bekommt für seinenWahlkreis – und der ist bei mir aber genauso groß und ich habe im Zweifel mehr mit den Bürgern zu tun, weil die Landesebene dichter an den kommunalen Dingen dran ist als der Bundestag.
Wissen Sie, für wie viele Quadratkilometer Sie zuständig sind?
Nein, nicht genau, aber da wir im Norden ja keinen weiteren CDU-Landtagsabgeordneten haben, ist es bei mir die gesamte Uckermark mit mehr als 3000 Quadratkilometern Fläche und ein Teil von Oberhavel mit bestimmt auch noch einmal 1500.
Ist bei der Größe Politik für den Bürger und umgekehrt für Sie der Zuständigkeitsbereich überhaupt noch – im wahrsten Wortsinn – erfahrbar?
Was die Verwaltungen für die Bürger angeht im Moment noch. Da müssen wir sehen, was eine Kommunalreform, über die jetzt diskutiert wird, bringt. Wir Abgeordnete haben es selbst in der Hand, ob wir uns ein oder mehrere Büros und Bürgermobile leisten, mehr Geld ausgeben, um Bürger zu erreichen. Jeder von uns kann selbst entschieden, wie er den Kontakt zum Bürger herstellen will. Man kann natürlich auch sagen, man ist ein virtueller Abgeordneter und arbeitet nur noch über die Website und Facebook und ist ansonsten in Berlin oder Potsdam – davon gibt es ja einige.
Der Film endet immer vor Ihrer Haustür. Privatleben gibt es da nicht, wie viel Zeit bleibt Ihnen für die Familie?
Das ist nicht einfach, auch weil die Abende ja oft mit Politik ausgefüllt sind. Ich kann eigentlich nur froh sein, dass unsere älteste Tochter schon immer erst ganz spät einschläft. Dadurch sehe ich sie wenigstens noch wach, wenn ich gegen 21 oder 22 Uhr nach Hause komme. Für alle Besorgten: Sie hat einen guten Tiefschlaf und ist auch sonst fit – wir müssen uns keine Sorgen machen. Ich versuche ansonsten, jeden Morgen mit ihnen zu frühstücken und die Wochenenden einigermaßen mit der Familie zu verbinden – denn die Woche ist wirklich voll. Wenn wir Plenum haben in Potsdam oder Ausschüsse und ich zwei, drei Mal in der Woche nach Potsdam pendle, dann sitze ich ja schon allein vier bis fünf Stunden im Auto – Zeit, die dann bei der Familie fehlt. Meine Frau muss da ungeheuer viel kompensieren und mir abnehmen.
Was macht ihre Frau eigentlich beruflich, das kommt, glaube ich, im Film nicht vor?
Sie studiert noch Philosophie und Germanistik, macht jetzt ihre Prüfungen, hat ihre Magisterarbeit abgegeben und wenn sie fertig ist, dann müssen wir mal gucken, wie es bei ihr weitergeht.
Jetzt sind nach dem ersten Wichmann-Film neun Jahre vergangen. Wo wollen Sie in neun Jahren sein?
Ich möchte weiter in Brandenburg Politik machen – für Brandenburg. Ich möchte nicht in den Bund wechseln, weil ich mich in der Brandenburger Landespolitik inzwischen sauwohl fühle, weil es überschaubar ist, weil ich schnell Mal an einen Minister oder Staatssekretär rankomme, obwohl wir nicht einmal in der Regierung sind, das ist auf der Bundesebene alles viel größer und komplizierter, denke ich.
Aber in der Opposition wollen Sie doch dann nicht mehr sein, oder?
Na, wenn es die Möglichkeit gibt, würden wir natürlich auch wieder ganz gerne in Brandenburg regieren. Nur, ob ich dann dabei sein werde, das weiß ich nicht – in der Politik ist eben alles nur auf Zeit.
--Das Gespräch führte Peter Tiede.
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