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KulTOUR: Neue Entdeckungen im Märkischen

Malerin Annegret Reelitz zeigt Pferde in beinahe allen Lebenslagen

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Seddiner See - Die Kulturscheune Kähnsdorf am Seddiner See startet mit regionalem Flair in die neue Saison. „Pferdeland Brandenburg“ nannte die 1947 in Braunschweig geborene Malerin Annegret Reelitz ihre Verkaufsausstellung, fünfzehn Tierdarstellungen, meist mit Acryl auf Leinwand gebannt: Niedliche Welpen stecken „Nach dem Spaziergang“ ihre feuchten Schnäuzchen neugierig durch ein Gitter. Bis hinter die Ohren gelockt präsentiert sich die edle Hundedame „Isabel“ en face dem Betrachter, und auch „Michendorfer Gänse“ kann man bewundern. Vor allem aber „Brandenburgische“ Pferde in beinahe allen Lebenslagen: Jungtiere als „Stangenhagener Impressionen, ein Kraftprotz von Schimmel, der von den „Upstallwiesen“ auf den Betrachter zurast, als entstamme er geradewegs der Apokalypse. Die entgegengesetzte Richtung hat eine „Herrenreiterin“ (nach Kafka) auf dem „Märkischen Sand“ betitelten Bild gewählt.

Keine Frage, Annegret Reelitz hat sich in diese hipponische Landschaft verliebt. Das scheint zuerst einmal seltsam, denn nach ihrer Hochzeit 1968 war sie alles andere als bodenständig. Gemeinsame Aufenthalte in England, Spanien, Nigeria und Portugal füllten manche Jahre mit ihrem Mann, bevor sie an der neuen Kunstschule Zürich Malen und Zeichnen erlernte. 1988 zog das Ehepaar nach Mexiko, sie studierte dort die Landesgeschichte. Man hätte in Kähnsdorf gern ein paar Bilder aus jener so bewegten Zeit sehen wollen, nur Pferde und Landschaft sind ja nicht jedermanns Sache, zumal man sie nun tagaus, tagein in fast jedem Dorf vor der Nase hat.

Zurück in Deutschland, wollten sich Annegret Reelitz und ihr Partner zuerst im schönen Bayern niederlassen, aber das war nichts. So kam das Paar via Berlin zum Wohnort Golfplatz-Michendorf, um sich nach so viel Weltläufigkeit zur Ruhe zu setzen. Ihr Alterssitz erwies sich aber als Startpunkt für neue Erkundungen. Annegret Reelitzens Malerauge entdeckte nun von hier aus den stillen „Abend an der Nuthe“, Michendorf aus ganz ungewöhnlichen Perspektiven, und auch jenen Buben, der ein Fohlen mit Blick zum Betrachter streichelt, eine winterliche Koppel mit zwei Pferden „Im Fläming“. Den Versuch, die Brandenburgische Mark durch Tiere zu definieren, findet man nicht so oft.

Ihr Stil ist eher unspektakulär. Sie malt, was sie sieht, setzt die Sujets oftmals genreartig in Szene, wählt kräftige Farben, doch hat man gelegentlich den Eindruck, als wollte sie sich mit ihren animalischen Stars begnügen. Bilder aber sind mehr, man sucht nach Details, man spürt, dass Schwer- oder Heißblüter hier eben nicht alles sind, Erfahrungssache. „Märkischer Sand“ zum Beispiel hat nichts, woran das Auge festhalten kann, es fehlt schlichtweg die Bild-Idee. Und so sind eben nicht die „realistischen“ Arbeiten immer so spannend, sondern vielmehr die eine, allein ohne Titel, welche ganz aus dem Rahmen fällt, vielleicht eine Pferdegeburt, ein Mischding zwischen Hippo und Mensch, anderes... Hier erwacht plötzlich die Phantasie, möchte man mehr erfahren.

Von Ihrer ersten Ausstellung 1986 bei den „American Woman of Lisbon“ über Mexiko und den Beelitzer Tiedemann-Saal war es ein weiter Weg bis zu dieser Frühjahrs-Exposition, der irgendetwas zu fehlen scheint. Na ja, Herr Zufall wollte, dass einem bei der Rückfahrt ausgerechnet ein weißes Pferd von der Koppel ferne begrüßte. Hier ist viel Schauen nötig.

Zu sehen ist die Ausstellung in der Kulturscheune Kähnsdorf bis zum 21. März mittwochs, donnerstags, samstags und sonntags jeweils von 11 bis 16 Uhr.

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